Fotoreise durch Namibia

Fotoreise durch Namibia
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Es waren die endlos vielen Wüsten, die riesige Tierwelt und die Mystik, die Christian Maier in den Bann zogen. Mit Kreativität und technischem Fingerspitzengefühl setzte der fc-Fotograf seine persönlichen Empfindungen um und erinnert in unterschiedlichen Formaten an seine Reise durch Namibia. Hier berichtet er von seiner Fotoreise.

Dieser Artikel stammt aus der ColorFoto 6/2019.

Wüstenpferde von Garub Namibia
Die Wüstenpferde von Garub – Mitten in der Wüste überleben hier seit fast 100 Jahren Pferde unter der glühenden Sonne. Der einzige Grund für ihre Existenz war ein künstliches Bohrloch, um Dampflokomotiven mit Wasser zu versorgen. In den letzten Jahren wurde die Tränke aber nochmal für die Tiere neu errichtet. Etwa 20 Kilometer westlich des Ortes Aus. Nikon D800, Sigma 50-500 mm, fünf Einzelaufnahmen mit Brennweite 95 mm, ISO 100, Blende 8, 1/125 s. Die Aufnahme entstand aus einem Unterstand, der hier für die Beobachtung aufgebaut worden war. Foto: Christian Maier

Wie bist Du zur Landschaftsfotografie gekommen?
Eine große Leidenschaft war für mich schon immer das Reisen, das natürlich wie wohl bei fast jedem fotografisch dokumentiert worden ist. Ende 2004 begann ich mich etwas intensiver mit der Fotografie zu beschäftigen, und da lag es nahe, diese Leidenschaft mit dem Urlaub zu verknüpfen. Im Laufe der Jahre hat sich der Fokus dann von der Dokumentation der Reise hin zu selbst organisierten Fotoreisen entwickelt, wobei das Pendel immer mehr zugunsten der Fotografie ausschlug. Als ein Weg, den wohl viele eingeschlagen haben.

Giants Playground Namibia
Giants Playground – Man hat hier wirklich das Gefühl, dass die Dolerit-Felsen von Riesen beim Spielen aufgetürmt wurden. Bei dieser Aufnahme ergab sich durch das Zusammenspiel des kleinen Köcherbaums und der Felsen eine interessante Perspektive. In der Nähe von Keetmanshoop. Nikon D3, Brennweite 45 mm, ISO 200, Blende 14, 1/200 s. Foto: Christian Maier

Was macht für Dich die Faszination daran aus?
Für mich liegt die Faszination der Reisefotografie darin, an ferne Orte reisen zu dürfen und von dort über die eigene Kreativität etwas von den erlebten Emotionen und Erlebnissen „mitnehmen“ zu können. Die Zielsetzung liegt daher nicht im Sinne der fotografischen Dokumentation, sondern in der Umsetzung persönlicher Empfindungen und Erinnerungen an die jeweilige Location. Das fertige Bild an sich ist das Ergebnis eines Prozesses, der teilweise schon weit vor den ersten Aufnahmen mit Planungen beginnt und später in der Bildbearbeitung endet.

Was hat es mit Namibia auf sich?
Für jeden Fotografen ist Namibia sicherlich ein Eldorado. Das liegt auch daran, dass die dort vorherrschende Motivwelt mit den so unterschiedlichen Wüsten völlig anders ist als das, was man hier in Mitteleuropa kennt. Das Licht und wie es sich in der Landschaft zeigt, ist einzigartig. Am frühen Morgen wirkt es manchmal wie gemalt und man glaubt beinahe nicht, was man mit eigenen Augen sieht. Hier lohnt sich das frühe Aufstehen wirklich.

Fish River Canyon Namibia
Fish River Canyon – Im Juni ist es so weit südlich sehr kalt. Aber der Sonnenaufgang wartete nicht, und so musste ich in die kalten Klamotten steigen und mich durch das Dunkel der Nacht kämpfen. Der Atem kondensierte zu kleinen Wölkchen, aber wenn man dann nach rund einer Stunde Wanderung am Rim entlang beim Aufgehen der Sonne auf die Weite des Canyons blickt, belohnt die beeindruckende Landschaft das frühe Aufstehen. Nikon D3, Nikon 24-70 mm, Fish River Canyon, 9 x 3 (AEB) Einzelaufnahmen mit Brennweite 24 mm, ISO 400-1600, Blende 4, 1/15 s. Foto: Christian Maier

Wann ist dort Deiner Meinung nach die beste „fotografische Jahreszeit“?
Da ich bislang erst einmal dieses wunderbare Land bereisen durfte, kann ich hierzu natürlich keine Aussage machen. Ich war im Winter, d.h. Anfang Juni, dort und die Differenz zwischen Tages- und Nachttemperaturen kann erheblich sein. Während man morgens bei der Wanderung friert, ist es später am Tag schon wieder recht heiß. Sicherlich gibt es tolle Motive, wenn sich nach einem kurzen und heftigen Regenschauer die Wüstenlandschaften binnen Minuten in ein Blumenmeer verwandeln. Auf der anderen Seite kann man in der Trockenzeit im Winter die Tiere besser beobachten, und da das Fahren auf den „Gravel Roads“ auch so die eine oder andere Herausforderung in sich birgt, ist es wohl besser, wenn es trocken ist. Letztlich hat aber jede Landschaft fotografisch gesehen zu jeder Jahreszeit ihre Reize.

Spitzkoppe Namibia
Spitzkoppe – Auch hier hieß es um 5 Uhr früh aufstehen, um noch in der Dunkelheit eine gute Aufnahmeposition zu finden. Schwierig war hier die Gegenlichtsituation und recht viel Staub in der Luft. Damaraland. Nikon D3, Nikon 24-70 mm, 7 x 3 Einzelaufnahmen mit Brennweite 70 mm, ISO 200, Blende 5,6, 1/800 bis 1/200 s. Foto: Christian Maier

Eines Deiner Lieblingsmotive ist?
Das Dead Vlei mit seinen abgestorben Akazienbäume ist eines der bekanntesten Motive aus Namibia. Ich hatte das Glück, morgens als Erster dort sein zu können. Ich spürte regelrecht die Mystik, die diesen Ort umweht. Aber auch den Besuch beimVolk der Himbas möchte ich nicht missen.

Bitte um kurze technische Erklärung: Wie entstehen Deine Panoramen?
Auf unterschiedliche Weise. Meist natürlich auf dem Stativ und dem Nodalpunktadapter. Wenn es die Gelegenheit zulässt oder ein Stativ nicht zur Hand sein sollte, dann auch gern aus der Hand. Meist handelt es sich um sogenannte DRI-, bzw. HDR-Panoramen, bei denen ich jeweils mehrere Belichtungsreihen zusammenbaue. Das Bild als Ergebnis einer einzelnen Aufnahme rückt für mich in den Hintergrund, denn mein Interesse liegt in den technischen Grenzbereichen, um ungewöhnliche Ansichten zu schaffen, die nicht mit einer einzigen Auslösung der Kamera zu realisieren sind. So kann ich meine Bildideen umsetzen und einen ganz eigenen Look entwickeln.

Leopard Namibia
Cheetah – Auf dem Rückweg nach Okaukuejo sah ich fast neben dem Auto im Abendlicht der untergehenden Sonne noch einen einsamen Gepard unter einem Baum sitzen, der wohl auch den Sonnenuntergang genoss. Nikon D800, Brennweite 500 mm, ISO 320, Blende 7,1, 1/200 s. Foto: Christian Maier

Welche besonderen fotografischen Begebenheiten spielen in Namibia eine Rolle?
Hier ist es sehr trocken und staubig, und das hat sich im Nachhinein als großes Problem herausgestellt. Leider ist mir das vor Ort nicht so bewusst gewesen, aber zu Hause musste ich feststellen, dass der Sensor eher einem Streuselkuchen entsprach. Das bedeutet nun im Nachhinein bei der Bildbearbeitung leider viel Arbeit mit Stempeln der Sensorflecken. Da an jeder Ecke ein tolles Motiv lauert, muss man sich auch ein wenig am Riemen reißen und sich konzentrieren. Ansonsten kann es leicht passieren, dass man wild „um sich knipst“ und die Fotografie vernachlässigt.

Oryxantilopen in der Namib-Wüste
Oryxantilopen in der Namib-Wüste – Ein besonderes Erlebnis ist die Fahrt mit einem Ballon ins Sossusvlei. Faszinierend ist hierbei, wie man langsam und vor allem leise dahingleitet. Nur so kann man solche Aufnahmen machen, denn bei einem Flugzeug würden die Tiere flüchten. Sossusvlei, Namib-Wüste. Nikon D800, Brennweite 500 mm, ISO 450, Blende 7,1, 1/500 s. Foto: Christian Maier

Welche Aufnahmesituationen waren schwierig?
Wie so oft ist es immer schwierig, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Hier hilft es, im Vorfeld gründlich zu planen und sich nicht unbedingt auf sein Glück zu verlassen. Es ist ja so, dass man einen Weg auf unterschiedliche Art und Weise angehen kann – einmal hat man die Sonne immer hinter sich und bei der anderen Variante hat man ständiges Gegenlicht. Man stößt aber manchmal auf andere Schwierigkeiten in Afrika: Mit einem „etwas“ erhöhten Blutdruck kam ich nach einer Begegnung mit einer Schlange in die Lodge zurück, die sich auf dem Rückweg von Dünen im Abendlicht vor mir erhob und fauchte. Als ich dies dem Gastgeber erzählte, war er verwundert, da er schon lange keine Kapkobra mehr gesehen hat. In Verbindung mit ihrem starken Gift gilt die Schlange für Menschen als sehr gefährlich und ist die giftigste Kobra Afrikas, die mit einem Biss die letale Dosis für bis zu sechs Menschen abgeben kann. Mit dieser Information wird einem dann schon etwas mulmig.

Reisetipps für Namibia, was würdest Du empfehlen?
Auf jeden Fall sollte man sich genügend Zeit nehmen und den weiten Weg nicht scheuen. Gerade der Fisch River Canyon ist ein herrliches Fotomotiv. Auch die ganze Strecke durch die Namib-Wüste nach Norden bis Swakopmund sollte sich kein Fotograf entgehen lassen. Und wenn man das Glück hat, dann sollte man sich einen Ballonflug ins Sossusvlei gönnen. Die Kosten sind hierfür zwar recht hoch, aber das Geld ist bald vergessen, die Erinnerung bleibt.

Giraffen im Etosha-Nationalpark Namibia
Drei Giraffen – Giraffen sind gar nicht mal so selten im Etosha-Nationalpark. Aber als die Giraffenfamilie im Gänsemarsch stolz an uns vorbeimarschierte, war es schon ein Erlebnis. Auf dem Weg zum Wasserloch „Okondeka“. Nikon D800, Brennweite 210 mm, ISO 125, Blende 8, 1/640 s. Die Aufnahme entstand aus dem Auto heraus mit einem Sandsack als Ersatzstativ. Foto: Christian Maier

Du hast Dich im Jahr 2006 in der fc registriert. Wie bist Du zur fc gekommen und welche Funktionen der fc schätzt Du besonders?
2006 gab es noch nicht viele Fotoplattformen im Internet und die fc war sicherlich eine der bekanntesten im deutschsprachigen Raum. Anfangs hatte ich jedoch noch so meine Scheu, eigene Bilder einzustellen. An der fc schätze ich noch immer vor allem die anderen User, die meines Erachtens eher ein Interesse an der Fotografie haben und nicht nur am Motiv. Es war etwas schade, dass es so lange gedauert hat, bis sich die fc im modernen Gewand präsentiert hat, aber nun scheint es ja nach und nach etwas zu werden.

Welchen Einfluss hat die fc auf Deine Fotografie?
Natürlich holt man sich immer Inspiration. Sei es ein besonderer Bearbeitungsstil oder auch Locations, die man vermutlich so nicht gefunden hätte. Ich denke allerdings, dass es immer etwas zu verführerisch ist, andere Fotografen nachzuahmen, da mit der Zeit in einer solchen Plattform ein recht ähnlicher Stil entsteht, der vermeintlich erfolgreich ist. Ich will nicht sagen, dass mir das nicht auch ab und an passiert, aber ich bin doch bestrebt, einen eigenen Stil zu entwickeln.

Geisterstadt in Namibia
Stünde die Zeit still – Die in den 60er-Jahren aufgegebene Siedlung holt sich inzwischen die Wüste zurück. Man fühlt sich beim Laufen durch die versandeten Straßen und Häuser wie in einer deutschen Geisterstadt mit Endzeitstimmung. Aber natürlich ist es ein wunderbares Motiv, das allerdings in einem Sperr- gebiet liegt und das nur wenige Stunden täglich besichtigt werden kann. Kolmannskop. Nikon D800, Nikon 14 mm, 8 x 7 Einzelaufnahmen mit Brennweite 14 mm, ISO 100, Blende 11, 1/125 bis 1/4 s. Foto: Christian Maier

Hast Du fotografische Vorbilder, und wenn ja welche?
Es gibt so viele, die mich in der fotografischen Entwicklung vorangebracht haben, dass es unfair wäre, einzelne zu nennen, oder hier würde eine sehr lange Liste stehen.

Was macht für Dich Deine persönliche Handschrift aus?
Wie bereits erwähnt, betreibe ich wohl eine eher „technische“ Fotografie, die versucht, die Grenzen etwas auszuloten und Bilder zu gestalten, die durchaus eines gewissen Aufwands im Postprocessing bedürfen. Aus meinem Selbstverständnis erstelle ich Bilder und keine Fotos. Das bedeutet für mich, dass die eigentlichen Aufnahmen lediglich als Ausgangsmaterial dienen und die Fotografie nur der erste Schritt im kreativen Prozess der Gestaltung eines Endergebnisses ist.

Weitere Fotos findest Du auf Christian Maiers fc-Seite.

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2 Kommentare

  1. Beste Reisezeit: Durch die Wolkenbildung vor/zur Regenzeit ist die beste Zeit etwa im März/April.
    Der Fish River Canyon mag für manchen eine fotografische Herausforderung sein. Sicherlich eine Geschmackssache. M.E. gibt es wesentlich interessantere – und vor allem schönere Gegenden in Namibia!
    Wer nach Afrika fährt nimmt eigentlich (fast) immer Sensorreinigungsgerätachaften mit…!
    Viel Spaß auf weiteren Touren in Namibia!

  2. Ich frage mich, warum euere Fotografen nach Namibia, USA oder Grönland reisen müssen, um Fotos zu präsentieren. Es gibt in unserer Heimat genug Motive, die des Auslösers wert sind. Schöne Bilder – aber deswegen eine Weltreise machen …

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