Reiseziele für Fotografen: Wachau

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In unserer Reihe „Reiseziele für Fotografen” stellen wir Dir Orte vor, die für Dich als Fotograf interessant sind. Wir zeigen dir Motive, geben Dir Tipps für interessante Fotospots und freuen uns über Deine Ergänzungen in den Kommentaren, falls Du bereits vor Ort warst und unsere Liste erweitern kannst. Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 04-2017.

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Burgruine Aggstein – Die beste Zeit für dieses traumhafte Motiv ist um die Sommersonnenwende, wenn die Sonne im Nordwesten untergeht. So zeigt sich die Burg im schrägen Gegenlicht – meine bevorzugte Lichtsituation in der Landschaftsfotografie.
Sony A7RII | 16 mm | ISO 100 | f/13 | 1/2 s
Fotograf: Rainer Mirau

Eine Autostunde westlich von Wien liegt die Wachau – ein Paradies nicht nur für Landschaftsfotografen. Neben Donau, Wäldern und Weinbergen locken Klöster, Kirchen und Burgruinen. Rainer Mirau zeigt, von welchen Punkten aus man den besten Blick und maximale Chancen auf gelungene Fotos hat.

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Blick ins Weite

Die Wachau liegt nur eine Autostunde westlich der österreichischen Hauptstadt; sie eignet sich also auch für einen Tagesausflug ab Wien. Geografisch definiert sich die Wachau als Tal der Donau zwischen Melk und Krems. 2000 wurde die Kulturlandschaft Wachau mit den Stiften Melk und Göttweig inklusive der Altstadt von Krems in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO aufgenommen.

Die Besonderheiten

Zu den Besonderheiten der Gegend gehören die zahlreichen Weinstöcke, die vor allem auf den Südhängen bei den Weinorten Spitz und Weißenkirchen wachsen. Denke Dir noch den zweitgrößten Strom Europas und eine bewaldete Hügellandschaft ringsum dazu – fertig ist das Fotografenparadies!

Bereisen lässt sich die Wachau auf vielfältige Art, mit dem Auto, Schiff oder Fahrrad. Auch dem Fußgänger erschließen sich tolle Motive. Hast Du nur einen Tag Zeit? Dann rate ich zu einem Spaziergang am späten Nachmittag in den Weinbergen um Weißkirchen. Anschließend verbringst Du die Blaue Stunde bei Dürnstein, wo das illuminierte Stift einen schönen Farbkontrast zur Umgebung bildet.

Neben den bereits erwähnten Weinbergen liegt es nahe, sich die zahlreichen Burgen und Sakralgebäude vor die Linse zu holen. Ob mittelalterliche Ruinen (Aggstein, Hinterhaus, Dürnstein), kaiserliche Schlösser (Artstetten) oder Klöster und Kirchen (Melk, Dürnstein, Schönbühel) – die Wachau bietet dem Auge viel Abwechslung auf relativ engem Raum. Nicht zu vergessen: der naturnahe Wald, der zum Beispiel bei Schlechtwetter eine fotografische Alternative zu den erwähnten Motiven bietet. Wir starten am westlichen Ende der Wachau, die durch die Stadt und das Stift Melk begrenzt ist.

Fünf spezielle Motiv-Tipps

Im weiteren Verlauf stelle ich Dir fünf Tipps für Motive vor:

  • Stift Melk
  • Burgruine Aggstein
  • Rotes Mäuerl
  • Stift Dürnstein
  • Ferdinandswarte

Für einen groben Überblick findest Du hier die Locations in der Karte. Weiter unten erhältst Du jeweils die genauen Koordinaten.

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Stift Melk

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Warmes Licht – Das warme Licht der Abendsonne lässt die farbintensive barocke Fassade der Stiftskirche erstrahlen. Das Panorama wurde per Stitching von zwei Querformaten in Photoshop erzeugt.
Canon EOS 5D MkIII | 75 mm | ISO 100 | f/10 | 1/20 s
Fotograf: Rainer Mirau

Das Stift steht auf einer Anhöhe und ist vor allem vom Westen her eine imposante Erscheinung. Ein Motiv, das ich besonders gerne in der zweiten Tageshälfte bis zum Einbruch der Nacht fotografiere. Je nachdem, wie hoch der Wasserstand im Donauarm vor dem Stift bzw. die Vegetation gewachsen ist, kann man auch die Spiegelung des Stifts fotografieren. Dazu muss man sich ein wenig am Ufer vom Stift in Richtung Westen entfernen. Das Ufer ist meistens ziemlich stark zugewachsen, aber mit etwas Glück findet man einen Blick auf das Stift.

Ortsdaten: 48.228271, 15.327183

Burgruine Aggstein

Burgruine Aggstein
Tele-Perspektive – Der Blick von oben über die Landschaft mit dem Tele-Objektiv lässt weit Entferntes scheinbar zusammenrücken und damit den Standort der Burg besonders spektakulär wirken.
Sony A7RII | 81 mm | ISO 100 | f/11 | 1/13 s
Fotograf: Rainer Mirau

Vom oberen Parkplatz führen mehrere Wege durch einen attraktiven Laubwald zu einigen großen Felsen, von denen man einen atemberaubenden Blick über die Ruine und das Donautal hat. Bei guter Fernsicht sieht man bis ins Alpenvorland, das im Frühling mit einer Schneedecke einen besonders attraktiven Hintergrund darstellt. Die Ausrichtung des Motivs ist Südwest.

Abgesehen von der Wintersonnenwende würde ich es nur zu Sonnenuntergang besuchen, da man die Sonne ansonsten im Rücken hat. Weitwinkel und Tele-Objektiv sind gleichermaßen geeignet, um dieses Motiv abzulichten. Die Burg ist beleuchtet und deshalb auch zur Blauen Stunde ein Foto wert. Wer sich gegen Abend auf den Weg macht, sollte die Taschenlampe für den Rückweg durch den steilen Wald nicht vergessen.

Ortsdaten: 48.317076, 15.423991

Rotes Mäuerl

rotes Maeurl
Muster in der Landschaft – Blick vom Aussichtspunkt „Rotes Mäuerl“ auf die Weingärten, die ein interessantes Muster in die hügelige Landschaft zeichnen, was bei tief stehender Sonne besonders gut zur Geltung kommt.
Arca Swiss Rm3Di | Phase One IQ260 | 50 mm | ISO 100 | f/13 | 1/8 s
Fotograf: Rainer Mirau

Der vielleicht schönste Aussichtspunkt über die Wachau, weil er sich am Rand eines mit Wein bewachsenen großen Kessels befindet. Besonders an einem schönen Herbsttag Ende Oktober, wenn die Weinblätter in der Sonne goldgelb leuchten, darf man diesen Ausblick nicht verpassen.

Das Rote Mäuerl (an anderer Stelle abgebildet) erreicht man entweder nach einem halbstündigen Spaziergang von Spitz aus oder in nur wenigen Gehminuten vom Mieslingtal her. Beim Roten Mäuerl handelt es sich um das ehemalige Stadttor, das von den Schweden im 30-jährigen Krieg erobert wurde. Der hohe Blutzoll, den die Aktion forderte, gab dem Steintor seinen Namen.

Ortsdaten: 48.371853, 15.414468

Stift Dürnstein

stift duernstein
Mischlicht-Situation – Der ideale Zeitpunkt für eine Mischlichtaufnahme ergibt sich, wenn das natürliche Tageslicht ein wenig schwächer als die künstliche Beleuchtung ist. Dann sind die Helligkeitskontraste für den Sensor gut zu bewältigen. Seine Wirkung bezieht das Bild aus dem Kalt-warm-Kontrast.
Canon EOS 5D MkIII | 138 mm | ISO 100 | f/9 | 13 s
Fotograf: Rainer Mirau

Es gibt mehrere Standpunkte, um das Stift Dürnstein mit dem markanten blauen Turm zu fotografieren. Das Bild zeigt die Ansicht vom gegenüberliegenden Donauufer bei Rossatz, leicht mit dem Auto zu erreichen.

Das Besondere an dieser Ansicht ist, dass sich auch die über dem Stift thronende Ruine ins Bild einbauen lässt. Wenn man am Nordufer ist, kann man das Stift von diesem Punkt aus gut fotografieren: 48.406172, 15.511457.

Voraussetzung für beide Motive ist eine lange Brennweite.

Das abgedruckte Motiv wurde mit 138 mm fotografiert, für die Alternative vom Nordufer sind 300 mm ideal.

Ein weiterer Tipp: Besuche die Ruine, und fotografiere von oben auf das Stift hinunter. Der Blick über die Wachau von dort oben ist den knackigen Aufstieg allemal wert.

Ortsdaten: 48.392635, 15.515884

Ferdinandswarte

ferdinandswarte
Wasserstraße im Grünen – Blick von der Ferdinandswarte: Eine 90-Grad-Flußbiegung markiert den Eingang in die Wachau zwischen Krems und Dürnstein. Mit etwas Glück fahren Güter oder Passagierschiffe auf der Donau und geben dem Auge zusätzlich Halt.
Arca Swiss Rm3Di | Phase One IQ260 | 32 mm | ISO 100 | f/11 | 1/4 s
Fotograf: Rainer Mirau

Die kleine Aussichtswarte erreicht man über eine schmale Straße, ausgehend von der Ortschaft Unterbergern. Nach nur 50 Metern Fußweg vom Parkplatz öffnet sich ein traumhaftes 180 Grad weites Panorama von Krems bis Dürnstein, quasi der Eingang in die Wachau – eine tolle Location für den Sonnenaufgang.

Da der Vordergrund aus dichtem Laubwald besteht, rate ich zu einer mittleren Brennweite, die weniger den Vordergrund betont. Ist der Himmel wolkenlos blau, nehme ich nur einen sehr kleinen Teil davon ins Bild.

Ortsdaten: 48.381159, 15.542311

Tipps für Fotoreisende

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Rotes Mäuerl – Hinter dem ehemaligen Stadttor öffnet sich ein großer Talkessel mit Weingärten – der vielleicht schönste Ausblick, den die Wachau zu bieten hat.
Sony A7RII | 22 mm | ISO 100 | f/11 | 1/8 s
Fotograf: Rainer Mirau

Die nachfolgenden Tipps basieren auf den persönlichen Erfahrungen des Fotografen dieses Beitrags (Rainer Mirau). Für die Richtigkeit der gemachten Angaben können wir trotz sorgfältiger Recherche nicht garantieren bzw. irgendeine Haftung übernehmen.

Vorbereitung

Wie vor jeder Reise überlege ich mir, wo ich zum Auf- bzw. Untergang der Sonne sein möchte. Wegen der großen jahreszeitlichen Unterschiede sind allgemeingültige Empfehlungen nicht möglich. Tendenziell ist das Nordufer attraktiver, da dort die nach Süden geneigten Weinterrassen liegen.

Anreise/Mobilität

Zwischen den Orten Melk und Krems gibt es auf einer Länge von 30 km keine Brücke über die Donau. Deshalb ist es wichtig, vorab darüber nachzudenken, ob man sich am Nord- oder Südufer bewegen möchte. Es gibt zwar kleine Fähren für PKW und Fahrrad (siehe Links unten), aber diese sind vor allem in der Hauptsaison schnell überbesetzt.

Übernachtung

Die Wachau ist hervorragend auf Touristen eingestellt. Pensionen und Hotels findet man allerorten, und abgesehen von der Hauptsaison im Hochsommer wird man immer ein Zimmer für die Nacht finden. Wenn man ein Auto hat, kann man zwischen Krems und Melk Quartier beziehen; dann erreicht man in weniger als einer halben Stunde Fahrt jeden Punkt in der Wachau.

Klima/Reisezeit

Die beste Zeit, die Wachau zu besuchen, ist von Mitte April bis Ende Oktober.

Highlight im April ist die Marillenblüte, die allerdings stark von der Witterung abhängig ist. Sie kann bereits Anfang, aber auch erst Mitte April beginnen, und ihr Höhepunkt dauert nur ein paar Tage. Häufig verkürzt Wind das Schauspiel zusätzlich, da er die Blütenblätter rasch von den Bäumen wehen kann.

Um eine möglichst große Auswahl an Motiven zu haben, empfehle ich, frühestens Ende Mai anzureisen – dann zeigen die Weinstöcke bereits kräftiges Grün, und die charakteristischen Weinterrassen sind gut erkennbar.

Equipment

Vom Weitwinkel bis zum Tele-Objektiv kommt bei mir alles zum Einsatz.

Mit einer langen Brennweite ab 150 mm lässt sich schön das Muster der parallel verlaufenden Weinreben herausarbeiten. Ein Weitwinkel ist ein Muss, um die Gesamtheit einer Landschaft einzufangen. Ein möglichst hoch ausziehbares Stativ ist sinnvoll, wenn man über die Weinreben hinaus fotografieren möchte.

Wenn genug Licht vorhanden ist, halte ich das ausgefahrene Stativ über meinem Kopf senkrecht in die Höhe und löse mit Selbstauslöser aus, so komme ich auf eine Höhe von annähernd drei Metern.

Link-Tipps

Marillenblüte
Marillenblüte – Eine Nahaufnahme mit Weitwinkelobjektiv und mittlerer Blendenöffnung bezieht das Umfeld als Andeutung mit ein.
Canon EOS 5D MkIII | 29 mm | ISO 100 | f/8 | 1/200 s
Fotograf: Rainer Mirau

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

Autor: Rainer Mirau

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6 Kommentare

  1. Die Landachaft ist wunderschön und die Bilder sind toll.
    Ich kann nur nicht nachvollziehen, dass man Landschaftsfotos bei Sonnenlicht mit so extrem langer Belichtung macht, dass man ständig mit einem Stativ herumlaufen muss. Bei den Nachtfotos ok, aber bei Sonne geht das auch aus der Hand mit kurzer Verschlusszeit.

    1. Ich denke, dass der Fotograf zum einen mit der gewählten Belichtungszeit eine kleine Blende und damit hohe Schärfentiefe erzielt hat – z.B. das Bild mit den Weingärten. Zum anderen ist ein Stativ auch ganz hilfreich, um in aller Ruhe den Bildausschnitt einzurichten und zu beurteilen. Ist natürlich individuelle Geschmackssache, nicht zuletzt wegen des zusätzlichen Gewichts.

      1. Dank an Rainer für die tollen Tipps!! Er ist nicht zu Unrecht einer meiner Lieblingsfotografen!
        Und Stativ auch bei Tag bringt tatsächlich viel – muss man aber nicht glauben, man darf ja auch schlechte Fotos machen! ;o)
        LG Susanna

  2. Ich würde mir wünschen, dass die Ortsbezeichnungen richtig sind. Es gibt in Spitz nirgend die Bezeichnung „Rotes Mäuerl“ kein Spitzer wird das rote Mäuerl kennen sondern das Rote Tor kennt jeder.
    Das tut mir als Spitzer weh.
    LG

    Eduard Riedl

  3. Wow, das Stift Dürnstein ist der Hammer. Wir fahren bald nach Österreich, Graz, aber ob ich so schöne Fotos bekomme, ich lasse mich überraschen. Große Erwartungen habe ich nicht, da wir nur einen Tag dort sind.

    Herzlichst das Heupferd

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