Grundbegriffe der Lichtführung – Teil 1

Grundbegriffe der Lichtführung: Teil 1
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
Die Resonanz auf unsere Artikel zum Thema Blitz und Blitzlicht war bisher gut und trifft auf viel Interesse. Wir wollen daher im Laufe dieses Jahres dieses Thema regelmäßig erweitern und zum Herbst hin beginnen auch sehr fortgeschrittene Techniken der Lichtführung zu beschreiben und zu zeigen.

Dabei möchten wir gern übliche Begriffe verwenden, wie sie sich in der Fotografie eingebürgert haben.

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Und damit Du weißt, was wir meinen, wenn wir einen Begriff verwenden und wir sichergehen können, dass Du unsere Fachbegriffe verstehst, möchten wir gern in diesen und dem folgenden Artikel diese Fachbegriffe zur Beleuchtung erläutern und jeweils mit einem einfachen Beispiel hinterlegen. So verstehst Du nicht nur den jeweiligen Begriff, sondern auch die Bedeutung in der Praxis. Im Artikel zum Thema Licht in der Fotografie haben wir bereits einige Begriffe kurz vorgestellt, möchten in diesem Artikel aber bereits etwas tiefer einsteigen.

Weiches oder hartes Licht?

Viele Lichtarten (nicht alle) lassen sich mit weichem oder mit hartem Licht machen.

Sie unterscheiden sich dabei nicht zwingend in der Helligkeit, aber in ihrem Charakter.

Es gibt auch keine klare Grenze, ab der man von hart oder weich spricht. Licht kann sehr hart sein, hart oder eher hart, aber ebenso sehr weich, weich oder eher weich. Du unterscheidest hartes und weiches Licht anhand der Schatten.

  • Hartes Licht produziert harte Schattenkanten
  • weiches Licht wenig Schatten mit weichen Kanten, im Extremfall sogar ohne Schatten

Du findest weiches und hartes Licht auch in der Natur, die dort im täglichen Leben entwickelten Sehgewohnheiten beeinflussen Deine Wahrnehmung auch bei künstlichem Licht. Die Mittagssonne im Sommer hat hartes Licht, eine durchgehende Bewölkung am Morgen oder am Abend ein eher weiches Licht.

Wann nutze ich hartes Licht und wann weiches Licht?

Letztendlich entscheidest Du das allein nach Deinem Geschmack. Nimm das Licht, das Dir am Ende am besten gefällt. Es gibt keinen Zwang in einer bestimmten Situation eine bestimmte Lichtart zu verwenden. Es haben sich aber typische Anwendungsfälle herauskristallisiert, von denen ich Dir einige kurz erläutern möchte:

Anwendungsbereiche Hartes Licht

Hartes Licht ist oft ein Charakterlicht und wird oft verwendet, um dem Bild eine ganz spezielle Stimmung zu geben. Theaterlicht, Rembrandtlicht, Marlene-Dietrich-Licht sind zum Beispiel spezielle Anwendungen des harten Lichts. Hartes Licht arbeitet Konturen und Oberflächen des Motivs heraus, es eignet sich zusätzliche Spannung ins Bild zu bringen. Eine Kugel im harten Licht fotografiert wirkt eher wie eine Kugel, als bei weicher Beleuchtung.

Bei Porträts setzt Du hartes Licht eher bei Männern ein, als bei Frauen. Es betont die Gesichtszüge, aber auch die Falten und Poren. Es eignet sich daher sehr für Charakterporträts, aber weniger für Beautyaufnahmen.

Hartes Licht arbeitet Konturen heraus und schärft die Gesichtszüge. Hier war der Effekt gewünscht und den Faltenwurf der Kleidung herauszuarbeiten
Hartes Licht arbeitet Konturen heraus und schärft die Gesichtszüge. Hier war der Effekt gewünscht und den Faltenwurf der Kleidung herauszuarbeiten

Anwendungsbereiche Weiches Licht

Weiches Licht nimmt dem Motiv Tiefe (was durchaus ein gewünschter Effekt sein kann). Es wird zum Beispiel gern verwendet, wenn die Wirkung des Fotos eher auf Farben beruhen soll und weniger auf vorhandenen Formen und Strukturen. Weiches Licht wird oft in der Produktfotografie verwendet, aber auch gern im Beautybereich. Gerade, wenn es um das Thema Frauen- und Kinderporträt geht, ist der weiche Effekt gewünscht.

Je nach Grad der „Weichheit“ werden Poren und Falten vermindert oder sind zum Teil gar nicht zu sehen. Das Make-Up oder die Augenfarbe treten bei weichem Licht in den Vordergrund.

Weiches Licht reduziert Hautunebenheiten und Falten. Hier wurde das Weiche Licht durch eine Softbox erzeiugt, wie Du am Augenreflex erkennen kannst
Weiches Licht reduziert Hautunebenheiten und Falten. Hier wurde das Weiche Licht durch eine Softbox erzeugt, wie Du am Augenreflex erkennen kannst

Die Basis-Ausleuchtungsformen

Die detaillierte Besprechung der Bedeutung von hartem und weichem Licht haben wir gemacht, weil die folgenden Beleuchtungsarten sich zumindest oft zusätzlich mit ihrer Eigenschaft als hartes oder weiches Licht beschreiben lassen. Dort, wo es Sinn macht, werden wir es bei der Beschreibung des Lichttyps zusätzlich erwähnen.

Zu Beginn werden wir Dir die wichtigen Beleuchtungsarten vorstellen, die Du kennen solltest, wenn Du Basissets aufbauen möchtest. Später werden wir Dir dann sehr spezielle Beleuchtungsarten vorstellen, um dann später komplexe Beleuchtungsarten zu erarbeiten und deren Wirkung zu zeigen.

Das Führungslicht

Das Führungslicht wird manchmal auch als Hauptlicht bezeichnet. Besteht das Set aus mehreren Lampen oder Blitzen, wird das Führungslicht immer zuerst eingestellt, denn es trägt den hauptsächlichen oder zumindest weit überwiegenden Anteil zur Gesamtbelichtung bei. Es heißt auch Führungslicht, weil es die Szene führt, da es die Richtung und die Stärke der Schatten festlegt.

Die Lichtrichtung hat einen wesentlichen Einfluss auf die spätere Gesamtwirkung des Fotos. Das Führungslicht kann als hartes und als weiches Licht ausgeführt sein.

Das Fülllicht

Das Fülllicht wird oft auch Aufhelllicht genannt und „füllt“ die Stellen mit Licht auf, die das Führungslicht nicht erreicht. Es handelt sich dabei meist um die Bereiche, die im Schatten liegen. Ein typisches Beispiel sind die Augenhöhlen, die durch hohes Führungslicht sonst oft dunkel sind oder die dem Führungslicht abgewandte Gesichtshälfte bei einem seitlichen Führungslicht. Das Fülllicht hellt nur bestimmte Bereiche auf und trägt nicht oder nur sehr unwesentlich zur Gesamtbelichtung bei. Fülllicht kann weich oder hart sein.

Das Hintergrundlicht

Das Hintergrundlicht heißt nicht Hintergrundlicht, weil es im Hintergrund steht, denn dann wäre Gegenlicht auch ein Hintergrundlicht. Aufgabe dieser Beleuchtungsart ist es den Hintergrund zu beleuchten. Eine klassische Anwendung im Studio ist das „Wegblitzen“ des Hintergrunds. Der Blitz wird so eingestellt, dass der (weiße) Hintergrund keine Zeichnung mehr hat. Mögliche Flecken und Knitter im Papierhintergrund verschwinden so und müssen später nicht herausretuschiert werden. Das Motiv lässt sich dann sehr einfach per Software freistellen.

Alternativ wird das Hintergrundlicht auch eingesetzt, um einen zu dunklen Hintergrund zusätzlich zu beleuchten, sofern er wichtige Details enthält. Ein Vorteil des Hintergrundlichts ist, dass die Schatten verschwinden, die das Führungslicht auf den Hintergrund wirft. Hintergrundlicht ist meistens weich.

Das Führungslicht kommt (aus Sicht des Fotografen von rechts, das Fülllicht von links und hellt auf und auf den Hintergrund wurde ein roter Spot gesetzt um einen farbigen Akzent zu setzhen.
Das Führungslicht kommt (aus Sicht des Fotografen) von rechts, das Fülllicht von links und hellt auf und auf den Hintergrund wurde ein roter Spot gesetzt um einen farbigen Akzent zu setzen.

Reflektiertes Licht

Reflektiertes Licht beschreibt das Licht, das von einer Fläche reflektiert wird. Es kann dabei als Führungslicht dienen (wenn es gezielt angeblitzt wurde oder zum Beispiel Fensterlicht einfängt), um es an eine andere, bisher unbeleuchtete Stelle im Motiv zu lenken. Es kann aber auch als Fülllicht dienen, um einen fehlenden zweiten Blitz zu ersetzen. Reflektiertes Licht ist meist weich.

Blitzgedreht
Um die Dominanz des Hintergrundlichts zu brechen, wurde für dieses Bild der Blitz auf der Kamera gedreht. Er blitzte schräg nach hinten auf einen Goldreflektor, der dann erst das Licht auf die Gesichter warf.

Seitenlicht

Ein Seitenlicht kann ein Führungslicht oder ein Fülllicht sein. Es steht rechtwinklig zum Motiv, meistens etwas zur Kamera hin verschoben. Als Führungslicht eignet es sich nicht besonders für frontal aufgenommene Porträts, da es sehr ausgeprägte Kontraste und Schatten erzeugt. In diesem Fall sollte von der anderen Seite ein zweiter Blitz zumindest als Fülllicht oder als zweites Führungslicht (Zangenlicht) arbeiten. Seitenlicht kann hart und weich sein.

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Das Seitenlicht links ist das Führungslicht. Vor rechts kommt etwas schwächer das Fülllicht

Grundlicht

Das Grundlicht ist meistens ein weiches Licht. Manche bezeichnen es auch als Umgebungslicht. Es hat keine spezielle Richtung, sondern sorgt einfach für die Basisausleuchtung der Umgebung und des Motivs. Das Grundlicht kann erwünscht oder unerwünscht sein. Um das Grundlicht aus der Beleuchtung zu eliminieren, schließt Du die Blende der Kamera (Modus M) soweit, bis das resultierende Bild schwarz oder fast schwarz wird und fügst dann Dein geplantes Blitzlicht zu. Wenn Deine Blitzgeräte genug Leistung haben, kannst Du so selbst helles Tageslicht in einem Raum eliminieren.

Hier wurde das Grundlicht des Raums genutzt ohne zusätzliche Beleuchtung. Da es aus vielen Richtungen kommt, git es kaum Schatten (außer natürlich direkt hinter dem Modell, da es an der Wand steht)
Hier wurde das Grundlicht des Raums ohne zusätzliche Beleuchtung genutzt. Da es aus vielen Richtungen kommt, gibt es kaum Schatten (außer natürlich direkt hinter dem Modell, da es an der Wand steht).

Gegenlicht

Das Gegenlicht ist eine Lichtquelle, die das Licht in Richtung der Kamera abgibt. In dem meisten Fällen steht die Lichtquelle außerhalb des Erfassungsbereichs der Kamera oder wird durch das Motiv verdeckt. Gegenlicht erzeugt einen Lichtkranz um das Motiv und eignet sich daher auch nicht als Führungslicht.

Gegenlicht
Hier wurde das Gegenlicht durch einen Reflektor hinter dem Modell erzeugt (ohne eigenen Blitz im Reflektor), deutlich zu erkennen ist der Lichtkranz an den Haaren

 

Mit diesem Beitrag haben wir die wichtigsten Formen der Ausleuchtung vorgestellt. Diese Ausleuchtungsformen reichen für die meisten der im Studio üblichen Lichtsets mit zwei oder drei Blitzen aus.

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11 Kommentare

  1. Die Artikel über Belichtung und Blitze finde ich sehr interessant .
    Schön das für jeden Wissensstand etwas dabei ist und meiner Meinung nach leicht verständlich erklärt wird. Freue mich auf die nächsten Lektionen.
    Danke und weiter so

  2. Die Artikel sind sehr interessant und lehrreich. Mich würde dann noch interessieren wie die Belichtungseinstellungen im Freien bei Tag- und Nachtaufnahmen zu dosieren sind. Ein weiterer Punkt wäre noch das Blitzen im HSS und Supersync Modus. Hilft mir da noch die Blitzleitzahl.

  3. Zwei mal die Woche so eine lehr- und hilfreiche Information ist mir fast zu viel. Ich bin beruflich sehr eingespannt und das Fotografieren ist nur ein Hobby. Auch wenn mir vieles bekannt ist, kann ich das gar nicht so schnell durcharbeiten und umsetzen.
    Einzige Lösung:
    Ich habe bisher alle Links in einer Word-Datei gespeichert und verwende diese Datei als Nachschlagwerk.
    Ein mal je Woche wäre ideal.

  4. Um das ganze mit den gezeigten Bildern noch besser darstellen zu können, kann man eine Grafik daneben zeigen wo das Licht steht. Das ist keine Kritik sondern ein Verbesserungsvorschlag.

    1. Georg’s Kommentar würde ich sofort unterschreiben.
      Ich meine auch, dass eine Skizze die Erklärung noch greifbarer
      macht. Ansonsten finde ich die Anleitung sehr gut.

  5. Als ambitionierte HobbyFotografin (Rentnerin) habe ich Zeit und freue mich über die sehr sinnvolle und leicht verständliche Weiterbildung. Danke und weiter so!👍

  6. Da ich noch ein „blutiger“ Anfänger bin sind für mich die Erleuterungen von sehr großem Nutzen. Die Serie verfolge ich mit Spannung.

    Die jeweiligen Seiten speichere ich mir ab, damit ich sie nachlesen kann.

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