Canon stärkt sein R-System mit einem für Videofilmer optimierten Body, dem EOS R5 C für 5000 Euro. Wie zuvor Leica, Panasonic und Sony hat Canon damit eine Hybridkamera im Portfolio, mit der sich Fotografen ebenso wohlfühlen sollen wie Videofilmer.
Das neue Modell ist die erste Cine-Kamera mit R-Bajonett. Damit steht die ganze Palette moderner RF-Optiken zur Verfügung. Als Basis für die Konstruktion dient die aktuelle EOS R5. Neu sind der Sensor mit gleicher Auflösung, aber Dual-ISO-Empfindlichkeit, ein angepasster Body mit zusätzlichem, hinten angesetztem Lüfter, aber ohne Bildstabilisator und professionellere Videofunktionen.
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Die Auflösung des Sensors beträgt unverändert 45 Megapixel, und für die Signalverarbeitung ist weiterhin der Digic-X Bildprozessor zuständig. Die Empfindlichkeit reicht im Foto- wie im Videomodus standardmäßig bis ISO 51 200 und kann bis ISO 102 400 erweitert werden. Hinzugekommen ist die Dual-Base-ISO-Empfindlichkeit des Sensors. Er hat zwei separate Schaltkreise. Abhängig vom Umgebungslicht und den Kameraeinstellungen wird mit passender Empfindlichkeit ausgelesen, um mehr Reserven bei der Dynamik zu mobilisieren. Apropos Reserven – als Formate bietet Canon neben JPEG auch 10-Bit-HEIF und 14-Bit-RAW an.
Anders als die EOS R5 kommt die Cinema-R ohne ein IS-Stabilisationssystem. Der Sensor ist fest verbaut. Kameraseitig bietet die R5 C nur eine elektronische Stabilisierung im Videobetrieb.
Neue Videofunktionen
Profivideokamera und Zeitlimits sind unvereinbar. Darum gibt es so etwas bei der Canon R5 C auch nicht, sofern man von den Begrenzungen durch die Kapazität von Akku oder Speicherkarte absieht. Um die unbegrenzte Länge zu ermöglichen, war die Integration eines neuen aktiven Kühlungssystems notwendig. Darum wurde das Gehäuse deutlich nach hinten ausgedehnt und hat seitliche Lüfteröffnungen. Und genau deswegen musste wohl auch der mechanische Bildstabilisator weichen. Der Filmer kann den Lüfter zudem ausschalten, wenn dessen Geräusch stört.
Auf der Videoseite bietet die Canon zudem neue Formate, sodass die Liste möglicher Einstellungen noch länger geworden ist. Maximal stehen 8K (8192 x 4320 Pixel) als Auflösung zur Verfügung, aber nun mit einer gegenüber der EOS R5 verdoppelten Frequenz von 60 B/s. Dafür ist eine externe Stromversorgung notwendig – sonst filmt auch die R5 C nur mit 8K bei 30 B/s. Mit 4K und Full-HD-Auflösung stehen auch 120 B/s zur Wahl. Bei den letzten beiden Formaten kann die Kamera mit oder ohne Crop filmen. Ohne bedeutet mit Oversampling, was eine höhere Qualität ermöglicht.
Professionelle Anwender können intern in dem neuen Format 12-Bit Cinema Raw Light aufzeichnen. Dieses Video RAW-Format steht in drei Qualitätsstufen zur Verfügung: LT (Light), ST (Standard) und HQ (High Quality). Es liefert bei maximaler Qualität bis zu 2,6 Gbps. Hinzu kommen HDR-Kompatibilität (PQ und HLG) sowie die Canon-Log-3-Gamma Funktion, die mehr Dynamik und Farbtiefe liefern soll. Außerdem hat die neue Kamera einen speziellen Timecode-Ein-/Ausgang für die Synchronisation und Einbindung in Multi-Kamera-Sets.
Schnelles AF-System
Das AF-System wurde weitestgehend von der R5 übernommen – die Prioritäten liegen weiterhin auf schnellem Erfassen und zuverlässigem Verfolgen von unterschiedlichen Objekten. Wie schon bei den R-Modellen 5, 6 und 3 setzt Canon auch hier auf die Dual-Pixel-AF-II-Technik (Foto-Modus) und Deep-Learning-Technologie. Die Kamera kann nicht nur Menschen, Gesichter und Augen, sondern auch Tiere erkennen – Letzteres vermutlich nur im Foto-Modus. Augenerkennung ist auch beim Filmen verfügbar. Bei automatischer AF-Feldwahl deckt das AF-System 100 % des Sensors ab. Wenn man die AF-Felder manuell vorwählt, sind es 90 % in der Vertikalen und weiterhin 100 % in der Horizontalen. Damit ist Tracking bis buchstäblich an den Rand möglich. Maximal stellt die EOS R5 C (wie schon die EOS R5) dem Fotografen 5940 AF-Felder zur Auswahl, doch in den meisten Modi reduziert die Kamera diese auf praktischere 1053 AF-Felder. Die Empfindlichkeit reicht von -6 bis +20 LW. Die Serienbildgeschwindigkeit ist gegenüber der EOS R5 unverändert: maximal 20 B/s mit AF/AE-Nachführung und elektronischem Verschluss. Die kürzeste Verschlusszeit liegt bei 1/8000 Sekunde.
Sucher und Monitor bei der Canon R5 C
Sucher und Monitor übernimmt die R5 C ebenfalls von der EOS R5. Der OLED-Sucher mit 1 920 000 RGB-Pixeln ist einer der derzeit besten Vertreter seiner Art. Er liefert neben hoher Auflösung ein helles Bild mit schöner Abstimmung, ohne zu viel Schärfe oder Kontrast. Die Beurteilung des Motivs ist somit sehr gut möglich – so weit unsere Erfahrungen beim Fotografieren zeigen. Der Monitor hat eine Diagonale von 3,2 Zoll und 700 000 RGB-Pixel. Er ist seitlich schwenkbar und touchfähig. Das Display reagiert sehr schnell und genau auf Berührungen – Einstellungen lassen sich damit komfortabel vornehmen.
Bedienung und Body
Das robuste, abgedichtete Gehäuse der R5 C besteht aus Magnesiumlegierung und Polycarbonat. Die Grundform stammt von der EOS R5, doch die Rückseite ist wegen des leistungsstarken aktiven Kühlsystems mit Lüfter stark nach hinten gezogen. Die Positionen der mechanischen Bedien- elemente sind unverändert. Statt Touch-Bar (EOS R) oder Smart-Controller (1Dx Mk III) hat die R5 C wie die EOS R5 einen mechanischen Joystick. Kein Nachteil, denn damit steuert man AF-Felder schnell und präzise, die Navigation durch Menüs gelingt komfortabel. Zusätzlich gibt es auf der Rückseite ein Einstellrad mit mittiger Set-Taste, eine Schnellmenü-Taste und einige weitere Bedienelemente. Die programmierbaren Funktionstasten hat Canon jedoch zum einfacheren Merken durchnummeriert, der Auslöser ist rot gefärbt. Zudem gibt es für den Power-Schalter jetzt drei Positionen: Foto, OFF und Video – für schnelles Umschalten. Sinnvollerweise existieren zwei separate Menüs für Foto und Video. Den Grundaufbau der Menüs übernimmt die R5 C von der R5. Ihre Ausstattung umfasst WLAN, Bluetooth und eine Remote-Control-Buchse. Das WLAN der R5 C unterstützt sowohl 5 als auch 2,4 GHz. Zudem beherrscht die R5 C neben FTP und FTPS auch SFTP.
Die R5 C bietet zwei Steckplätze für Speicherkarten: einen SDXC-Platz mit UHS-II-Kompatibilität und einen für schnelle und teure, aber für Filmer fast schon unersetzliche CFexpress-Karten. Die USB-Schnittstelle ist noch schneller geworden und unterstützt nun den 3.2-Gen-1-Standard. Darüber kann die Kamera geladen oder dauerhaft mit Strom versorgt werden.
Gerät | Canon EOS R5 C |
---|---|
Bildsensor | 35,9 x 23,9 mm, 45-MP-Dual-Pixel-CMOS, 8192 x 5464 Pixel, Dual ISO |
Empfindlichkeit | Foto/Video: ISO auto einstellbar; 100 – 51 200, manuell bis ISO 102 400 |
Dateiformat | JPEG, HEIF, RAW (C-RAW) |
Video | 8192 x 4320p60, 3840 x 2160p120, 1920 x 1080p60, Stereoton |
Autofokus | Phasen-AF, max 5940 AF-Messfelder; 1 Point, Zone, Auto, Gesichts/Augenerkennung, Tracking |
Belichtungsmessung | 384-Zonen-Messung; Spot, mittenbetont, Matrix, Alle; Flicker-Erkennung |
Belichtungssteuerung | Auto, P, A, T, M, Szenen |
Sucher | 0,5 Zoll OLED-Sucher, 1 920 000 RGB-Pixel, eff. 0,76x |
Monitor | 3,2-Zoll LCD, 700 000 RGB-Pixel, touchfähig, dreh- und schwenkbar |
Ausstattung | Zubehörschuh, DLO (Digital Lens Optimizer), RAW Processing, USB 3.2 Gen 1 Typ C, WLAN, Bluetooth, microHDMI, CFe und SD UHS-II |
Maße und Gewicht | 142 x 101 x 111 mm, 770 g |
Preis | 4999 Euro |
Autor: Wadim Herdt