Spannende Tierbilder. Manchen Bildern fehlt einfach das gewisse Etwas. Für den Kick beim Tierporträt gilt im Prinzip das Gleiche wie bei Menschenporträts: Es kommt auf diesen entscheidenden Augenblick der Spannung an. Bei tierischen Motiven kann man allerdings kaum Regie führen; Geduld, Erfahrung und ein Vorhersehen der Verhaltensweisen sind deshalb entscheidend.
Starke Tierporträts erfordern Geduld und schnelle Reaktion. Gute Tierfotografen haben Kenntnisse in der Verhaltensbiologie und wissen über das Repertoire ihrer tierischen Motive Bescheid. Es gilt, Reaktionen vorauszusehen oder Situationen zu schaffen, in denen das zu porträtierende Tier auf eine bestimmte Weise reagiert. Oft funktioniert das mit Belohnungen. Auch ungewohnte Geräusche hinter der Kamera können ein Tier dazu bringen, in die Kamera zu blicken. Ein kurzer Augenblick, der emotionale Verbindung zum Betrachter schafft und darüber entscheidet, ob ein intensives Porträt gelingt oder nicht.
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Dieser Artikel stammt aus der ColorFoto 4/2019.
Armer Schweinehund

Foto: Maximilian Weinzierl
Ein Straßenhund, den ich in Santiago de Cuba porträtiert habe. Das Bild rührt den Betrachter, er ist sofort emotional gefangen. Die felllose Hündin, abgemagert und mit ausgemergelten Zitzen, vermutlich zur Qualzucht missbraucht. Ihr Blick spricht Bände, umso intensiver, weil die Augen konzentriert in die Kamera blicken. Die kurze angespannte Aufmerksamkeit wurde durch ein Schnalzgeräusch hinter der Kamera geweckt. Der Blick zur Seite lässt die Hündin noch eingeschüchterter und erbärmlicher erscheinen.
Perserkatze auf Perserteppich
Eine Diva, wohlgenährt und selbstbewusst. Bei der anberaumten Porträtsitzung zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung denkt sie nicht im Traum daran, auf einem bestimmten Platz sitzen zu bleiben, auf den das Studiolicht eingerichtet ist; auch nicht unter Aufbietung sämtlicher Leckerlis und Spielzeuge.

Foto: Maximilian Weinzierl
Erst nachdem Besitzerin und Fotograf zwei Stunden lang den Kasper für sie gemacht haben, nimmt sie gnädig Platz und gewährt ein kurzes Shooting, bevor sie sich dann direkt vor der Kamera zum Schlafen zusammenrollt.
Schwein gehabt
Ein bloßes Porträt vom Löwen (unten) erntet heutzutage keine Beifallstürme mehr und sei es technisch noch so brillant; die sozialen Kanäle im Internet sind überschwemmt von Löwenporträts.

Foto: Maximilian Weinzierl
Ein Hingucker erzählt eine Geschichte oder nimmt den Betrachter emotional gefangen oder besser noch beides. Wie folgendes Bild vom Ende einer Löwenjagd in der Serengeti, bei der das Warzenschweinferkel in der Mitte auseinander gerissen wurde.

Foto: Maximilian Weinzierl
Solch eine Aufnahme setzt eine lange Beobachtung voraus und die Fähigkeit, im richtigen Augenblick auf den Auslöser zu drücken. Und nicht zu vergessen, eine Kamera, die mitspielt: mit schnellem, treffsicheren Verfolgerautofokus und hoher Serienfähigkeit. Und freilich braucht es eine Portion Jagdglück für beide: Löwe und Fotograf.
Tierische Inszenierung

Foto: Maximilian Weinzierl
Dieses Bild lässt kaum einen Fotografen unberührt, und für manch einen Sensorfusselgeplagten ist diese Vorstellung der reine Albtraum. Die Goldhamsterporträtsitzung war sorgfältig geplant: im Studio arrangiert, mit ausgesuchtem Hintergrund, passender Ausleuchtung etc. Nachdem das Aufnahmeset eingerichtet ist, werden erst Probeaufnahmen ohne Darsteller angefertigt. Das endgültige Shooting mit dem Hamster ist dann relativ unkompliziert und fast beliebig wiederholbar. Sein Verhalten läuft unter bestimmten Bedingungen – hier die Gier nach Karotten – immer gleich ab.
Tierporträt: So menschlich kann man es lösen
Mutterliebe, Rührseligkeit, Geborgenheit, Verletzlichkeit, Wärme, Witz: Vielfältige Emotionen schwingen mit beim Anblick dieses Porträts.

Foto: Maximilian Weinzierl
Gefühle im Betrachter auszulösen ist mit dem Bild ein Leichtes, denn Menschenaffen sind uns so ähnlich. Das Kindchenschema des wenige Tage alten Orang-Utan-Kinds, das da am Daumen seiner Mutter nuckelt, appelliert an unseren Beschützerinstinkt, und sofort sind wir gerührt. Für den Fotografen bedeutet das einfach: beobachten und den idealen Zeitpunkt abwarten, bis das Baby neugierig die Umgebung sondiert und dabei auch mal in die Kamera blickt. Die Spitzlichter in den Augen verraten den Aufhellblitz bei Tageslicht.
Fazit
Ein Tierporträt muss beim Betrachter Emotionen auslösen. In diesem Artikel hast Du gelernt, wie Du Tiere mit ausreichend Geduld spannend in Szene setzt. Die Verhaltensweisen zu erkennen und zu verstehen, ist dabei notwendig.
An welche Tierporträts hast Du dich schon gewagt?
Natürlich sehr gut. Selbst das diagonal Lesen (alles) bringt etwas.
Ich bin ein Fan der „Blauen Stunde“ und die Natur bietet einen unerschöpfliche Motive.
Selbst mit meinen fast 90 Jahre und ca.100 000 Fotos staune ich immer wieder. Speziell die (uralten) Fotos beleben die Erinnerungen …
Hallo Lars,
ja , alles logisch , gut verständlich beschrieben, das sind genau meine Erfahrungen .
Meine Maus war ein Glücksfall, sie saß einfach ruhig lange genug in der Ecke als ,, Model,, so konnte ich verschiedene Einstellungen ausprobieren, habe ja leider noch kein Makro Objektiv.
Zwischen den Ästen gekrabbelt verweilte sie ebenfalls lange genug , beide Fotos habe ich eingestellt.
Bin ganz zufrieden damit.
Meine alte Hündin fotografiere ich immer wieder spontan und bewußt, die spontanen sind manchmal besser , ausdrucks stärker aus der jeweiligen Situation heraus, allerdings technisch mit falscher Einstellung , wenn s schnell gehen muß, :( ,
Schwäne, Enten , Graugänse finde ich zahlreich an meinem See, wo ich oft bin, da habe ich schon bauchlängs auf einem Handtuch gelegen , oder zumindest auf einer Kniematte, um bessere Perspektive zu bekommen, aber es ist so schwierig , den richtigen Ausschnitt zu erwischen, sie kommen immer im Pulk, rennen einen um ( Lac h ) oder weg und dann sieht man nur noch die Hinterteile.
Im See schwimmend ist es genauso und das Problem ist, Du hast immer irgendwie ein Tier nur halb drauf , und auch das ,, zurecht schneiden,, gestaltet sich schwierig, dazu noch die richtige Einstellung zu finden, weil die einen sind ruhig, die anderen bewegen sich plötzlich zu sehr, also schwenkt man immer hin und her mit der Linse, und dann verwackelt es oft.
So habe ich sehr sehr viele Fotos gemacht , und wenn dann 1 von ca. 30 – 40 Fotos gut ist , dann bin ich sehr zufrieden , dann hat es sich gelohnt. :)
Im ,, Hundegelände,, rennen die Hunde begeistert und meistens weg :) oder sie wuseln so umeinander rum, daß dann irgendein Körperteil fehlt, oder aber die ,, Menschenbeine,, sind noch etwas mit drauf…… usw. usw. … :)
Bienen, Hummeln das ist auch ein Geduldspiel, wenn sie auf Blüten landen, und ohne Makro eh fast unmöglich.
Fazit: Geduld, Geduld, Geduld !
Man benötigt viel Zeit und Ruhe, viele Fotos und dann die richtige Auswahl und den Mut, die weniger guten wieder zu löschen, sonst verkommt man in dem Wust an Fotos !!! :) :)
Lieben Gruß,
Gabriela
Interessante Bilder. Wie kann ich eines von meinen bei Ihnen veröffentlichen?
Hallo Hermann,
Danke für deinen Kommentar. du kannst Bilder ganz einfach veröffentlichen: registriere Dich in der fotocommunity. Dann kannst Du allen Deine Bilder zeigen.
Liebe Grüße,
Lars Ihring