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Nachdem wir Euch in den vorherigen Teilen dieser kleinen Makroreihe verschiedene Methoden und Zubehör vorgestellt haben, die es Euch ermöglichen, auch ohne Makro-Objektive zu tollen Ergebnissen in der Makro- und Mikrofotografie zu kommen, wollen wir Euch nun noch ein sehr spezielles Zubehör vorstellen, mit dem Ihr sehr flexibel arbeiten und das Ihr in vielerlei Form verwenden könnt, den Balgen (oder das Balgengerät). Dabei handelt es sich im Grunde genommen (rein funktional betrachtet) um einen verstellbaren Zwischenring, allerdings häufig ohne elektrische Verbindung zur Kamera. Autofokus und Blendeneinstellung werden bei den meisten Balgen nicht funktionieren.
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Mehr Infos zu den FotokursenBalgengeräte gibt es für eine Vielzahl von Bajonetten und Kameramarken. Preislich liegen sie je nach Qualität und Stabilität zwischen ca. 50 und 500€, wobei auch die günstigeren Balgen durchaus ihren Dienst tun. Nun müssen aber Balgen nicht zwingend kompatibel zu der verwendeten Kameramarke sein, da es eine Vielzahl von Adaptern gibt und das Auflagemaß bei der Verwendung eines Balgen keine Rolle spielt. Die beiden für diesen Artikel verwendeten Balgen sind Gebrauchtkäufe bei Ebay gewesen, für deutlich unter 20€ pro Stück.
Arbeiten mit Balgen
Es sollte klar sein, dass bei einem Balgen nichts ohne Stativ geht. Das Stativ sollte sehr stabil sein und entweder einen Kugelkopf oder besser noch eine Getriebeneiger für eine genaue Ausrichtung besitzen, denn auf die kommt es bei der exakten Bestimmung des Bildausschnitts an.
Wie zuvor bei den Umkehrringen macht es dabei Sinn, den Balgen auf einem Makroschlitten zu befestigen. Zwar könnte Ihr mit dem großen Auszug eines Balgen durchaus fokussieren, habt dann aber keine Kontrolle über den Abbildungsmaßstab. Für die maximale Bildkontrolle empfehlen wir Euch daher über den Auszug des Balgen den Maßstab festzulegen, Stativ und Kamera grob vor dem Motiv auszurichten und mittels Makroschlitten dann die Feineinstellung der Schärfe vorzunehmen. Sinnvoll ist natürlich die Verwendung des Livebildes zusammen mit der Lupenfunktion und eine Fernauslösung (ggf. über den Selbstauslöser). Wenn Ihr ohne Livebild arbeitet, dann vergesst nicht die Spiegelvorauslösung zu aktivieren, um keine Unschärfe durch die Erschütterungen des Spiegelbewegung zu bekommen.
Viele Balgen haben übrigens einen eigenen Stativanschluss. Sofern vorhanden, solltet Ihr den auf jeden Fall benutzen. Ein System aus Balgen, Objektiv und Kamera bringt einiges Gewicht auf das Stativ und je näher die Anordnung am Schwerpunkt, um so stabiler ist das System.
Es ist kein Problem einen Balgen mit einem Objektiv in Retrostellung zu verbinden, dabei entstehen dann Abbildungsmaßstäbe im Bereich 20:1. Allerdings beträgt der Abstand zwischen Optik und Motiv dann nur noch wenige Millimeter – Licht ist kaum vorhanden und die manuelle Scharfstellung ist ein Geduldsspiel, vor allem, weil die Schärfentiefe mit zunehmendem Abbildungsmaßstab immer geringer wird.
Wie man mit einem Objektiv in Retrostellung fokussiert und belichtet, haben wir Euch in dem Beitrag über Umkehrringe ausführlich beschrieben. Das Prinzip ist bei Verwendung eines Balgen dasselbe, die Einstellungen sind in Summe etwas diffiziler und das Licht ist knapper.
Wenn es Euch aber die Belichtung gelingt und Ihr die Schärfe eingestellt bekommt, werden sich Euch faszinierende Welten erschließen. Der große Reiz der Makro-(Mikro-)fotografie liegt nämlich darin, dass die daraus resultierenden Fotos Ansichten (Sichtweisen) zeigen, die wir aus dem Alltag nicht kennen. Die Fotografie mit dem Balgen beschränkt sich auf unbewegte Motive. Aber auch hier bieten sich im Haus und Garten vielfältigste Motive. Wenn Euch die Ideen fehlen, was Ihr fotografieren könnt, versucht Euch zu Anfang an Kristallen, an Blumen und Blüten. Auch die Oberflächen von Kieselsteinen oder metallische Strukturen einfacher Haushaltsgegenstände können wirklich spannende Motive liefern.
Nachfolgend wollen wir Euch eine kleine Auswahl spontan gefundener Motive zeigen:
Alternative Anwendungen
Neben der Makrofotografie eignen sich die hier vorgestellten Balgen auch für eine ganz andere Anwendung, die wir als sehr spannend empfinden – zumindest für diejenigen unter Euch, die Spaß am Experiment haben.
Neben Objektiven für Kameras gibt es noch eine Vielzahl von Objektiven für andere Anwendungen, zum Beispiel für Projektoren oder aus der Filmentwicklung für Vergrößerungsapparaturen. Diese Objektive können/konnten mittels Bajonett oder Gewinde mit dem Projektor verbunden werden. Im nebenstehenden Bild ist vorn an dem Balgen so ein Objektiv zu sehen. Es hat, trotz der geringen Baulänge, eine Brennweite von 100mm und eine verstellbare Blende im Bereich f/4 – f/16.
Ihr könntet mittels Adapter so ein Objektiv auch direkt an der Kamera anbringen. Es würde aber insofern nichts bringen, da es, wenn überhaupt, nur an genau einer Stelle (einem Abstand) fokussieren könnte. Die fehlende Möglichkeit zu fokussieren wird durch den Balgen ersetzt. Mit dem Balgen kann der Abstand (Bildweite) zwischen Objektiv (Hauptebene) und Bildsensor (Bildebene) verändert werden, wodurch es möglich ist zu fokussieren.
Selbst so eine kleine Linse erzeugt dabei beachtliche Ergebnisse und entschädigt damit durchaus für die Unhandlichkeit. Selbst Makros sind mit dieser Konstruktion machbar. Dabei gibt das alte Glas und die fehlende Vergütung der einzelnen Linsen den resultierenden Fotos einen ganz eigenen Charakter.
Das Thema Makrofotografie hat mich schon sehr lange interessiert, zumal ich auch seit ca. 27 Jahren Mikromineralien sammle, da liegt es auf der Hand, dass man davon auch Bilder machen will.
Insofern habe ich mir vor etlichen Jahren die Ausrüstung dazu in Teilen gesammelt und vor ca. 5 Jahren ein großes Balgegerät selbst gebaut (ca. 85 kg schwer). Man muss zu diesem Thema auch erwähnen, dass es natürlich auch eines gewissen Invests bedarf, oder man bastelt aus Schrott-Teilen oder gut gebrauchten Teilen sein Gerät selbst zusammen, wie ich es gemacht habe. Lediglich die Objektive sind mitunter recht teuer, es sei denn, man nimmt z.B. Schneider Componon S-Objektive (50 – 100 mm Brennweite) und bringt diese dann in retro-Position. Anders ist es mit den Luminaren oder Photaren etc. die kosten dann richtig Geld.
Allen, die sich in diese Thematik stürzen kann ich nur raten, sich nicht von Fehlschlägen entmutigen zu lassen, die Makrofotografie eröffnet bislang unbekante Welten!
Viel Spaß beim Ausprobieren und viel Erfolg!
Die Frage: „Wie hat Dir dieser Artikel gefallen“? ist eigentlich überflüssig. Bisher habe ich alle Berichte mit großer Aufmerksamkeit gelesen und bin einfach begeistert. In dem Bereich der Makrofotografie kann man die Welt, Pflanzen, Tiere und Technik aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen und bestaunen. DANKE für eure Mühen. Ich habe schon viele Anregungen erhalten.