Tolle Segelfotos gut geplant sind leicht gemacht

tolle Segelfotos
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
Mit dem Sommer beginnt die Zeit der Hafengeburtstage, Segelwochen und Treffen der Traditionssegler. Ob nun Kieler Woche, Hanse Sail oder Hamburger Hafengeburtstag: Fast jede größere Hafenstadt an Nord- und Ostsee hat im Sommer eines dieser Hafenfeste. Dort versammeln sich dann auch die vielen alten Traditionssegler, aber zum Teil auch hochmoderne Rennyachten. Damit bieten diese Hafenfeste für Fotografen eine Vielzahl toller Motive und viele Möglichkeiten, um Segelschiffe zu fotografieren.

In diesem Artikel machen wir mit Dir einen Streifzug über die Hafenfeste. Wir zeigen Dir, wie Du tolle Motive entdeckst und wie Du sie schön mit der Kamera einfängst. Wir verraten Dir, welche Ausrüstung Du brauchst und wie Du Dich auch sonst gut vorbereitest, um kein Motiv zu verpassen. Und natürlich erklären wir Dir, wie Du Deine Kamera einstellen musst, damit Deine Fotos auch gelingen. Bereit? Dann lass uns loslegen!

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Die Vorbereitungen

Für viele Motive reicht eine einfache Kompaktkamera oder die inzwischen wirklich leistungsfähigen Panoramafunktionen moderner Smartphones. Sie haben natürlich den Vorteil, dass sie einfach in der Jacke stecken, nicht stören und jederzeit griffbereit sind. Sofern Du Dich darauf beschränkst nur durch den Hafen zu bummeln und Dich für die Schiffe an der Pier interessierst, ist also eine Kompaktkamera völlig ausreichend. Die Besonderheit an maritimen Veranstaltungen ist allerdings, dass viele interessante Motive auf dem Wasser zu finden sind und damit eine erhebliche Distanz zwischen Dir und dem Motiv liegt.

Für solche Motive benötigst Du natürlich Teleobjektive. Im Grunde gilt hier, je mehr Brennweite, desto besser.

Mit 300mm (auf Kleinbild bezogen) bist Du aber schon gut dabei, auch wenn ich manche Fotografen schon mit „600mm-Tüten“ am Strand habe stehen sehen. So lange Brennweiten können am Wasser dann wieder ihre Nachteile haben, wie Du im weiteren Verlauf des Artikels erfahren wirst. Und ein Weitwinkelobjektiv ist auch nicht zu verachten und erlaubt eine ganz andere Sicht auf die See und ihre Motive. Bessere Bridgekameras decken diesen Bereich sehr oft schon ab.

Wenn Du mit Wechselobjektiven arbeitest, dann kannst Du natürlich eines dieser Superzooms nehmen, die Brennweiten zwischen 18 – 270 mm abdecken. Bessere Ergebnisse erzielst Du allerdings meist, wenn Du ein moderates Weitwinkelzoom (z.B. 18 – 55 mm) und ein Telezoom verwendest (55 – 250 mm oder 70 – 300 mm sind typische Brennweitenbereiche).

Einen Blitz kannst Du zu Hause lassen, dafür kann ein Stativ (eventuell Einbein) Sinn machen.

Diese Ausrüstung erleichtert Dir die Fototour

Es gibt aber einige Dinge, die nicht zu klassischen Fotoausrüstung gehören, die Dir das Leben aber deutlich erleichtern, wenn Du den ganzen Tag auf Fototour bist. Zu diesen Dingen zählt

  • eine winddichte Jacke, die gern auch wasserabweisend sein sollte
  • ein kleines Tuch, das zum Trockenwischen geeignet ist
  • eine Mütze mit Schirm für die Augen
  • eine bequeme (wichtig!) Kameratasche, die wasserabweisend und gern auch sanddicht sein sollte
  • eine gute Portion Sonnencreme
  • gegebenenfalls eine kleine Decke.

Du wirst Dich vielleicht fragen, wozu das alles gut sein soll? Nicht alle genannten Dinge wirst Du bei jeder Veranstaltung brauchen. Wichtiger ist, vorher daran zu denken und darüber nachzudenken, was man davon brauchen könnte.

An der Küste herrscht oft strammer Winde, den viele Binnenländer unterschätzen und es kann kühler sein, als es nach dem blauen Himmel und der Sonne zu vermuten ist. Bei manchen Events findet man die besten Motive vom Strand aus, dort gibt es Sand (keine Kamera mag Sand). Eine Decke kann hilfreich sein zum Sitzen, aber auch, um die Fototasche dort abzulegen. Und die Sonnencreme brauchst Du einfach, weil das UV-Licht der Sonne vom Wasser reflektiert wird und dadurch viel schneller wirkt als im heimischen Garten.

Die Planung zum Fotografieren – nicht nur von Segelschiffen

Es kann Spaß machen, einfach auf Verdacht über das Fest zu bummeln und immer dann zur Kamera zu greifen, wenn Dir ein tolles Motiv begegnet. Es kann aber auch passieren, dass Du am Ende unzufrieden bist, weil Du immer zur falschen Zeit am falschen Ort warst. Die Veranstalter versuchen inzwischen immer öfter Wettbewerbe und Vorführungen auf dem Wasser in Landnähe zu verlegen, eben um den Zuschauern schöne und attraktive Motive zu bieten. Es lohnt sich daher einen Blick in den Veranstaltungskalender zu werfen.

Nun ein ganz entscheidender Tipp: Wenn Du etwas Interessantes gefunden hast, dann schau Dir den Ort im Stadtplan oder auf einer Karte an und versuche herauszufinden, von welcher Seite das Sonnenlicht kommen wird. Weiße Segel wirken nur dann schön, wenn Du die Sonne im Rücken hast. Die Enttäuschung ist groß, wenn Du zur geplanten Zeit vor Ort bist, die Windjammer unter vollen Segeln an Dir vorbeifährt und Du hast Gegenlicht. Das solltest Du also unbedingt vermeiden.

Zudem ist für die Wirkung der Fotos der Hintergrund nicht ganz unwichtig. Du solltest bei der Wahl des Standortes vorher berücksichtigen, ob Du freie Sicht auf das Wasser hast oder auf das gegenüberliegende Ufer blickst.

Am Ende solcher Hafentage gibt es häufig eine Parade der großen Segelschiffe, die Du fotografieren solltest. An diesen Tagen sind die Ufer dicht gesäumt mit Zuschauern und Fotografen. Wer wirklich schöne Fotos von den Schiffen machen will, ist an diesem Tag falsch. Während der Paraden ist das Wasser übersät mit kleinen Sportbooten, die sich rund um die großen Traditionssegler tummeln, dass man oft fast trockenen Fußes von einem Ufer zum anderen kommen kann.

Viele dieser Schiffe bieten Tagesfahrten an. Schaue Dir an, wann die Schiffe ablegen und wann sie zurückkehren. Die Stunde nach dem Ablegen und die Stunde vor dem Anlegen bietet die größte Chance die Schiffe ohne begleitende Boote zu fotografieren.

Die besten Motive ergeben sich natürlich, wenn Du die Gelegenheit hast, auf so einem Schiff selbst mitzufahren oder auf eines der begleitenden Sportboote zu steigen.

Segelschiffe und andere Motive fotografieren

Nach all der Planung soll es jetzt aber um die Fotografie und die Motive selbst gehen.

Dazu haben wir eine größere Anzahl an Fotos ausgesucht und möchten zu jedem Foto ein wenig erzählen. Wir erklären Dir, wie es entstanden ist und was Du gegebenenfalls beachten bei vergleichbaren Motiven beachten musst. Es sind Fotos dabei, die zu unterschiedlichen Tageszeiten und unterschiedlichen Wetterbedingungen entstanden sind. Wir haben die Fotos in zwei Abschnitte unterteilt: Motive von Land aus und Motive vom Schiff/Boot aus.

Ein Tag an Land

Wenn Du an Land bist (egal ob im Hafen oder an einem Strand) hast Du natürlich die schon genannten Einschränkungen bezüglich der Licht- und Blickrichtung. Dafür kannst Du je nach Standort aber durchaus sinnvoll mit einem Stativ arbeiten und den Standort wechseln, um neue Perspektiven zu entdecken. Wenn es nicht nur darum geht, Segelschiffe zu fotografieren, ist die Zahl der Motive, die Du entdecken kannst, viel größer.

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Das Programm während solcher Hafentage ist vielfältig und beschränkt sich nicht nur auf den Segelsport. Häufig werden auch andere Sportarten und Vorführungen angeboten, die nicht alltäglich sind. Auf dem Foto siehst Du Jetski-Akrobatik. Die schnellen und teilweise überraschenden Bewegungen erfordern recht kurze Verschlusszeiten, die aufgrund der Helligkeit aber ohne Probleme zu realisieren sind. Der Autofokus muss natürlich im Nachführmodus sein, um den Fokus mit der Bewegung immer am Motiv zu halten. Es bedarf schon einiger Übung, aber genau darum geht es hier ja.
100 mm | 1/750 sek. | f/6,7 | ISO 200
Auch andere Sportarten werden gern mit Hafentagen zusammengelegt, einfach weil so ein Rahmenprogramm für mehr Zuschauer sorgt. Die Zahl der Besucher, die zu einem Wettbewerb im Kite-Surfen geht, wäre sonst sicherlich deutlich geringer. Kiten findet übrigens meist in Ufernähe statt und lässt sich daher vom Strand aus gut fotografieren. Auch hier sind die Bewegungen sehr schnell und erfordern sehr kurze Belichtungszeiten. Die grundlegenden Einstellungen waren wie beim vorherigen Foto, allerdings habe ich mehr Brennweite benötigt.
250 mm | 1/750 sek. | f/4 | ISO 100

 

Ein Problem kann es sein, wenn Einzelaufnahmen, die den Sportler aus dem Kontext der Veranstaltung lösen und wenn er deutlich erkennbar ist. In solchen Fällen solltest Du Dich vergewissern, ob Du das Bild zeigen darfst, wenn Du es veröffentlichen willst. Bei diesem Bild besteht dieses Problem jedoch sehr offensichtlich nicht.
250 mm | 1/500 sek. | f/6,6 | ISO 100

 

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Augen auf bei der Motivsuche! Selbst kleine Details, an denen Du sonst achtlos vorbeigehst, können ein spannendes Motiv geben. In diesem Fall habe ich eine verchromte Relingstütze fotografiert. Daraus ist ein schlichtes, aber in meinen Augen auch schönes Motiv entstanden. Das Foto lebt von verschiedenen Komponenten. Das harte Sonnenlicht hat für gute und klare Kontrastkanten gesorgt. Die Stütze selbst wurde sorgfältig in der Vertikalen ausgerichtet und das Drahtseil diagonal in die Bildecken gelegt, so dass durch die geöffnete Blende ein schönes Schärfespiel entstanden ist. Im Hintergrund sind die Reflexionen der Sonne als unscharfe Kreise zu sehen, die schön mit der unterschiedlichen Helligkeit spielen. Wenn Du genau hinsiehst, kannst Du sogar die Zahl der Lamellen zählen, die das verwendete Objektiv hat. Form und Art der Kreise sind charakteristisch für ein Objektiv. Man spricht auch von dem Bokeh. An den Aufnahmedaten kannst Du erkennen, dass man selbst mit Blende f/5,6 noch eine gute Unschärfefreistellung erhält, wenn der Abstand zum Hintergrund groß genug ist.
135 mm | 1/500 sek. | f/5,6 | ISO 100
Ein typischer Küstenbewohner. Natürlich findet man in Häfen auch Möwen. Die Tiere, die sich von dem Trubel eines Hafenfestes nicht stören lassen, sind daher weniger scheu. Es bleibt Zeit genug in Ruhe ein Porträt zu machen. Wie gut erkennbar ist: Das Licht war nicht optimal, um das „Gesicht“ nicht im Schatten zu haben, musste ich etwas überbelichten. Dieser Umstand hatte zur Folge, dass am Hinterkopf die Zeichnung in den Federn fehlt (die Lichter sind ausgefressen).
300 mm | 1/1.500 sek. | f/4,8 |ISO 100
DSCF1037a
Es kann sich lohnen auch mal „um die Ecke“ zu schauen. Diesen Stapel von Markierungsbojen aus der Fischerei fand ich neben einem Schuppen und mich sprach die Mischung aus verblassten Farben und Linien einfach an. Von der Gestaltung habe ich mich für die Diagonale entschieden und für eine asymmetrische Verteilung von farbigen Schwimmkörpern zu den eher grauen Stangen. Die Blende habe ich etwas geschlossen, um eine durchgehende Schärfe im Bild zu haben.
50 mm | 1/180 sek. | f/6,7 | ISO 100
Stagsegel vor dem HDW-Kran
Die folgenden zwei Bilder zeigen Dir, wie wichtig es ist, auf den Hintergrund zu achten und wie man durch Änderung der Sichtweise trotzdem ein schönes Foto bekommt. Der Abstand zwischen Motiv und Hintergrund war einfach zu gering, um hier sinnvoll mit Unschärfe arbeiten zu können. Die hinter dem Schiff liegenden Kräne verwirren die Linienführung. Das Foto ist daher nicht Fisch noch Fleisch, selbst wenn das Schiff komplett drauf ist, wird es nicht besser, eher schlimmer.
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Ich habe mich daher entschieden mit der eigentlichen Aufnahme einen Moment zu warten, bis der obere Teil der Masten frei vorm Himmel war und habe die Aufnahme wiederholt. Der Ausschnitt ist natürlich bewusst so gewählt, da der Horizont selbst immer noch nicht besonders schön war. Mir gefallen solche Teilansichten gut.
240 mm | 1/1.000 sek. | f/4 | ISO 100
Auch wenn es nicht danach aussieht, vom Licht ist so ein Motiv nicht ganz einfach. An der See gibt es häufig ein wenig Dunst in der Luft (insbesondere, wenn wenig bis gar kein Wind vorhanden ist). Dieser Dunst wird durch Telebrennweiten optisch noch verdichtet und da der Himmel sich im Wasser reflektiert hat alles einen gewissen Blaustich. An dem Blau muss man sich nicht stören, aber der Dunst raubt dem Foto an Kontrast, insofern wurde dieses Bild dann später am PC bearbeitet und die Kontraste deutlich verstärkt. So kommen nun die Wasserfontänen wesentlich besser „rüber“. Zur Bildaufteilung muss man denke ich wenig sagen: Der Horizont muss natürlich gerade sein, die Positionierung des Schiffes ergibt sich fast automatisch aus den Fontänen.
300 mm | 1/1.500 sek. | f/4,8 | ISO 100
DSCF1337
Der Tag im Hafen neigt sich dem Ende zu. Die blaue Stunde bricht an. Ich habe diesen Umstand genutzt und gefragt, ob ich bei einem der umliegenden Hochhäuser auf das Dach durfte. Die nachfolgenden drei Aufnahmen sind innerhalb von 20 Minuten entstanden. Du kannst im Vergleich sehen, wie schnell sich die Lichtverhältnisse zu dieser Zeit ändern. Natürlich habe ich hier mit Stativ gearbeitet. Bei diesem Foto könnt Ihr einen interessanten Effekt beobachten. Das Wasser war nicht so glatt, wie es auf dem Foto aussieht. Durch die Länge der Belichtung haben sich die kleinen Wellen gegenseitig verwischt. Die Spiegelungen im Wasser bekommen dadurch weichere Ränder, werden aber in sich deutlicher und klarer. Das Schiff, das vor der Klappbrücke wartet, hat sich in der Zeit zuwenig bewegt, um unscharf zu werden.
80 mm | 3 sek. | f/5,6 | ISO 100

 

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Um die Belichtungszeit zu verlängern, habe ich die Blende weiter geschlossen. Das Schiff an der Klappbrücke ist nun verwischt. Der weiche Effekt auf der Wasseroberfläche hat sich aber noch einmal deutlich verstärkt. Jetzt sind sogar die Masten in der Spiegelung erkennbar. Wie ruhig die Schiffe selbst liegen, kannst Du jetzt sehen – lange Belichtung und trotzdem bleibt alles scharf.
90 mm | 16 sek. | f/13 | ISO 100
Nacht
Das eigentliche Ziel war dann aber diese Aufnahme. Leider fehlte mir etwas Brennweite nach unten, ich hätte gern 12mm gehabt. Bei dieser Aufnahme ist der gerade Horizont natürlich wichtig und zudem die weitestgehende Symmetrie. Ich habe das Foto gegenüber der Messung um eine Blende unterbelichtet, damit die Lichter nicht überstrahlen. Der Gesamtwirkung kommt die nach meiner Meinung zugute.
18 mm | 2 sek. | f/5,6 | ISO 100 | -1EV

 

FILE3810
Was wäre ein Hafenfest ohne Feuerwerk. Das Schwierigste an Fotos von Feuerwerk ist es, einen Platz mit guter und freier Sicht zu finden, wo Du auch ein Stativ aufbauen kannst. Die Fotos selbst sind eigentlich ganz simpel zu machen. Es gibt unterschiedliche Methoden. Mein Weg ist folgender: Ich habe die Blende geschlossen und die Kamera auf BULB gestellt. Die erste Rakete habe ich genutzt, um mit der Kamera zu fokussieren. Danach habe ich auf manuellen Fokus umgestellt und die Einstellung nicht mehr verändert. An der Kamera selbst war ein Fernauslöser angeschlossen. Mehr muss nicht getan werden. Du kannst die Raketen recht gut aufsteigen sehen. Ich habe gewartet, bis ein neuer Abschuss zu erkennen war, habe den Fernauslöser gedrückt und zwei oder drei Effekte abgewartet, danach den Auslöser wieder frei gegeben. Das habe ich dann natürlich mehrfach wiederholt und so eine Reihe sehr schöner Aufnahmen bekommen. (Wer keinen Fernauslöser hat, kann auch den Selbstauslöser verwenden und dazu eine Belichtungszeit von 10 – 20 Sekunden einstellen.
45 mm | 16 sek. | f/13 | ISO 100

 

Ein Tag auf dem Boot

Wer die Gelegenheit hat auf einem Boot mitzufahren, sollte so eine Chance auf jeden Fall wahrnehmen. Vom Boot aus bist Du viel freier in der Motivwahl und von der Lichtrichtung unabhängiger, insbesondere natürlich, wenn Du dem Bootsführer sogar sagen kannst, wo ihr hinfahren wollt.

Die einfachste Methode ist die Buchung einer Fahrt auf einem Regattabegleitschiff oder ein „Tagestörn“ auf einem der Traditionssegler. Du hast Platz, eine Toilette und meist auch noch eine Gastronomie an Bord. Der Nachteil ist, der Schiffsführer wird sich eher nicht nach Deinen Wünschen richten, da auf so einer Tour 50 – 200 Gäste mitfahren. Aus meiner Sicht ist es am besten, auf einem kleineren Sportboot einzusteigen, die Du oft chartern kannst. Es lohnt sich dann aber, wenn Du Dich mit drei oder vier weiteren Menschen zusammentust, sonst wird es zu teuer.

Wer ganz großes Glück hat, kennt vielleicht sogar den Besitzer einer Yacht vor Ort und kann kostenlos mitfahren. Ich selbst bevorzuge kleine Boote. Sie sind flexibler und ich finde die Perspektive schöner.

Für alle genannten Fälle gelten aber ein paar Besonderheiten. Ein Stativ kannst Du natürlich vergessen. Ein Schiff oder Boot bewegt sich, daher macht ein Stativ keinen Sinn. Je nach Größe des Bootes musst Du beachten, dass Du die Verschlusszeiten, die Du sonst ohne Probleme freihalten kannst, deutlich verkürzen solltest. Zu der Bewegung der Hand addiert sich nämlich noch die Bewegung des Bootes, je nach Seegang sogar deutlich.

Nun aber zu den Fotos. Wie im vorherigen Abschnitt findest Du die Erklärungen zu dem Bild in der Bildunterschrift.

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Hier ein Beispiel, was passiert, wenn Du auf einem kleinen Boot bei etwas Seegang mit etwas längeren Brennweiten arbeitest. Dieses Foto ist tatsächlich so aufgenommen und zwar ohne Absicht. Etwa die Hälfte meiner Aufnahmen an diesem Tag sieht so oder so ähnlich aus. Man schafft es oft nicht die Bewegung auszugleichen. Das Problem ist jetzt: Vom Motiv her gelungen, vom Licht passt es. Aber drumherum ist nicht genug Bild, um es sinnvoll gerade zu richten. Es macht daher Sinn nicht ganz so nah zu zoomen, damit im Zweifel der Beschnitt den Horizont noch retten kann.
120 mm | 1/500 sek. | f/5,6 | ISO 100

 

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Bewölkter Himmel muss nicht zwingend schlechte Fotos ergeben. Hier hatte ich das Glück die Startphase einer Regatta von Starbooten vor die Linse zu bekommen. Die weißen Segel – in der Tiefe gestaffelt –ergeben einen schönen Kontrast zu den Wolken. Bei der Bildgestaltung habe ich darauf geachtet, dass links vor dem Führungsboot etwas Raum ist. Die Boote fahren sozusagen in das Bild hinein und geben der Szene damit einen dynamischen Charakter. Wie Du an den Aufnahmedaten erkennen kannst, ist es auf dem Wasser trotz der Wolken sehr hell.
100 mm | 1/750 sek. | f/4,8 | ISO 100

 

CONVAR4001
Wer „Action“ mag, der sucht sich Wendemarken. Dort geht es oft sehr eng zu. Du solltest aber genau darauf achten, wie die Boote fahren und ausreichend Abstand halten. Die Wasserschutzpolizei oder Regattabegleiter sind sehr schnell da und können sehr ärgerlich werden, wenn die Regatta behindert wird.
150 mm | 1/500 sek. | f/5,6 | ISO 100
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Ein schönes Motiv findest Du auf dem „Vorm Wind“-Kurs der Regattabahn, auf dem die Boote ihren „Spinnaker“ öffnen. Spinnaker sind traditionell aus sehr leichtem Tuch und kunterbunt. Sie wirken wie auf einer Schnur aufgereihte bunte Perlen.
150 mm | 1/750 sek. | f/6,7 | ISO 100
Aufnahmen wie diese zeigen, warum ich lieber auf kleinen Booten auf das Wasser gehe. Du befindest Dich eben auf Augenhöhe mit den Akteuren (oder gar darunter). Diese Perspektive ist für den Betrachter gefälliger. Zur Bildgestaltung: Es handelt sich um eine doppelte Drittelteilung (grob betrachtet). Das linke Drittel mit dem Seemann am Bug bildet das Hauptmotiv, der Rest wird eingenommen von dem bewusst unscharf gehaltenen Boot im Hintergrund. Die zweite Drittelteilung findet hier von unten nach oben statt.
300 mm | 1/2.000 sek. | f/5,6 | ISO 100
FILE3805
Hier auch wieder ein Bild, das von der niedrigen Perspektive lebt. Schräg von oben hätte das Bild eine Menge an Wirkung verloren.
200mm | 1/500 sek. | f/5,6 | ISO 100
Nokia Academy: High Speed vor dem Landeshaus
Segeln kann ein sehr schneller Sport sein. Die nachfolgenden zwei Fotos zeigen Dir große Trimarane, die ca. 70 km/h erreichen können. Um die Kraft und Geschwindigkeit dieser Schiffe im Bild einzufangen musst Du den richtigen Moment abpassen. Der Betrachter erwartet Dynamik im Bild, also spritzendes Wasser. Die Diagonale, die entsteht, wenn sich der Rumpf aus dem Wasser hebt, unterstreicht die Kraft des Schiffes. Das Licht war hier eher ungünstig, der Hintergrund im Schatten, wichtig ist in so einem Fall die Konzentration auf das Hauptmotiv.
125 mm | 1/1.000 sek. | f/5,6 | ISO 100
Die TietoEnator Audi: Der Mittelrumpf hebt sich aus dem Wasser
Durch einen Wechsel der Aufnahmeposition war das Licht im Rücken des Fotografen, die Belichtung in Folge dadurch ausgewogener.
70 mm | 1/1.000 sek. | f/9,5 | ISO 100
Segelimpressionen während der Kieler Woche
An diesem Foto möchte ich Dir zeigen, dass man durch einen „mutigen“ Schnitt ein Motiv fast völlig abstrahieren kann. In der Kombination aus Kontrasten, Kurven und Diagonalen erkennt man erst auf den zweiten Blick die Segel einer Windjammer. Dieses Foto ist eigentlich aus der Not heraus entstanden. Ich hatte die falsche Brennweite auf der Kamera und war einen Moment abgelenkt. Als ich die Kamera wieder zur Hand nahm, war das eigentliche Schiff schon fast vorbei und zu nah dran.
100 mm | 1/750 sek. | f/6,7 | ISO 100
Piratenschiff
Zum Schluss möchte ich Dir noch die für mich schönsten Motive zeigen, die man bei so einer Gelegenheit fotografieren kann, die großen Windjammer. Ich glaube zu diesen Motiven muss ich wenig schreiben, warum man sie fotografiert. Allen gemeinsam ist (und darauf musst Du achten): Das Sonnenlicht scheint auf die Segel und nicht durch, sie kommt also eher aus dem Rücken des Fotografen und die Segel stehen voll im Wind. Manchmal werden bei Paraden auch Segel gesetzt und dann mit der Maschine gegen den Wind gefahren… das sieht aber einfach nur fürchterlich aus.
250 mm | 1/2.000 sek. | f/5,6 | ISO 100
FILE3102
240 mm | 1/5000 sek. | f/8 | ISO 100
FILE2751
200 mm | 1/500 sek. | f/5,6 | ISO 100
FILE2737
150 mm | 1/500 sek. | f/5,6 | ISO 100
FILE1448
30 mm | 1/350 sek. | f/8 | ISO 100

 

Wir hoffen Dir haben die Bilder gefallen und Du hast einige Anregungen mitgenommen, welche Motive sich auf solchen Veranstaltungen anbieten und wie man sie am besten aufnimmt. In einer der nächsten Beiträge wird Norbert einige der hier gezeigten Fotos nehmen und Dir in einem Tutorial zeigen, wie Du die Aufnahmen optimieren kannst, die an der See entstanden sind.

1 Kommentar

  1. Vielen Dank für diesen praxisorientierten und daher gut umsetzbaren Beitrag. Trotz einiger maritimer „Erfahrung“ habe ich doch den ein oder anderen neuen Tip erfahren. Da es in diesem Genre teilweise sehr schnell zugeht handle ich nach dem Motto…lieber 10 Aufnahmen zuviel als eine eventuell entscheidende zu wenig…
    Ich freue mich auf den nächsten Beitrag

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