RAW-Test: Canon R5

Die 4000 Euro teure EOS R5 mit 45-Megapixel-CMOS und Bildstabilisator ist Canons Antwort auf die Konkurrenz wie Nikons Z7/Z7 II (45 MP), Panasonic S1R (47 MP) und Sonys A7R-Reihe mit bis zu 60 MP. Zudem filmt sie mit bis zu 8K-Auflösung. Die R5 hat einen OLED-Sucher mit einer spektaktulären Auflösung von 1 920 000 RGB-Pixeln. Das Sucherbild wirkt sehr natürlich. Der Menüeintrag „Anzeigequalität“ ermöglicht die Wahl zwischen „Stromsparend“ und „Flüssig“ (120 B/s). Der dreh- und schwenkbare 3,2Zoll große Monitor mit seinen 700000 RGB-Bildpunkten kann für den Transport um 180 Grad gedreht werden, damit die Glasoberfläche innen liegt und gegen Kratzer geschützt ist. Seine Touchfunktionalität erstreckt sich auf die komplette Bedienung der Kamera. Unterscheidungsmerkmale gegenüber der R6/R6II sind das zusätzliche monochrome Schulterdisplay und die Kompatibilität mit CFExpress- Speicherkarten. Das R5-Gehäuse aus Magnesium und Polycarbonat ist zum Teil glasfaserverstärkt sowie gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, es liegt sehr gut in der Hand.

Canon R5: Autofokus mit Deep-Learning

Zum Scharfstellen verwendet die R5 einen Dual-Pixel-CMOS-AF. Die Bildfeldabdeckung beträgt 100 Prozent in der Horizontalen und in der Vertikalen bei Messfeldautomatik mit AF-Nachführung und Gesichtserkennung. Bei manueller AF-Feld-/AF-Zonenauswahl reduziert sich die vertikale Abdeckung auf 90 Prozent, mit dem Einzelfeld-AF lassen sich 5940 Felder anwählen. Motiverkennung und zuverlässige Verfolgung spielen eine zentrale Rolle. Die Gesichts- und Augenerkennung kann – unterstützt durch Deep-Learning-Algorithmen – zwischen Menschen und Tieren unter- scheiden. Vögel aller Art werden eben- so erkannt wie Hunde oder Katzen.

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Bildqualität der Canon R5

Canon wählt bei der JPEG-Signalverarbeitung der R5 eine ziemlich aggressive Methode: Die Kantenprofile zeigen starke Nachschärfungen, und der Kontrast wird heftig angehoben – die jüngere Canon R6II bereitet die JPEGs zurückhaltender auf. Die starke Kontrastanhebung und die Kantenbetonung begünstigen hohe Messwerte. Bei ISO 100 erreicht die Auflösung 2843/2717 LP/BH und die Dead Leaves liegen bei 1839/1942 LP/BH. Nur die neue Sony A7RV erreicht ein noch höheres Niveau im JPEG-Test.

Die Canon R5 startet hoch, doch ihre Pixel- dichte fordert bei höheren Empfindlichkeiten ihren Tribut: Die Verluste sind größer als bei der R6II oder der R3, die mit 24-MP-Sensoren ausgestattet sind. Bis ISO 1600 sinkt die Auflösung um circa 260 LP/BH, an farbigen Dead-Leaves-Strukturen messen wir noch 1417/1144 LP/BH. Rauschen ist auch bei ISO 1600 kein Problem – mit einem Wert von VN 1,8 ist es bei starkem Zoomen sichtbar, aber nicht störend.

Mit dem Wechsel zu RAW nimmt die Auflösung bei ISO 100 im Vergleich zu JPEG um circa 100 LP/BH ab. Bei den Dead Leaves messen wir allein bei niedrigkontrastigen Strukturen circa 200 LP/BH weniger, während die HC- Werte stabil sind. Zwar findet auch bei der RAW-Entwicklung eine Bildoptimierung mit Kantenaufsteilung statt, doch die Ergebnisse wirken natürlicher als die JPEGs aus der Kamera, und man kann visuell kaum Nachteile bei der Feinzeichnung erkennen.

Bei ISO 1600 liefern die RAW-Auf- nahmen bei jeder LR-Einstellung eine visuell bessere Detailwiedergabe. Am höchsten sind die Werte bei LR1. Starkes Entrauschen kostet also Feinzeichnung, und die Auflösungswerte bei LR3 und niedrigen Kontrasten mit 2136 LP/BH liegen unter denen der JPEG-Bilder. Zugleich messen wir bei LR3 höhere LC-Dead-Leaves-Werte von 1306 LP/BH, wodurch die feineren Details besser wirken. Rauschen ist in den Fotos aus der Canon-Kamera unbehandelt mit VN 3,1 deutlich wahrnehmbar und störend. Die LR2 mit moderatem Entrauschen ist der empfehlenswerte Mittelweg.

Fazit

Canons R5 profitiert durch RAW zuerst von einer schonenderen Bildabstimmung. Die Feinzeichnung verbessert sich vor allem in Strukturen mit hohen Frequenzen und niedrigen Kontrasten und stärker bei höheren Empfindlichkeiten. Höheres Rauschen bei ISO 1600 lässt sich gut dosieren, sodass die Bilder eine gute Balance finden. Selbst wenn man stärker entrauscht, bieten RAWs Vorteile gegenüber JPEGs aus der Kamera.