Outdoor-Makrofotografie

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Natur ganz nah. Die Outdoor-Makrofotografie bietet Einsichten in die Welt der meist wenig beachteten kleinen Dinge. Vergrößerte Ansichten der kleinen Motive sind an sich schon interessant, dennoch sollten die Fotos nicht bloß dokumentieren; auch in der Makrofotografie gibt es Gestaltungsmöglichkeiten.

Die Makrofotografie in freier Natur ist ein faszinierendes Fotothema. Wer Entdeckergeist, ein gewisses Naturempfinden und ein paar Biologie­kenntnisse mitbringt, der kann schnell in eine höchst ergiebige Motivwelt eindringen. Die Jagdgebiete für diese Fotosafaris können der heimische Garten, ein Feldrain oder ein Teichufer sein, aber ebenso der Dschungel in einem exoti­schen Reiseland. Das Fotozubehör für beste Ergebnisse: ein echtes Makro­objektiv, zusätzliches Licht (Blitzgerät bzw. LED­-Leuchte) oder Kartonauf­heller und ein flexibles Stativ, möglichst mit Makroeinstellschlitten.

Der Artikel stammt aus der ColorFoto 7-8/2019.

Outdoor-Makrofotografie
Nikon D850 | 105mm | ISO200 | f/25 | 1/125s, Foto: Maximilian Weinzierl

Blick in die Kinderstube

Die Feldwespen nisten im Gebälk über der Terrasse. Das Licht ist bei diesem 1:1-Makro so gesetzt, dass es in die Brutwaben hineinleuchtet und die Larven plastisch herausstellt. Wespen im Nest sind ziemlich aktiv, und deshalb ist es eine Herausforderung, einen perfekten Augenblick zu erwischen, wie hier, wo eine brutpflegende Amme ihren Kopf – freigestellt vor einer dunkleren Wabe – direkt einer Lave zuwendet. Die Schärfe sitzt genau an den richtigen Stellen.

Im Dickicht der Blütenblätter

Die Schwebfliege mit ebenfalls gelb-schwarzer Zeichnung (Mimikry) ist auf der Suche nach Pollen und Nektar. Die selektive Schärfe, durch eine große Blendenöffnung erreicht, sitzt auf der Rückenzeichnung bzw. stellt den Pelz der Fliege heraus. Alles andere verschwimmt malerisch in Unschärfe. Vorhandenes weiches Licht bei bewölktem Himmel.

Outdoor-Makrofotografie
Nikon D5 | 150 mm | ISO400 | f/6,7 | 1/1000s, Foto: Maximilian Weinzierl

Dezente Lichtspielereien

Bei einem festsitzenden Makromotiv wie diesem Veilchen auf der Wiese kann man sich fast beliebig viel Zeit lassen mit der Lichtinszenierung. Hier wurden die harten Schatten, bedingt durch das direkte Licht der hochstehenden Sonne, mit zwei externen Blitzgeräten dezent aufgehellt, aber nicht weggeblitzt. Die beiden Makroblitzgeräte (Nikon SB-R200) sind rechts seitlich und links hinter dem Motiv positioniert und werden in ihrer Leistungsabgabe asymmetrisch gesteuert. Aus der geschickten Kombination von vorhandenem Licht und Kunstlicht resultiert eine sehr natürlich anmutende Aufnahme.

Outdoor-Makrofotografie
Nikon D850 | 105mm | ISO64 | f/8 | 1/125 s, Foto: Maximilian Weinzierl

Libellenpaarung am Teich

Eigenartige Unschärfe. Beim Makrofotografieren muss sich der Fotograf meist für eine Schärfeebene im Bild entscheiden – und diese ist relativ eng begrenzt. Bei einem Motiv mit zwei gleich fotogenen Komponenten, die in unterschiedlichen Schärfezonen liegen, muss eine unscharf bleiben. Bei dieser Aufnahme konnten nicht beide Vorderkörper der Libellen gleichzeitig scharf abgebildet werden. Das Bild ist das Produkt von zwei schnell hintereinander aufgenommenen Varianten mit verlagerter Schärfeebene, die dann digital montiert wurden (Helicon Focus).

Outdoor-Makrofotografie
Nikon D810 | 210mm | ISO400 | f/9 | 1/125 s, Foto: Maximilian Weinzierl

Baumsteiger: Gegenlicht mit Blitzaufhellung

Ein Schnappschuss – denn wenn der Rotaugenlaubfrosch schon einmal klettert, kann er dabei ganz schön schnell werden. Dieser wurde im Regenwald von Costa Rica aus der Hand fotografiert. Raffinierte Lichtsetzung: Das Foto entstand gegen das Sonnenlicht, das durch das Blätterdach des Dschungels bricht. Das ergibt diese schöne Konturlinie um den Körper. Durch leichtes Anblitzen mit dem eingebauten Aufklappblitz der Kamera wurde die Unterseite aufgehellt.

Outdoor-Makrofotografie
Nikon D810 | 100mm | ISO800 | f/16 | 1/80 s, Foto: Maximilian Weinzierl

Riesig vergrößert: Supermakro

Die kleinen Blüten des Scharbockskrauts (ca. 1cm) werden im Makromodus des Smartphones eindrucksvoll formatfüllend – also riesig – vergrößert, ohne spezielles Zubehör und viel stärker, als das mit dem 1:1-Makroobjektiv an der SLR möglich wäre. Das eröffnet interessante Einblicke, die gleiche Bildqualität wie mit einer SLR darf man allerdings nicht erwarten. Gegen Verwackeln hilft im extremen Makrobereich ein Ministativ (hier: Novoflex) und ein Bluetooth-Fernauslöser.

Outdoor-Makrofotografie
Huawei P30 Pro | 81mm | ISO50 | f/2,2 | 1/350 s, Fotos: Maximilian Weinzierl
Outdoor-Makrofotografie
Huawei P30 Pro | 81mm | ISO50 | f/2,2 | 1/350 s, Fotos: Maximilian Weinzierl

Wildlife-Makro als Abenteuer

KrokodilDas eigentliche Motiv ist ein Insekt, eine Bremse (Tabanus), aber interessanter noch ist der Untergrund, auf dem der Blutsauger mit dem langen Rüssel fotografiert wurde: Er sitzt nämlich auf einem Krokodil, hier am Tárcoles River in Costa Rica. Der Fotograf schwebte für die Aufnahme per Bootsausleger über dem Tier. Entscheidend für das Gelingen: die kurze Naheinstellgrenze des Teleobjektivs plus Telekonverter.

Outdoor-Makrofotografie
Nikon D810 | 550mm | ISO400 | f/18 | 1/200s, Foto: Maximilian Weinzierl

Lesetipp: Online-Fotokurs „Makrofotografie: Einführung“

Online-Fotokurs der fotoschule Premium Makrofotografie

Lerne im Online-Fotokurs „Makrofotografie 1: Einführung“ die technische Besonderheiten wie Makroobjektive, Zwischenringe oder Nahlinsen kennen. Zugleich erwarten Dich im Fotokurs Makrofotografie Tipps und Tricks, mit denen Du erstmalig in die Welt der Makrofotografie eintauchen kannst. In dem zweiten Online-Fotokurs „Makrofotografie 2: technische und fotografische Grundlagen“ erklären wir Dir die fachlichen Grundlagen für dieses tolle und spannende Thema, damit Du alles Wissenswerte zur Makrofotografie lernen kannst. In dem dritten Online-Fotokurs „Makrofotografie 3: Makrozubehör“ stellen wir Dir dieses Zubehör vor und wir zeigen Dir, wie Du es richtig einsetzt.

 

3 Kommentare

  1. Schöne Makroaufnahmen, die aber teilweise mit sehr kleinen Blenden aufgenommen wurden, da sollte die Beugungsunschärfe schon voll durchschlagen (Sind die Fotos nur dank EBV scharf?). Die Wespen (1. Foto) wurden mit einer atemberaubenden Blende 25 aufgenommen, damit ist der Schärfebereich um 1mm erweitert worden. Bei einer Nikon D850 beginnt die Beugungsunschärfe ca. bei f8. Das beschreibt mein Problem bei Makrofotos mit der Nikon D500, Beugungsunschärfe ab ca. f8, mit Tamron Makro 90mm auch bei f8 nur geringe Tiefenschärfe, wenn nahezu 1:1.
    Nutzt die kleine Blende bei Makrofotografie mehr als sie an Schärfe kostet?
    Danke für eine Antwort.

  2. Diese Aufnahmen im Allgemeinen find ich sehr gut und veranlassen mich
    es selbst zu versuchen. Ich bin 81 Jahre alt und es motiviert mich auf Grund dieser Vorlagen sehr stark.

  3. Super Beschreibung, super Ergebnisse welche Lust zur Makrofotografie machen. Besonders interessant finde ich das Insekt auf dem Krokodil. aufgenommen mit dem Telekonverter und 550 mm Brennweite

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