Um Hasselblad wurde es in den letzten Jahren sehr ruhig, nun bringt das Unternehmen eine neue spiegellose Mittelformatkamera auf den Markt. Die Hasselblad X2D 100C verdoppelt die Auflösung der Vorgängermodelle von 50 auf 100 Megapixel. Außerdem ist der Sensor nun beweglich gelagert, und der Autofokus setzt auf Phasenmessung. Optisch ändert sich am Gehäuse nicht viel, die Technik im Inneren schon. Der Preis liegt bei 8700 Euro plus Mehrwertsteuer.
Bildstabilisierung und Phasen-AF
Mit dem neuen Sensor und 100 Megapixeln Auflösung hebt die neue Hasselblad die Leistung deutlich an. Die Kamera wird von drei neuen Festbrennweiten flankiert, welche die Auflösung optisch umsetzen sollen. Zugleich verspricht Hasselblad eine natürliche Farbwiedergabe durch Hasselblad-Natural-Colour-Solution-Technologie (HNCS). Dank der beweglichen Aufhängung des Sensors wurde eine kameraseitige Bildstabilisierung mit Ausgleich in fünf Achsen realisiert – eine hauseigene Entwicklung wie Hasselblad betont. Für Hasselblad-Fotografen ist das IBIS-System ein wichtiges Argument, denn in den Objektiven baut Hasselblad bisher noch keine Stabilisatoren ein. Als Bildformate sind RAWs mit 16-Bit Farbtiefe und über 200 MB pro Bild sowie JPEGs möglich. Der Empfindlichkeitsbereich reicht von ISO64 bis ISO 25600. Video-Funktion gibt es nicht.
Einfach fotografieren lernen mit unseren Online-Fotokursen
Für nur 6,99€ im Monat kannst Du auf über 70 Online-Fotokurse zugreifen. Lerne die Grundlagen der Fotografie - verständlich und mit vielen Praxisbeispielen. Inklusive Test und Fotokurs-Zertifikat.
Mehr Infos zu den FotokursenVerbessert wurde das AF-System. Während die Vorgängermodelle X1D 50C und die 2019 vorgestellte X1D II 50C noch auf einen Kontrast-AF vertrauten, setzt die X2D 100C auf einen neuen Phasen-AF, der die Motive drei Mal so schnell fokussieren soll im Vergleich zum Kontrast-AF der 50-MP-Modelle. Maximal stehen dem Fotografen 294 AF-Felder zur Verfügung, welche den Sensor zu 97 % abdecken. Der Fotograf kann zwischen AF-S oder MF mit Lupenunterstützung wählen, AF mit Nachführung (AF-C) gibt es nicht. Die Neue beherrscht nun auch Geschichtserkennung. Das Serientempo beträgt 3,3 B/s. Bilder speichert die Kamera entweder auf dem 1-TB-großen internen Speicher oder auf CFe-Type B-Speicherkarten. Allerdings unterstützt die Kamera maximal 512 GB große Karten.
Sucher und Monitor der Hasselblad X2D 100C
Der elektronische OLED-Sucher löst die Motive nun mit 1 920 000 RGB-Pixel auf und bietet zugleich eine effektive Vergrößerung von 1,0x. Die Frequenz beträgt jedoch nur 60 B/s – das ist nicht ganz auf dem Niveau der Konkurrenz. Der Monitor auf der Rückseite bleibt gleich groß – 3,6-Zoll – und löst vergleichbar fein auf – 786 667 RGB-Pixel. Die Touchfunktion wurde beibehalten. Außerdem ist der Monitor – und das ist neu – nach oben neigbar. Oben auf der Kamera behält die X2D 100C das farbige 1-Zoll-Schulterdisplay für die schnelle Kontrolle wichtiger Parameter.
Zentralverschlüsse bei Objektiven
Eine Besonderheit des Hasselblad-Systems sind XCD-Objektive mit Zentralverschluss. Mechanisch sind Zeiten zwischen 1/4000 s und 68 min möglich, beim Wechsel zum elektronischen Verschluss kann die Kamera bis zu 1/6000 s belichten. Solange man den mechanischen Verschluss verwendet, sind externe Blitze bei allen Verschlusszeiten verwendbar. Zu den kompatiblen Blitzen gehören die Nikon-Modelle SB-300, SB-500, SB-5000, SB-700, SB-900, SB-910.
CNC-gefrästes Gehäuse
Das robuste Gehäuse aus Aluminium ist aus einem Block gefräst. Die Linienführung entspricht den Vorgängermodellen. Das Gewicht und die Abmessungen sind etwas gewachsen, für Mittelformat ist die etwas unter 900 Gramm schwere X2D 100C aber noch kompakt. Die Kamera ist für den Einsatz von -10 °C bis 45 °C freigegeben. Skandinavischer Minimalismus wurde als Leitlinie für das Bedienkonzept gewählt. Insgesamt bietet die Kamera nur wenige mechanische Tasten, allem voran die beiden Einstellräder für Zeigefinger und Daumen, dafür aber auch zeitgemäße Bedienung per Touch.
Das Menü setzt auf Smartphone-ähnliche Symbole und ist leicht zu erschließen. Dank des ausgeprägten Handgriffs mit Gummierung sollte die Kamera gut in der Hand liegen. Die Verbindung zur Außenwelt stellt die Kamera mit USB 3.1 oder Wi-Fi her.
Zum Lieferumfang gehört die aktuelle Phocus-Software für Mac und Windows-Rechner sowie iPads. Damit haben Fotografen ein Tool für RAW-Entwicklung und Bildbearbeitung an der Hand. Zurzeit ist die X2D 100C aber nicht mit der Phocus Mobile 2 App kompatibel – das soll sich bis Jahresende ändern.
Gerät | Hasselblad X2D 100C |
---|---|
Bildsensor | 100-MP-CMOS-Sensor, 43,8 x 32,9 mm, 11 656 x 8742 Pixel, 3,76 μm Pixelpitch |
Empfindlichkeit | ISO 64 - 25 600 |
Dateiformat | RAW (16-Bit), JPEG, RAW + JPEG |
Video | - |
Autofokus | Phasen-AF, 294 AF-Felder, Einzel-AF (AF-S), MF (Lupe ) |
Belichtungsmessung | Spot, selektiv, Integralmessung |
Belichtungssteuerung | P, A, T, M, benutzerdefinierte Presets |
Monitor | 3,6-Zoll-TFT, 786 667 RGB-Bildpunkte, touchfähig, neigbar |
Sucher | elektronischer Sucher, 1 920 000 RGB-Bildpunkte, 100%, 1,0x eff. |
Ausstattung | Systemschuh, 1 GB interner Speicher, CFe-Slot (max. 512 GB), |
Maße und Gewicht | 148 x 106 x 5 mm, 895 g |
Preise | 8700 Euro zzgl. MwSt. |
Autor: Wadim Herdt