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Das Gegenstück zur Blendenautomatik T(v) oder S ist die Zeitautomatik A(v) (Aperture Value) oder Blendenpriorität.
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Mehr Infos zu den FotokursenStatt einer festen Verschlusszeit wird eine Blende(n zahl) vorgegeben. Die Einstellung der Blende erfolgt analog zur Einstellung der Zeit im Modus A (Av).
Viele Kameras verfügen dafür über ein Programmwahlrad auf der Oberseite der Kamera. Bei manchen Modellen (insbesondere Kompaktkameras) erfolgt die Einstellung über das Menü und das Display. Sobald der Programmmodus Zeitautomatik eingestellt wurde, wird die aktuell eingestellte Blende(nzahl) angezeigt.
Je nach Modell kann die Blende dann in ganzen Stufen, halben Stufen oder Drittelstufen geöffnet oder geschlossen werden. In welchem Umfang verschiedene Blendenstufen zur Verfügung stehen, hängt vom Objektiv ab. Sobald der Auslöser halb heruntergedrückt wird, wird die Belichtungsmessung gestartet und die errechnete Verschlusszeit angezeigt.
Je nach Hersteller kann die Bezeichnung für die Zeitautomatik A(v) (Aperture Value) bzw. Blendenpriorität unterschiedlich sein. Am häufigsten findet man jedoch die Bezeichnungen „A“ oder „Av“.
Wie stelle ich die Zeitautomatik ein?
Die Zeitautomatik einzustellen ist einfach. Meist ist es nur ein Drehschalter, eine Taste oder eines der Hauptmenüs der Kamera. Im Normalfall kann man direkt loslegen, doch es gibt einiges zu beachten, spätestens, wenn der Auslöser angetippt wird und die Belichtungsmessung startet.
Was muss ich bei der Einstellung beachten?
- Wenn die angezeigte Verschlusszeit neben der eingestellten Blende anfängt zu blinken oder in rot dargestellt wird, warnt die Kamera vor möglicher Unter- oder Überbelichtung. In diesem Fall musst Du entweder die Blende anpassen oder die ISO-Einstellungen verändern.
- Blinkt die kürzest mögliche Verschlusszeit, dann ist die Blende zu weit offen, das Bild wird überbelichtet. Es hilft dann die Blende weiter zu schließen oder einen niedrigeren ISO-Wert zu wählen (so denn möglich).
- Blinkt die längste mögliche Verschlusszeit, dann ist die Blende zu weit geschlossen, das Bild wird unterbelichtet. Die Blende muss weiter geöffnet oder ein höherer ISO-Wert gewählt werden (so denn möglich).
Diese Anzeige wird in der Zeitautomatik deutlich seltener vorkommen als die Belichtungswarnung in der Blendenautomatik, da der Spielraum der Verschlusszeiten gegenüber der Blende bei den meisten Kameras deutlich größer ist.
Über die Blendenöffnung wird der Schärfeverlauf und die Schärfentiefe gesteuert. Damit wird die Blende zu einem sehr wichtigen Gestaltungsmittel.
Je weiter die Blende geöffnet, umso kleiner wird der Bereich der Schärfe. Je weiter Du die Blende schließt, umso größer wird die Schärfentiefe.
Du solltest beachten, dass die Stärke der Unschärfe – also eine möglichst geringe Schärfentiefe – nicht nur von der Blende, sondern auch von der Größe der Sensoren abhängt. Kompaktkameras mit kleinen Sensoren haben eher eine hohe Schärfentiefe. DSLR dagegen sind in der Lage auch sehr geringe Schärfentiefen zu produzieren.
Bei einer Blende f1.4, wie sie bei einigen Festbrennweiten zu finden ist, beträgt die Schärfentiefe im typischen Porträtabstand nur wenige Zentimeter. Bei Makroaufnahmen sogar nur Millimeter.
Die Schärfentiefe verändert sich aber zusätzlich noch mit der Brennweite und dem Motivabstand. Um die Schärfentiefe und ihre Ausdehnung genau zu bestimmen, gibt es eine Vielzahl kleiner Tools, die zum Teil sogar auf modernen Smartphones verwendet werden können.
Man gibt nur die Entfernung, Brennweite und Blende (ggf. auch die Sensorgröße) ein, das Programm errechnet dann die Ausdehnung des Schärfebereichs.
Um mit Schärfentiefe gezielt zu arbeiten, ist einige Erfahrung nötig. Diese stellt sich aber mit der Zeit von selbst ein, wenn man mit seiner verfügbaren Ausrüstung bewusst fotografiert und mit den Einstellungen der Blende experimentiert.
Darum solltest Du dem Display nicht vertrauen
Die Vorschau des aufgenommenen Fotos auf dem Display zeigt häufig eine deutlich größere Schärfe, als auf dem resultierenden Foto, weil das Display für die Anzeige nur eine eingebettete, verkleinerte Version des wirklichen Fotos zeigt. Viele DSLR haben aber ein Hilfsmittel, mit dem die Veränderung der Schärfentiefe abgeschätzt werden kann: Die Abblendtaste.
Sobald man diese Taste drückt, wird die Blende auf den angezeigten Wert geschlossen. Das Bild wird dunkler – aber auch schärfer. Je weiter Du die Blende schließt, desto dunkler und schärfer wird das Bild.
Aber Achtung: Konstruktionsbedingt ist die Anzeige im Sucher immer noch um ca. 2 Blendenstufen stärker, als tatsächlich auf dem späteren Foto.
Kleine Blende – große Blende
Große Blende bedeutet, dass die Blende weit geöffnet ist und eine kleine Blendenzahl hat.
Die Blende gibt das Verhältnis von Blendenöffnung zu Brennweite an.
Blende 4 bei einer Brennweite von 100 mm bedeutet eine Blendenöffnung von 25 mm – die Blende ist groß, also weit geöffnet.
Eine kleine Blende wiederum bedeutet, dass die Blende weit geschlossen ist und eine große Blendenzahl aufweist. So besagt Blende 16 bei 100 mm Brennweite, dass die Blende nur noch 6,25 mm geöffnet ist.
Blenden bei Porträtaufnahmen
Bei Porträtaufnahmen werden gerne Blenden im Bereich von 1.4–5.6 eingesetzt (je nach Brennweite), um das Hauptmotiv vom Hintergrund freizustellen.
Wenn der Hintergrund bei diesen Blendenöffnungen ausreichend Abstand vom Motiv hat, versinkt er sozusagen in kompletter Unschärfe, und das Porträt hebt sich optisch angenehm vom Hintergrund ab. Mit dieser Methode ist es auch möglich, unruhige Hintergründe so unscharf werden zu lassen, dass sie den Betrachter des Fotos nicht von dem Gesicht ablenken.
Es gibt Objektive, die haben Blendenöffnungen im Bereich 1,0 – 2,8. Mit solchen Blendenöffnungen lassen sich noch geringere Schärfentiefen erzielen. Allerdings bedarf es bei diesen Blenden einiges an Übung und Erfahrung, da die Schärfentiefe so gering ist, dass die Nasenspitze scharf wird, die wichtigeren Augen aber schon unscharf werden, wenn nicht sehr präzise fokussiert wird.
Blende in der Natur und Landschaftsfotografie
Auch den umgekehrten Fall gibt es, wenn es darauf ankommt, die Schärfentiefe so weit als möglich auszudehnen. In der Architekturfotografie oder manchmal auch in der Natur- und Landschaftsfotografie möchte der Fotograf eine möglichst durchgehende Schärfe im Bild haben. In diesem Fall muss eine möglichst kleine Blende gewählt werden (in den Grenzen der „förderlichen Blende“).
Das steht hinter Hyperfokaldistanz
„Hyperfokaldistanz“ ist ein Begriff, über den man in diverser Literatur oder bei Schärfentiefe-Rechnern wie http://www.dofmaster.com immer wieder stolpern wird.
Sie ist die Distanz, auf die man – abhängig von der eingestellten Blende – fokussieren muss, um eine Schärfentiefe zu erreichen, die sich zwischen ca. 2/3 der Distanz bis hin zu Unendlich erstreckt. Diese Distanz hat daher eine besondere Bedeutung in der Landschaftsfotografie, da man hier oftmals im Vordergrund ein nahes Motiv platzieren möchte, um dem Foto einen Interessenpunkt zu geben und gleichzeitig die Tiefe der Landschaft zu verdeutlichen.
Eine Fokussierung auf oder nahe Unendlich ist hier nicht sinnvoll, da die förderliche Blende die Fähigkeit beschränkt, in diesem Fall für den Vordergrund hinreichend weit abzublenden.
Die Zeitautomatik ist der Lieblingsmodus vieler Fotografen.
Aber warum, wo doch in allen Automatiken die Belichtungsmessung dafür sorgt, dass die Belichtung stimmt und dass mindestens ein Parameter verändert wird, wenn sich das Licht ändert?
Ob man in P die Werte shiftet, in der Zeitautomatik die Blende verstellt oder in der Blendenautomatik die Verschlusszeit: in jeder dieser Automatiken ist es möglich identische Belichtungen zu erzielen. Für ein einzelnes Bild ist dieser Weg oft schneller, als das Programm jedes Mal zu verstellen.
Blenden- und Zeitautomatik werden oft auch als kreative Programme bezeichnet.
Man kann viele Einstellungen wählen, die bei den Motivprogrammen fertig und unveränderbar eingestellt sind, so wie hier Monochrom mit Grünfilter (besonders geeignet bei Hauttönen). Ich zum Beispiel nutze gern den Bildstil Monochrom, um schon bei der eigentlichen Aufnahme die Wirkung dieser Einstellung sehen zu können.
Und noch ein Tipp…
Achte im Sucher oder der Anzeige auf dem Display auf die Anzeige der Belichtungszeit.
Wenn die Anzeige zu blinken anfängt oder eine Warnfarbe (rot oder gelb) bekommt, solltest Du eine kürzere Belichtungszeit wählen, da sonst die Gefahr besteht, das Foto zu verwackeln.
Dies gilt auch für Objektive mit Bildstabilisator (Kürzel IS/VS/OS), auch wenn der Stabilisator je nach Objektiv und Brennweite einen Gewinn von bis zu drei Blendenwerten bringt. Du kannst mit einem bildstabilisierten Objektiv versuchen, Aufnahmen, die aus der freien Hand mit 1/60 Sek. noch gelingen, auch mit 1/15 Sek. zu machen. Darunter wird es dann aber eng (abhängig von der Brennweite).
gefällt mir gut. Ich würde mir eine Druckversion wünschen, da blutiger Anfänger
Hallo Karin,
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Lars