Einführung in die Blitztechnik: Interner Blitz, Systemblitz und Studioblitz

Einführung Blitztechnik
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Unter erfahrenen Fotografen kursiert die Aussage: „Blitzen lernst Du nur durch Blitzen“. Diese Aussage hört sich im ersten Moment für Dich vielleicht etwas schräg an, entspricht aber den Tatsachen.

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Die vielen (sehr guten) Automatiken wissen oft mit dem internen oder externen Systemblitzen ganz gut umzugehen und stellen Dir den Blitz korrekt ein. Am Ende erhältst Du oft ein korrekt belichtetes Bild. Wenn dies bei Dir funktioniert, ist vieles schon mal sehr gut. Allerdings ist dann der Blitz nur ein Mittel, um zusätzliches Licht hinzuzufügen. Blitzlicht ist aber noch viel mehr.

Anders als die Sonne, deren Stand Du nicht verändern kannst (außer Du wartest einige Stunden), hast Du mit Blitzen viel mehr Freiheiten. Du kannst die Position des Blitzes verändern, die Stärke, die Abstrahlcharakteristik, die Lichtfarbe bzw. die Farbtemperatur, sogar die Zahl der Blitze kannst Du variieren.

Du kannst Dir viel Wissen um das Blitzen erarbeiten. Dies wird Dir helfen, viele Probleme zu lösen, vor denen Du als eher unerfahrener „Blitzer“ stehst. Aber wenn Du wirklich tolle Ergebnisse erzielen möchtest, dann musst Du ein Gefühl für das Blitzlicht und seine Wirkung bekommen. Dieses Gefühl bekommst Du nur durch Übung – viel Übung. Und genau daher kommt dieser Satz:

Blitzen lernst Du nur durch Blitzen.

Ganz am Anfang stehen aber die Grundlagen. Um richtig zu Blitzen, musst Du auf jeden Fall die Grundbegriffe kennen. Diese Grundbegriffe möchten wir Dir hier vermitteln.

Die Blitzgeräte

Allen Blitzen ist eines gemeinsam: Sie benötigen eine Energiequelle, mit der der Kondensator geladen werden kann. Der Kondensator speichert die nötige Hochspannung, um die Blitzröhre zu zünden, die dann das helle Licht abgibt. Ansonsten lassen sich Blitzgeräte (ganz grob) in drei Kategorien einteilen:

  • der interne Blitz
  • der externe Systemblitz
  • der Studioblitz

Es gibt zwischen den beiden unteren Gruppen fließende Übergänge und die Bezeichnungen sind nicht genormt. Natürlich kannst Du mit einem Studioblitz auch im Freien arbeiten (sofern Du eine Energiequelle hast) und Du kannst mit einem Systemblitz ebenso ins Studio gehen. Für die Erklärung des grundsätzlichen Arbeitens und der Unterschiede, ist diese Unterteilung aber durchaus hilfreich.

1. Der interne Blitz

Diese Blitzform wird deshalb intern genannt, weil dieser Blitz eben in die Kamera eingebaut ist. Entweder zum Ausklappen oder permanent offen.

Da dieser Blitz vom Kameraakku mitversorgt werden muss und auch die Baugröße naturgemäß sehr beschränkt ist, ist auch seine Leistung sehr eingeschränkt. Zudem lässt sich die Position zur Kamera nicht verändern.

Auf der anderen Seite solltest Du den internen Blitz nicht unterschätzen, denn sein Einsatz kann durchaus einem Foto den letzten Pfiff geben, selbst wenn er kaum zur Belichtung beträgt.

Neben der Grundfunktion des (Aufhell-)blitzens bieten mehr und mehr interne Blitze gerade bei den System- und den Spiegelreflexkameras die Möglichkeit mit dem Licht des internen Blitzes weitere externe Systemblitze zu steuern und auszulösen. Damit entfalten sich für verhältnismäßig wenig Geld eine Vielzahl neuer Möglichkeiten mit Blitzlicht kreativ zu arbeiten.

2. Der Systemblitz

Der Systemblitz wird auch oft als externer Blitz bezeichnet, da er von „extern“ der Kamera als Funktion. hinzugefügt wird. Du wirst sie aber auch unter der Bezeichnung Kompaktblitz finden, da sie „kompakt“ in einem relativ kleinen Gehäuse alles Nötige enthalten: Strom, Elektronik, Sensoren, Kondensator und Blitzröhre.

Kompaktblitze gibt es in vielen verschiedenen Größen
Kompaktblitze gibt es in vielen verschiedenen Größen (Foto: Canon)

Der Name Systemblitz deutet dann auch schon auf das „Problem“ dieser Modelle. Sie passen immer nur zu einem bestimmten System (bzw. Marke). Du kannst einen Blitz für Canon zum Beispiel nur begrenzt auf einer Nikonkamera verwenden (rein manuell) und auf Kameras anderer Marken unter Umständen gar nicht. Deshalb musst Du bei dem Kauf bei Drittherstellern genau darauf achten, ob der angebotene Blitz tatsächlich auch zu Deiner Kamera passt.

Leider sind gerade bei Blitzen die Angaben der Hersteller nicht immer so eindeutig, wie bei Objektiven. Generell gilt (Vergleich einer Modellreihe innerhalb einer Marke): Je teurer der Blitz ist, desto besser ist er.

Der teure Blitz hat immer mehr Leistung und mehr Funktionen. Betrachten wir die im Bild gezeigten Modelle als Beispiel, dann hat der ganz rechte Blitz im Grunde nur etwas mehr Leistung als der interne Blitz (etwa das Doppelte) und man kann den Reflektor nach oben schwenken zum indirekten Blitzen.

Der zweite von rechts hat wieder mehr Leistung, kann den Reflektor nach oben schwenken und zoomen (Erhöhung der Reichweite bei langen Brennweiten).

Der zweite Blitz von links kann dann (neben wieder mehr Leistung) den Reflektor auch schwenken, bietet ein AF-Hilfslicht für Fokussierung bei Dunkelheit und lässt sich fernsteuern (Slavefunktion). Zusätzlich kannst Du ihn für die Kurzzeitsynchronisation einsetzen (Erklärung folgt).

Der linke Blitz ist dann natürlich der stärkste Blitz hat vielfältige Funktionen (zum Beispiel Stroboskop) und kann nicht nur ferngesteuert werden, sondern selbst andere Blitze fernsteuern. Neueste Modelle können das sogar per Funk und nicht nur per Licht.

Diese Aussagen gelten auch für „Billigmarken“ wie zum Beispiel Yongnou, die sehr leistungsstarke Blitze bieten. Auch dort gilt: Der teure Blitz kann deutlich mehr, als der billige, auch wenn manche Modelle auf den ersten Blick fast gleich aussehen. In unserer Fotoschule findest Du auch einen Artikel darüber, wie Du mit Systemblitzen Dein Blitzlicht gestalten kannst.

3. Der Studioblitz

Anders als die vorgenannten Blitze kommuniziert ein Studioblitz nur sehr eingeschränkt mit der Kamera. Meist bekommt ein Studioblitz nur ein Auslösesignal (per Funk, Kabel oder über eine Photozelle) und sonst keine weiteren Belichtungsdaten. Der Blitz selbst wird manuell eingestellt. Entsprechend komplex ist auch der Lichtaufbau bei der Verwendung von Studioblitzen. Oft werden dazu spezielle Blitzbelichtungsmesser verwendet, die den Blitz auslösen und messen können, ohne dafür eine Kamera zu benötigen.

Wir werden uns mit der Studioblitztechnik noch intensiv auseinandersetzen. Hier sollst Du nur die Basisinformationen bekommen. Studioblitze gibt es in sehr vielen Bauformen. Manche werden auch Kompaktblitze genannt, weil sie Blitzröhre, Netzteil und Kondensator in einem Gehäuse vereinen. Bei anderen Geräten sind diese Baugruppen durchaus getrennt. Es gibt inzwischen auch netzunabhängige Systeme mit Akku (für den mobilen Einsatz inklusive Outdoor).

Die Vorteile gegenüber dem Systemblitz:

  • Sie haben ein Vielfaches an Leistung.
  • Sie sind meist für den Dauereinsatz ausgelegt.
  • Sie lassen sich aufgrund eines Bajonetts an der Blitzröhre nahezu beliebig um Lichtformer erweitern, um härteres oder weicheres Licht zu bekommen.

Grundlagen der Blitztechnik – Diese Begriffe solltest Du kennen

Bei den Kurzbeschreibungen tauchen einige Fachbegriffe auf, die Dir vielleicht nichts sagen, deshalb bekommst Du hier jetzt eine kurze Erklärung zu den einzelnen Begriffen, die im Verlaufe aller Lektionen rund um den Blitz immer wieder auftauchen.

Blitzsynchronzeit

In diesem fall war diie Verschlusszeit zu kurz, der "Vorhang", also der Verschluss, war nur zum Teil geöffnet.
In diesem Fall war die Verschlusszeit zu kurz, der „Vorhang“, also der Verschluss, war nur zum Teil geöffnet.

Viele Digitalkameras haben einen mechanischen Verschluss. Dies bedeutet, dass sich vor dem Bildsensor eine Art Vorhang aus Lamellen befindet, der für die Aufnahme bewegt werden und den Bildsensor zur Belichtung freigeben. Die Leuchtzeiten von Blitzen sind sehr kurz (zum Teil nur 1/10.000 Sek.) Um das Bild gleichmäßig zu belichten muss der Verschluss also komplett geöffnet sein. Dies ist aber bei kurzen Belichtungszeiten häufig nicht der Fall, dort wird nur ein Schlitz geöffnet und über den Bildsensor geführt.

Die Blitzsynchronzeit ist daher eine Eigenschaft der Kamera, die angibt, bis zu welcher minimalen Verschlusszeit der Verschluss komplett geöffnet ist. Wenn Du eine kürzere Zeit verwendest, wird nur ein Teil des Fotos (richtig) belichtet.

Übliche Blitzsynchronzeiten liegen (modellabhängig) bei 1/160 Sek. bis 1/500 Sek. Manche Hersteller erweitern ihre Modelle inzwischen um einen elektronischen Verschluss und realisieren so auch kürzere Synchronzeiten. Benötigst Du Verschlusszeiten, die kürzer sind und möchtest trotzdem einen Blitz einsetzen, müssen Deine Kamera und der Blitz die Kurzzeitsynchronisation beherrschen.

Die Kurzzeitsynchronisation

Die Grafik in diesem Abschnitt zeigt den Vorgang sehr anschaulich. Die jeweils obere reihe zeigt Dir, wie der Verschlussvorhang sich vor dem Bildsensor bewegt (von oben nach unten). Im Normalfall wird der Blitz von der Kamera genau dann ausgelöst, wenn der Verschlussvorhang ganz geöffnet ist.

Wenn die Zeit zu kurz ist, funktioniert dies nicht. In diesem Fall feuert der Blitz für die Dauer der Belichtung viele kleine Blitze ab. Diese Blitze haben die gleiche Stärke. Sie wirken auf das Motiv, wie ein Dauerlicht für die Dauer der Belichtung.

Dies hört sich im ersten Moment toll an, hat aber auch einen Nachteil: Die vielen Blitze reduzieren die Blitzleistung (Reichweite) deutlich. Daher bieten nur die großen Systemblitze diese Funktion (Blitze mit hoher Leitzahl)

 

Schaubild zur Kurzzeitsynchronisation (Grafik: Canon)
Schaubild zur Kurzzeitsynchronisation (Grafik: Canon)

Falls Du Dich fragst: Was ist denn nun wieder die Leitzahl? Hier die kurze Erläuterung:

Die Leitzahl

Der Begriff Leitzahl stammt noch aus der Zeit der analogen Fotografie und diente der Bestimmung der nötigen Blende bei einer bestimmten Entfernung zum Motiv. Inzwischen wird die Leitzahl aber nur noch als Leistungswert für Systemblitze verwendet. Du kannst die Leitzahl verwenden, um die Leistung von Blitzen zu vergleichen. Aber dazu musst Du etwas wichtiges Wissen:

Die Leitzahl gibt die maximale Reichweite eines Systemblitzes bei einer geöffneten Blende, ISO 100 (manchmal ISO 200) und dem maximal ausgefahrenen Zoomreflektor an.

Verwendest Du eine kleinere Brennweite, wird der Abstrahlwinkel größer und damit reduziert sich die Reichweite zum Teil deutlich.

Erhöhst Du die ISO-Empfindlichkeit steigt die Reichweite erheblich (so kannst Du auch mit dem internen Blitz entferntere Objekte anblitzen).

Wenn Du also die Blitzleistung verschiedener Modelle vergleichen willst, musst Du genau schauen, für welche Brennweite die Leitzahl angegeben ist.

In manchen Fällen stellt sich dann heraus: Das eine Modell hat nur deshalb eine so hohe Leitzahl, weil der Reflektor so weit ausgefahren werden kann, hat aber bei einer geringeren Brennweite unter Umständen sogar weniger Reichweite, als ein ähnliches Modell eines anderen Herstellers. Hier lohnt ein Blick in das Handbuch des Blitzes, dort wirst Du häufig kleine Tabellen finden, die die Leitzahl für unterschiedliche Brennweiten angeben.

Als kleine Einführung soll dies reichen. Im nächsten Teil werden wir dann in die Praxis gehen. Fehlende Fachbegriffe erläutern wir dann in den Praxisartikeln direkt und werden dort auch auf die Details der verschiedenen Systeme eingehen.

Lesetipp: Online-Fotokurs „Blitzfotografie (1) technische Grundlagen“

Fotokurs der fotoschule Premium

Lerne im Online-Fotokurs „Blitzfotografie (1) technische Grundlagen“ den grundlegenden Aufbau eines Blitzgeräts und tauche ein in die technischen Grundlagen der Blitzfotografie. Im zweiten Online-Kurs „Blitzfotografie (2) Der Systemblitz als Aufsteckblitz“ lernst Du wie Du den Aufsteckblitz verwenden kannst und welche kreativen Möglichkeiten dieser Dir bringt.

11 Kommentare

  1. Wie bewegen sich die Vorhänge nun eigentlich? Gleichsinnig, indem sie eine freien Spalt über den Sensor führen, ober gegenläufig im Interesse einer gleichen Belichtungsdauer aller Sensorabschnitte? Wo liegt hier mein Denkfehler? Danke für Aufklärung!

    1. Moin,

      manchmal ist ein Video besser als viele Worte. Ich habe Dir zwei Video herausgesucht, die ziemlich gut zeigen, wie die „Vorhänge“ arbeiten:

      https://www.stemmer-imaging.com/de-de/videos/another-shutter-from-a-dslr-camera/

      Noch besser, aber auf englisch:
      https://youtu.be/CmjeCchGRQo

      Im zweiten Video ist aber schön zu sehen, wie unterschiedlich der Verschluss bei sehr kurzen Belichtungszeiten arbeitet, durch die Beschriftungen muss man zum Grundverständnis kein englisch können.

  2. Bin zwar etwas später zum Lesen gekommen, aber war doch recht interessant und ich hoffe, ich lerne noch etwas über weitere Blitztechniken, da ich bisher meist nur die TTL-Funktion des Aufsteckblitzes nutze. Danke für die tolle Arbeit.

  3. Hallo Martin,

    ein wichtiges Thema, das bei Hobbyfotografen (auch bei mir) leider oft zu kurz kommt. Ich habe mich vor einem Jahr intensiv damit auseinandergesetzt, dann ist es aber wieder eingeschlafen. Dafür ist so eine klar und konstruktiv geschriebene Anleitung genau richtig. Ich freue mich schon auf die nächsten Schritte, vor allem auf das entfesselte Blitzen.
    Grüße Klaus

  4. Danke für die gute Einführung.
    Mir ist etwas zu markentreu (Canon) und bei der Aussage, dass teurer besser ist, setze ich ein Fragezeichen. Braucht man die vielen Features wirklich ?
    Gerade Automatikfunktionen verleiten doch dazu, nie wirklich dahinter zusehen, was gerade abläuft. Das versteht man mit der Manuellfunktion sehr viel schneller. Auch wenn es am Anfang ein paar Fehlschüsse gibt…..Das sollte sich jeder Einsteiger überlegen….

    1. Hallo Walo,

      die „Markentreue“ hat einen ganz trivialen Grund: Wir werden von keinem Hersteller gesponsort, sondern arbeiten mit der Ausrüstung, die wir und selbst gekauft haben,Norbert mit Nikon und ich primär mit Canon. Es gibt einfach deshalb recht viele Bilder von Canon, weil ich sie habe und die Rechte, sie hier zu verwenden, bei anderen Herstellern müsste ich erst anfragen.

      Wir bemühen uns aber die Texte so zu schreiben, dass die Marke eigentlich egal ist. Zu der Aussage: Teurer ist besser stehe ich absolut. Nehme ich den teureren Blitz (innerhalb einer Marke), dann ist der Blitz besser (im Sinne der Leistung und Funktionen), Fotos werden dadurch natürlich absolut nicht automatisch besser, es geht nur um Leistung und Funktionsumfang, nicht um die Bildqualität am Ende. Ob man die Funktionen braucht? Das wollen wir in der Fotoschule weder werten noch entscheiden. Wir stellen sie vor, was der Anwender am ende daraus macht, ist seine Sache.

      Was das manuelle Blitzen angeht:Wir fangen gerade an, über das Blitzen zu schreiben und auch das wird ein großes Thema, aber: Ein Schritt nach dem anderen

  5. Auch ich möchte mich für die sehr gute Einführung bedanken. Wieder was gelernt. Besonders möchte ich hervorheben, die klare und sehr verständliche Form der Erklärungen. Weiter so!

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