Videoreihe zum Farbmanagement: Interview mit Profi-Fotografen und Hauptakteur Christian Ohlig

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In Kooperation mit EIZO haben Dich unsere Hauptakteure Christian Ohlig und Serdar Ugurlu mit auf die wunderschönen Lofoten in Norwegen genommen. Jeden Freitag wurde in der fotocommunity Fotoschule in der sechsteiligen Videoserie ein Thema im Workflow der Landschaftsfotografie beschrieben. Von der Anreise, über die Location-Planung, das Fotografieren vor Ort bis zur anschließenden Bildbearbeitung wurden allerlei Details für das perfekt ausgedruckte Landschaftsfoto von den Lofoten mit Dir geteilt.
Nachdem Du nun sechs Wochen mitgefiebert hast, bekommst Du die Chance noch mehr über die Techniken von Farbmanagementprofi Christian Ohlig zu erfahren. Im Interview verrät er Dir seine fotografischen Tipps und Du erhältst Hintergrundinfos zur Reise.

Farbmanagement-Profi Christian Ohlig von EIZO
Farbmanagement-Profi Christian Ohlig von EIZO

1. Wie kamt ihr auf die Idee zu der Serie und warum wurden es die Lofoten?
Ich arbeite ja im Marketing bei EIZO und halte in dieser Funktion viele Vorträge zum Thema Farbmanagement. Kernpunkt dabei ist immer die Frage, warum die Monitordarstellung oft nicht mit Ausdruck, Fotobuch oder Kalender übereinstimmt. Zwar ist meist ein ungeeigneter und nicht kalibrierter Monitor die Hauptursache, aber Farbmanagement umfasst im Idealfall immer den kompletten Workflow.
Ich hatte schon länger die Idee, diesen Workflow einmal von A-Z zu erklären. Da das in der Theorie relativ abstrakt ist, habe ich das Thema Landschaftsfotografie ausgesucht, an dem ich diesen Workflow einmal beispielhaft durchexerzieren kann. Fehlte nur noch ein Ziel: Nach kurzer Rücksprache mit meinem Freund Serdar Ugurlu, Gründer und Mentor von PhotoTours4U, war auch das Ziel gefunden: die Lofoten. Bedingt durch die Lage, bis zu 300 km nördlich des Polarkreises, kann man dort wenige Wochen im Jahr eine „Dauerdämmerung“ erleben: Grandioses, schräg einfallendes, goldenes Licht über Stunden hinweg. Ideale Bedingungen also.
Karte mit dem Lofoten Standort
2. Gab es unerwartete Hürden, mit denen niemand im Vorfeld gerechnet hat?
Nein, nicht wirklich. Wir haben uns ja gut vorbereitet. Einzig den administrativen Aufwand beim Dreh in einem Land, das zwar in Europa liegt, aber nicht Mitglied der Europäischen Union ist, hätte ich nicht so groß eingeschätzt. Die Abwicklung der Zollangelegenheiten war schon lästig. Da sieht man mal wieder, wie gut wir es in der EU haben.

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3. Haben das Wetter und die Gegebenheiten wie geplant mitgespielt?
Das Wetter hat unsere kühnsten Hoffnungen übertroffen. Wir sind ja im April geflogen, damit wir hohe Chancen auf tolles, farbiges Licht haben. Im April ist es aber eigentlich schon zu hell, um Polarlichter sehen zu können. Aber da die Polarlichter in diesem Jahr so stark waren, sind auch wir noch in den Genuss dieses fantastischen Naturspektakels gekommen.

4. Hat sich das Equipment dieser anspruchsvollen Situation als geeignet erwiesen?
Definitiv. Wer gute Seascape-Bilder machen will, muss halt nah ans Wasser. Und selbst wenn man aufpasst, kommt das Wasser auch schon mal näher, als einem lieb ist. Die FUJIFILM-Kameras und Objektive haben das, dank der zahlreichen Dichtungen, problemlos weggesteckt. Und auch die Nano-Vergütung der Haida-Filter hat sich voll bewährt, da man die Filter viel leichter und ohne Schlieren reinigen konnte, als Filter mit herkömmlicher Vergütung.

Das ist die Ausrüstung, die mit auf die Lofoten genommen wurde.
Das ist die Ausrüstung, die mit auf die Lofoten genommen wurde.

5. Hat man auf den Lofoten andere Herausforderungen beim Licht und dem anschließenden Farbmanagement als bei Landschaftsaufnahmen hierzulande?
Nein, ganz im Gegenteil. Während man hierzulande (noch schlimmer, je näher man dem Äquator kommt) nur wenige Minuten ideales Licht hat, zieht sich die blaue und goldene Stunde im April auf den Lofoten über Stunden hin. Das ist wirklich stressfreies und entspanntes Fotografieren.

6. Warum waren euch Mittelformatkameras wichtig? Stellt das besondere Herausforderungen an das Farbmanagement und sind ISO-Werte mit einer Vollformatkamera vergleichbar?
Wir wollten natürlich die maximale, technische Qualität erreichen und gleichzeitig eine Ausrüstung verwenden, die leicht zu transportieren und on Location gut zu handeln ist. Außerdem sollte sie den Umweltbedingungen standhalten. Das System, das all diese Anforderungen zurzeit am besten erfüllt, ist in meinen Augen das GFX-System von FUJIFILM. Kaum größer als eine digitale Kleinbild-SLR hat die GFX durch den größeren Sensor eine vergleichsweise geringe Pixeldichte, die zu geringem Rauschen und hohem Dynamikumfang führt.

In meiner Art der Landschaftsfotografie ist die High-ISO-Performance in den meisten Fällen nicht so entscheidend, da wir meist ohnehin vom Stativ mit längeren Verschlusszeiten und möglichst niedriger ISO fotografieren. Da kommt es oft eher auf eine möglichst geringe Grundempfindlichkeit des Sensors an, welche mit ISO 100 bei der GFX auch erfreulich niedrig ist.

Seepanorama mit der FUJIFILM Mittelformat-Kamera
Seepanorama mit der FUJIFILM Mittelformat-Kamera

7. Kann ein „normaler“ Monitor eigentlich auch kalibriert werden bzw. was ist beim anschließenden Ausdruck zu erwarten?
Natürlich kann und sollte man „normale“ Monitore auch kalibrieren. Zwar steht dazu nur die Methode der Softwarekalibrierung zur Verfügung und der Farbraum eines Nicht-Grafik-Monitors ist meist auch relativ beschränkt. Aber dennoch ist es natürlich wünschenswert, einen möglichst originalgetreuen Blick auf die Bilddatei zu bekommen. Man kann aber nicht erwarten, dass der Monitor durch die Kalibrierung Druckfarben anzeigen kann, die außerhalb seines Farbraums liegen. Deshalb ist ein zuverlässiges Softproofing nur mit einem Grafik-Monitor mit großem Farbraum möglich.

Doch nicht nur der große Farbraum zeichnet einen Grafik-Monitor wie einen EIZO
ColorEdge aus. Unsere ColorEdge unterscheiden sich durch viele weitere Besonderheiten von herkömmlichen Office-Monitoren, allem voran die Homogenität der Bilddarstellung. Denn insbesondere, was Helligkeit und Farbreinheit angeht, gibt es erhebliche Unterschiede. Wer einen unverfälschten Blick auf seine Bilddatei werfen will, kommt um einen Grafik-Monitor einfach nicht herum.

8. Das Thema Weißabgleich ist zentrales Thema der Serie. Gibt es eine Regel, wie oft dieser angepasst werden sollte?
Jeder Monitor altert. Dabei ändern sich Helligkeit und Farbdarstellung. Um die Bilddarstellung auf Dauer konstant zu halten muss er regelmäßig kalibriert werden. Ich empfehle das ca. alle 200 Nutzungsstunden zu machen.

Stephan von „hunderteins“ und Serdar Ugurlu von „phototours4u“

9. Da unsere User gefragt haben: Gibt es grundsätzliche Kamera-Einstellungen, die ihr empfehlen würdet?
Das ist schwer. Aber generell sind unsere Kameras fast immer auf M (manuell) eingestellt. Die dann gewählten Kameraeinstellungen hängen sehr vom gewünschten Bild ab:

  • Die Belichtungszeit hängt davon ab, welcher Effekt erzielt werden soll (Langzeitbelichtung oder Einfrieren von Bewegungen).
  • Die Blende hängt davon ab, ob man geringe oder hohe Schärfentiefe erzielen möchte.
  • Die Sensorempfindlichkeit (ISO) will man immer so gering wie möglich halten, um möglichst rauscharme Bilder zu bekommen.

Und um unter Berücksichtigung all dieser Parameter ein perfekt belichtetes Bild zu schießen, das den maximalen Dynamikumfang der Kamera ausnutzt, ist das RGB-Histogramm von entscheidender Bedeutung. Eine weitere Hilfe dazu sind Verlaufs- und Neutralgraufilter. Wichtig ist natürlich auch, die Eigenarten des eigenen Sensors zu kennen. Manche Sensoren, wie auch der von FUJIFILM, bergen noch enorme Details in den Schatten, während einmal ausgefressene Strukturen in den Lichtern verloren sind. Deshalb vermeide ich stets das Clipping der Lichter. Andere Sensoren rauschen stark, wenn man die Schatten aufhellt, haben aber noch verborgene Reserven in den Lichtern. Hier sollte man der Belichtung der Tiefen größere Aufmerksamkeit schenken.

10. Die Serie ist ja nun abgeschlossen, welche Rückmeldungen gab es dazu?
Wir sind überwältigt von dem positiven Feedback, das wir persönlich und im Netz bekommen haben. Auch die schon bisher erzielte Reichweite hat unsere Hoffnungen bei Weitem übertroffen. Das zeigt uns, dass wir mit unserer Idee, den theoretischen Inhalt praktisch und vor Ort zu demonstrieren, richtig lagen.

Bildmotiv Gimsøy-Holzkirche
Das Bildmotiv: Die Gimsøy-Holzkirche

11. Unsere User fragten uns, ob weitere solcher Reisen angeboten werden. Sind weitere geplant?
Nun, Reisen bieten wir ja nicht an. Und dieses Filmprojekt war eigentlich als einmalige Sache angelegt. Aber nachdem wir so viel positives Feedback und Fragen nach weiteren Serien erhalten haben, denken wir natürlich schon darüber nach, Filme zu weiteren fotografischen Sujets zu produzieren. Aktuell arbeiten wir daran, Voice-Over-Versionen der Colourclass Lofoten in anderen Sprachen zu erstellen. Wir veröffentlichen die Filme dann im Herbst in ganz Europa. Es ist sehr lustig, sich selbst von englischen, italienischen oder tschechischen Sprechern vertont zu hören.

Falls wir noch weitere Filmprojekte dieser Art produzieren wird das aber noch ein Weilchen auf sich warten lassen. Denn ein solches Projekt geht vom Planungsaufwand, der Durchführung und nicht zuletzt vom Budget weit über das hinaus, was man im Marketing normalerweise so anstellt. Aber es macht natürlich auch besonders viel Spaß. Man darf also gespannt sein. Ich bin es auch.
Auch wir in der fotocommunity sind gespannt auf weitere Filmprojekte von EIZO. Wir hoffen, die Colourclass Lofoten-Serie hat Dir gefallen. Konntest Du die Profi-Tipps von Christian Ohlig schon umsetzen?

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