Wie kaum ein anderer Hersteller kann sich Apple der ungeteilten Aufmerksamkeit der Welt sicher sein, wenn die neueste iPhone-Generation vorgestellt wird.
Von Aberglauben lässt sich Cupertino nicht abschrecken und präsentiert gleich vier neue Modelle mit der 13 im Namen: iPhone 13, 13 mini, 13 Pro und 13 Pro Max. Die Revolution bleibt aus – aber an vielen Stellen hat Apple
die technische Ausstattung optimiert. Alle drei Kameras der Pro-Serie wurden aufgewertet, doch bleibt Apple den 12-Megapixel-Sensoren – noch – treu. Die ProRAW-Unterstützung beschränkt Apple weiterhin auf die Pro-Modelle:
iPhone 13 mini:
5,4-Zoll-Display, SWW- und WW-Kameras, ab 800 Euro
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iPhone 13 Pro:
6,1-Zoll-Display, Dreifachtele, lichtstärkere SWW- und WW-Kameras, ab 1150 Euro
iPhone 13 Pro Max:
6,7-Zoll-Display, Dreifachtele, lichtstärkere SWW- und WW-Kameras, ab 1250 Euro
Mehr Power, mehr Ausdauer bei der neuen iPhone 13 Generation
Die Preise der 128-GB-Versionen reichen von 800 Euro (iPhone 13 mini) bis 1250 Euro (13 Pro Max). Die Pro-Modelle können mit bis zu 1 TB Speicherplatz ausgestattet werden und kosten dann bis zu 1830 Euro. Bei den beiden kleineren iPhone-Modellen ist mit 512 GB das Maximum erreicht. Den Apple-A15-Prozessor bekommt dagegen die gesamte Serie – damit soll die Rechenleistung zulegen, auch die Fotofunktionen profitieren davon, und der Stromverbrauch soll zugleich effizienter werden.
Die OLED-Displays der Pro-Modelle sind 6,1 (Pro) bzw. 6,7 Zoll (Pro Max) groß mit 2532 x 1170 bzw. 2778 x 1284 Pixel Auflösung. Neu: Apple kann sie nun mit 120 Hz betreiben, das ist für teure, hochwertige Android-Geräte längst Realität. Die Modelle ohne den Zusatz „Pro“ vermögen dies weiterhin nicht: Für sie stehen 5,4 (mini) und 6,1 Zoll große OLED-Panels mit guten 2340 x 1080 bzw. 2532 x 1170 Pixeln zur Wahl. Das mini mit 5,4 Zoll ist aber sehr klein und bereitet beim Surfen oder Mails-Schreiben wenig Freude.
Am Design hat Apple wenig verändert: ein Rahmen aus Edelstahl und Glas auf beiden Seiten. Die Verarbeitung ist wie immer auf dem höchsten Niveau. Die Rückseite der Pro-Modelle satiniert Apple, so sind sie weniger glatt als die Modelle ohne das Pro im Namen. Die Kameras ragen deutlich aus dem Gehäuse heraus, und die Akkus sind stärker geworden: Zwar gibt Apple die Akkukapazität traditionell nicht an, verspricht aber eine um 1,5 Stunden längere Laufzeit für das 13 Pro und das 13 mini und sogar eine um 2,5 Stunden längere Laufzeit für das 13 Pro Max und das 13 als bei den Vorgängermodellen.
Weitwinkel- und Telekamera bei wenig Licht
Diese Portraits wurden aus der gleichen Distanz aufgenommen. Die Weitwinkel-JPEGs vom 13 mini (1) und 13 Pro (2) liegen gleichauf. Das ProRAW des 13 Pro (3) ist milder abgestimmt, bietet aber hier kaum Auflösungsvorteile. Für ISO 800 liefert das Telemodul ein gut durchgezeichnetes und sauberes Bild (4).
Weitwinkel und Tele bei viel Licht
In der JPEG-Einstellung kann das 13 Pro (2) bei viel Licht kaum mehr als das 13 mini (1) bieten. Doch mit ProRaw (3) und etwas Nachbearbeitung lässt sich etwas mehr Feinzeichnung herausholen. Wenn der Abstand gleich bleibt, holt das Tele mit dem optischen Zoom ungleich mehr Details aus den Motiven heraus (4).
Kameraausstattung der Pro-Modelle
Wie die Generation 12 bieten die Neuen drei Kameras mit jeweils 12 Megapixeln an – doch die Technik ist weitgehend neu und bei beiden Pro-Modellen gleich. In der vorigen Generation fiel der Weitwinkelsensor des Pro Max etwas größer aus als der des 12 Pro, und das Telemodul mit Zoom- faktor 2,5 war etwas länger. Prinzipiell behält Apple das Konzept einer moderaten Auflösung von 12 Megapixeln und größeren Pixeln für mehr Reserven bei Dunkelheit bei. Die Apple-Entwickler habe sich vor allem auf die Leistung bei schlechtem Licht konzentriert. Dank neuer Hardware und verbesserter Rauschunterdrückung kann Apple nun den Nacht-Modus in jeder Kamera anbieten.
Die Hauptkamera hat einen größeren Sensor und eine neue lichtstärkere Optik mit F1,5/5,7 mm (26 mm KB) als das iPhone 12 Pro/Pro Max bekommen. Die Pixelgröße steigt auf 1,9 μm – das ist bis dato der Rekordwert für Apple. Die Kombination aus größerer Blende und einem größeren Sensorfläche soll natürlich in erster Linie die Lichtausbeute erhöhen. Das neue System ist laut Apple 2,2-mal lichtstärker als das des 12 Pro. Die optische Bildstabilisierung erfolgt per Sensor-Shift – das ist bei Smartphones nach wie vor die Ausnahme, denn gewöhnlich wird entweder das Modul als Ganzes oder nur die Optik bewegt.
Das Telemodul im iPhone 13 Pro
In den 13-Pro-Modellen feiert ein neues Telemodul sein Debut: Sein Zoomfaktor ist nun bei 3 angekommen. Während das 12 Pro noch mit einem 2/52-mm-KB-Objektiv und das 12 Pro Max mit 2,2/65 mm KB gearbeitet haben, sind die 13-Pro-Modelle mit einer 2,8/9-mm-Optik (77 mm KB) ausgestattet. Das bedeutet also: längere Brennweite, aber weniger Lichtstärke. Auch das Telemodul hat einen Bild- stabilisator an Bord.
Der Superweitwinkelkamera hat Apple ebenfalls eine licht- stärkere Optik spendiert: Sie hat F1,8/1,57 mm (13 mm KB) zu bieten statt F2,4/1,54 mm wie der Vorgänger. Nicht minder wichtig: Wie die Weitwinkel- und Teleeinheit hat auch das Superweitwinkelmodul einen Autofokus statt des Fix-fokus erhalten– damit geht Apple einen längst überfälligen Schritt. Das Superweitwinkel stellt ab 2 cm scharf und ist daher auch für Makros interessant.
Kameraausstattung der Nicht-Pro-Modelle
Das Fehlen des Namenszusatztes Pro bedeutet: ohne ProRAW und ohne Telemodul. Wie die Geräte aus der Generation 12 stecken im iPhone 13 und 13 mini nur zwei Kameras: eine mit Weitwinkel- und eine mit Superweit- winkeloptik mit der obligatorischen 12-Megapixel-Auflösung. Gezoomt wird also rein digital und in entsprechend schlechterer Qualität als mit den Pro-Modellen. Aber auch hier hat Apple die Technik hardwareseitig zum Teil aufgewertet.
Die Weitwinkelkamera hat einen größeren Sensor als die Modelle der älteren Generation, er hat 1,7 μm große Pixel. Vermutlich hat sie Sensor und Optik–1,6/5,1mm(26mmKB) – aus dem 12 Pro Max übernommen. Scharfstellung per Phasen-AF und Bildstabilisierung per Sensor-Shift sind ebenso vorhanden.
Das Superweitwinkelmodul hat – soweit an den technischen Daten erkennbar – keine Veränderung erfahren. Damit kann das Modul mit 2,4/1,54 mm (13 mm KB) nicht scharfstellen. Den Nacht-Modus unterstützt es nicht.
Fotografische Stile bei der iPhone 13 Generation
Mit dem leistungsfähigeren A15-Prozessor verbessert Apple die Bildverarbeitung, vor allem die Rauschbehandlung. Davon profitieren in Folge auch die Multi-Frame-basierte Deep-Fusion-Funktion sowie Bilder im ProRAW-Format – beides weiterhin nur in Pro-Modellen erhältlich.
In allen Modellen der Serie verfügbar ist die neue Funktion „Fotografische Stile“. Sie ist mit Presets aus Bildbearbeitungsprogrammen vergleichbar – Kontrast- und Tonwertanpassungen verpassen Bildern einen neuen (Farb-)Look. Doch der Bearbeitungsprozess im Hintergrund ist anders. Er basiert wie bei HDR-Aufnahmen auf dem Multi-Frame-Verfahren. Unterschiedliche Bildbereiche werden selektiv angepasst. Bei Gesichtern wird zum Beispiel immer versucht, den natürlichen Farbton zu erhalten, während gewöhnliche Filter global wirken.
Die Funktion „Fotografische Stile“ steht nur vor der Aufnahme zur Verfügung. Die Anpassungen werden in Echtzeit berechnet: Beim Blättern zwischen den Optionen ist das Ergebnis als Vorschau ohne Zeitverzögerung sichtbar. Nachträglich lassen sich die Anpassungen nicht rückgängig machen, und diese Funktion steht nicht in Verbindung mit ProRAW zur Verfügung. Insgesamt gibt es sechs Optionen: Standard, Kontrastreich, Leuchtend, Leuchtend und Warm, Kalt. Zusätzlich werden Regler für Ton und Farbtemperatur eingeblendet. Sollte man diese ändern, werden diese Änderungen gespeichert und anschließend auch so von den anderen Kameras verwendet. Es kann auch passieren, dass das iPhone der Einstellung einen neuen Namen gibt, der seiner Meinung nach die Auswirkungen treffender beschreibt.
Autofokus im Kino-Modus
Spannend ist der neue „Kino“-Modus für Videos – verfügbar auf allen Geräten der 13. Generation. In diesem Modus analysieren die Geräte das Geschehen in Echtzeit während der Aufnahme und stellen selbstständig auf die Person oder das Objekt scharf, die oder das als Hauptmotiv identifiziert wird. Gesichter und Gegenstände im Vordergrund werden tendenziell als wichtiger bewertet. Zwar liegt das Smartphone damit nicht immer richtig, aber man kann mit einem Fingertipp jederzeit den Fokus neu setzen oder mit einem Doppeltipp sperren. Die eigentliche Innovation ist aber die Möglichkeit der nachträglichen „Refokussierung“ und Neujustierung von Hintergrundunschärfe mit der Bokeh-Level-Funktion, die auch im Foto-Portrait-Modus ähnlich arbeitet. Damit erhalten wenig erfahrene Nutzer ein starkes und einfach zu bedienendes Werkzeug, mit dem manch fehlfokussiertes Video vor dem Mülleimer gerettet werden kann.
Schließlich will Apple die beiden Pro-Modelle demnächst auch mit der Kompatibilität mit dem ProRes-Videocodec ausrüsten. Dieses Format ist bereits in der professionellen Videowelt verbreitet, da es gute Komprimierungsraten bei wenig Detailverlust ermöglicht und somit mehr Möglichkeiten in der Nachproduktion hinsichtlich Farben, Belichtung und Kontrast bietet.
Bildqualität – erster Eindruck
Da die iPhones erst kurz vor unserem Redaktionsschluss bei uns eingetroffen sind, folgt ein vollständiger Test in einer späteren Ausgabe. Doch wir ließen uns die Gelegenheit nicht entgehen, die neuen Modelle auszuprobieren. Spannend war vor allem, inwieweit die Pro-Modelle gegenüber den „normalen“ zulegen. In denen steckt ja, abgesehen vom Telemodul, die Technik aus der 12-Pro-Serie, und sie dürften etwa auf gleichem Niveau „performen“.
Bei viel Licht bringt der neue Sensor der Weitwinkelkamera der 13-Pro-/13-Pro-Max-Modelle kaum Vorteile gegenüber dem etwas kleineren Kollegen aus dem 13/13 mini. Wenn wir die Feinzeichnung der JPEG-Bilder vergleichen, sehen wir keine großen Unterschiede. Auch die Signalabstimmung ist ähnlich: Apple optimiert JPEGs zwar „umfassend“, aber auch zurückhaltend: Schärfe, Farbe und Kontraste – überall greift die Signalverarbeitung ein, treibt es aber nie zu wild.
Vergleich: iPhone 13 Pro und iPhone 13: Fokus Bildqualität
Etwas mehr hatten wir wegen der größeren Pixel des 13 Pro von Aufnahmen bei Dunkelheit erwartet. Doch auch hier sind es nur Nuancen in manchen Strukturen, in denen sich die Aufnahmen beider Serien voneinander unterscheiden – im Großen und Ganzen sind die Hauptkameras aus dem 13 mit und ohne Pro vergleichbar. Der wesentliche Unterschied liegt im Dreifachtele der Pro-Modelle. Es hinterlässt einen sehr guten ersten Eindruck.
Der Zoomfaktor 3 ist sehr praktisch, und gerade für Portraits ist diese Kamera eine gute Wahl, weil sie dank der längeren Optik und des größeren Abstands die Gesichter weniger verzerrt. Die Kamera liefert nicht nur bei gutem Licht ordentliche Qualität, sondern schafft es auch mit ISO 700-800 noch, durchaus gute Bilder zu schießen. Die Signalabstimmung im JPEG-Modus ähnelt der des Weitwinkelmoduls. Bei Dunkelheit ist Letzteres allerdings die bessere Wahl – das Gerät schaltet ohnehin bei starker Dunkelheit selbstständig von der Tele- zur Weitwinkelkamera um – sowohl bei ProRAW als auch bei JPEG – und zoomt dann digital. Wer das vermeiden will, muss eine Fremd-App nutzen. iPhone 13 und 13 mini zoomen immer digital mit Qualitätsverlusten.
Das Superweitwinkelmodul bleibt die schwächste Optik im iPhone 13. Zwar erzeugt es wegen des Autofokus weniger Ausschuss, die Bildqualität als solche ändert sich aber kaum. Doch der neue Makro-Modus kann nützlich sein. Makro-Aufnahmen sind aus der Hand nicht einfach zu schießen, aber dank des 12-MP-Sensors ist diese Funktion sinnvoller als das 2-MP-Makro einiger Konkurrenten.
iPhone 13: Mehr Details durch ProRAW
In den Pro-Modellen bietet die Apple-Kamera-App neben JPEG- und HEIC- auch das erst letztes Jahr eingeführte ProRAW-Format, das mit der Multi-Frame-Technik arbeitet. Mit Fremd-Apps erhält man Zugriff auf Einzelaufnahme-RAWs, die meist mehr rauschen, aber manchmal auch noch mehr Details zeigen. Bei Standardmodellen sind Fremd-Apps zur Zeit die einzige Möglichkeit, an RAWs zu kommen.
Mit ProRAW holt man aus allen drei Kameras der Pro-Reihe detailreichere Bilder heraus. Mit dem Tele- und Weitwinkel- sind die Vorteile deutlicher als mit dem Superweitwinkelmodul. Das ProRAW-Format ist im Nacht-Modus verfügbar. Die ProRAWs zeigen nicht nur mehr Details, sondern auch ein etwas stärkeres Rauschen, das freilich nicht stört. Selbst bei höheren ISO-Empfindlichkeiten hat Apple das Rauschen gut im Griff, denn die ProRAWs werden ebenfalls optimiert und entrauscht. Manchmal schießt das iPhone etwas übers Ziel hinaus und die ProRAWs zeigen ähnlich kaputte Strukturen mit dicken Kanten wie die JPEGs. Feine Strukturen gehen beim Entrauschen teilweise verloren. Problematisch sind leicht defokussierte Bereiche sowie kontrast- und detailarme Stellen. Wo der Fokus stimmt und die Auflösung ausreicht, greift auch die Signalverarbeitung weniger optimierend ein. Beim Superweitwinkelmodul tritt dieser Effekt öfter auf. Bei ProRAW-Aufnahmen unterlaufen dem iPhone auch Fehlbelichtungen, während bei JPEGs Belichtung und Schärfe fast zu 100 Prozent passen.
Wadim Herdt