Verwacklungen reduzieren

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Jeder kennt es, just der Moment wo das Kind auf dem Spielplatz vor Freude strahlt, der Hund in der Luft den Ball fängt oder das Modell das verschmitzte Lächeln trägt hat man ein kleines Zittern in der Hand oder die Belichtungszeit war dann doch etwas optimistisch.

Es gibt nun eine Lösung für das Problem mit dem etwas sperrigen Namen „Dekonvolution“. Es handelt sich wörtlich um das „entfallen“ von Informationen. Also um die Umkehrung einer Faltung. Faltung? Was hat das nun mit verwackelten Fotos zu tun?

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Im Grunde handelt es sich um einen mathematischen Prozess, der versucht ein Muster des Verwackelns zu erkennen. Also ein Verfahren, der euer Zittern in Stärke und Richtung nachempfindet. Das daraus entstandene Muster wird dann zur Scharfzeichnung herangezogen. Es wird also eine Art Maske erstellt, die dann proportional zur Schärfe nachgezeichnet wird. Es wird also nicht das Verwackeln an sich entfernt, sondern „nur“ eine selektive, per Maske gesteuerte, Scharfzeichnung angewandt.

Beispiel
Ich möchte Euch das Verfahren anhand eines Beispiels und des Photoshopfilters „Verwacklung reduzieren“ näherbringen.

20130805-215816 Roh
Das verrauschte und verwackelte Ausgangsbild.

Ich habe extra ein verrauschtes verwackeltes Foto gewählt, um Euch direkt mit einem Problem zu konfrontieren. Es geht um das Rauschen. Aber zuallererst starten wir die recht komplexe Oberfläche des „Entwackel“- Filters.

Bildschirmfoto 2015-03-11 um 11.42.58
Den „Zauberfilter“ der so manches Foto retten kann, findet Ihr in den Scharfzeichnungsfiltern
Bildschirmfoto 2015-03-11 um 11.53.52
Rechts seht Ihr das geöffnete Interface des Filters. Wichtig ist die richtige Vergrößerung. Starten solltet Ihr immer mit 100%.

Wie Ihr seht, ermittelt der Filter direkt per Automatik eine beispielhafte Fläche zur Bestimmung von Art und Umfang der Verwacklung. Da der Haken am Optionsfeld „Vorschau“ gesetzt ist, wird auch direkt die Lösung ins Foto eingerechnet. Dies kann erheblich die Performance drücken, besonders bei sehr großen Fotos und bei langsamen Rechnern. Solltet Ihr bemerken, das der Rechner „Zicken“ macht, schaltet die Vorschau ab.

Ausgabegröße
Der Filter arbeitet am effektivsten mit der nativen Auflösung des Fotos, die aber wiederum die Bewertung des Ergebnisses erschwert. Der Filter sollte immer nur für eine bestimmte Ausgabegröße genutzt werden. Ich möchte Euch ja den Effekt anhand der Wiedergabe des Fotos im Internet zeigen. Daher habe ich das Foto bereits im RAW-Konverter auf 1620px * 1080px reduziert. Ihr solltet immer die native Auflösung nutzen und dann erst die Auflösung auf Eure geplante Verwendung des Fotos (Printgröße, Homepage, etc.) reduzieren.

Die Automatik
Das Beispielfoto ist für die Automatik trickreich und herausfordernd. Sie kann nicht unterscheiden zwischen den mitgezogenen Hintergrund und dem verwackelten Motorrad. Ihr könnt dennoch aus reiner Bequemlichkeit die Automatik weitere Flächen auswählen lassen. Dazu müsst Ihr nur den im Bild gezeigten Button öfter mit der Maus anklicken. Habt Ihr einen Mehrkernprozessor in Eurem Rechner, dann könnt Ihr sogar mehrere Automatikflächen gleichzeitig berechnen lassen. Photoshop regelt die Verteilung der Rechenaufgaben auf die verschiedenen Prozessorkerne automatisch.

Bildschirmfoto 2015-03-11 um 12.19.33 Kopie Kopie
Um mehr Beispielflächen vom Filter berechnen zu lassen, klickt einfach auf diesen kleinen Knopf. Diese Funktion ist ein gelungenes Beispiel für gute Softwarearchitektur, die parallele Prozesse zulässt.
Bildschirmfoto 2015-03-11 um 12.07.01 Kopie
Im Ergebnis erscheint so eine „Verwacklungsmatrix“

Manuelle Beispielflächen
Ihr könnt jederzeit Lösungen löschen und Flächen markieren, die Euch besser geeignet erscheinen. Dazu zieht Ihr einfach einen Bereich mit dem Markierungswerkzeug auf. Je größer die Fläche, je länger rechnet der Filter, was durchaus sehr zeitraubend sein kann. Meist ist eine eigene Auswahl aber nicht nötig, die Automatik findet den besten Bereich oft von allein. Ihr müsst eigentlich nur nach markanten kontraststarken Verwacklungsmarken suchen. Im Beispiel findet Ihr diese Marken am Motorrad sehr einfach.

Bildschirmfoto 2015-03-11 um 12.31.25
Der Motorblock mit seinen Reflexionen bietet eine gute Möglichkeit für den Filter die eigentlich Verwackelung zu erfassen.

Fallstrick Rauschen
Das erste Problem ist das sogenannte Quellrauschen zu nennen. Der Filter hat zwar eine Rauschermittlungsautomatik (was für ein Wort), aber eine eigene vorherige Rauschunterdrückung wirkt Wunder. Ich benutze gerne die im ACR (Adobe Camera Raw) vorhandene Rauschunterdrückung. Die Lösungsmatrix sieht dann schon deutlich besser aus.

Fallstrick Schärfe
Das nächste Problem bei der Ermittlung der Maske ist der schon erwähnte Hintergrund. Der Nachzieh-Effekt im Fotobeispiel ist ja gewünscht. Dieser sollte bei der Ermittlung natürlich nicht herangezogen werden. Aber auch Unschärfe durch geringe Schärfentiefe sollte nicht in der Markierung beinhaltet sein.

Fallstrick Ausgabegröße
Was im Vorschaufenster manchmal überzeichnet wirkt, kann in der richtigen Ausgabegröße/Auflösung perfekt wirken. Ein wenig Spielfreude muss man bei diesem Filter mitbringen.

Auswahl der besten Maske
Habt Ihr nun zwei oder drei Bereiche berechnen lassen, könnt Ihr diese natürlich auch gleichzeitig ins Foto verrechnen lassen. Photoshop versucht dann Übergänge zu ermitteln. Gut geklappt hat das bei meinen Versuchen jedoch nie. Ich nutze immer nur eine Lösung – das ergibt aus der Logik mehr Sinn. Ich habe schließlich jeden Pixel im Fotos gleich verwackelt. Man sollte daher die beste Maske/Matrix auswählen. Dies geschieht per Auswahlfenster: Ihr müsst dazu nur eine Maske markieren und eine weitere mit der CMD (Apple) / Alt-Taste (Windows) anklicken. Dann öffnet sich ein weiteres Fenster zum direkten Vergleich und der Auswahl. Dies wiederholt Ihr so oft, bis nur noch eine Lösung übrig ist.

Bildschirmfoto 2015-03-11 um 12.51.59
Der direkte Vergleich zeigt welche Bewegungsspur besser ermittelt wurde. Einfach den Haken der gewünschten Lösung anklicken. Die Lösung wird dann inaktiv. So reduziert ihr die Lösung bis nur noch eine übrig bleibt.

Zusätzliche Optionen
Der Filter bittet noch zusätzliche Funktionen per Schieberegler. Im Grunde handelt es sich bei den Optionen „Glättung“ und „Artefaktunterdrückung“ um eine Art Weichzeichnung nach der Scharfzeichnung um übertrieben wirkende Kanten zu mildern. Ihr könnt dort Eurem Auge trauen. Was besser aussieht, wird auch im Resultat besser sein.

Etwas anderes ist die eingeschätzte Länge (in Pixel) der Verwacklung. Kleinere Werte reduzieren die vermeintliche Länge der Verwacklungsspur und so auch den Scharfzeichnungseffekt. Ich nutze gerne minimale Werte bei langen Brennweiten ohne Spiegelvorauslösung. Der Spiegelschlag wird auf diesem Weg hervorragend heraus gerechnet.

Fazit

Nicht bei jedem Foto funktioniert das perfekte Entwackeln, aber manches Foto kann für eine bestimmte Ausgabe dann doch genutzt werden. Ihr solltet aber weiterhin zuallererst Versuchen, dass Foto bereits ohne Verwackeln zu schießen. Ich habe für den Artikel drei verschiedene Software-Lösungen ausprobiert und jede hatte ihre Vor- und Nachteile. Die Photoshoplösung finde ich deshalb interessant, weil ich sie in meinem Workflow mit Smartobjekten prima nutzen kann. Andere Lösungen sind vielleicht partiell besser, aber nicht ausreichend besser, um mich von meinem Workflow zu lösen.

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