Nebel in der Landschaft wird – wenn er durchlässig ist – zum reizvollen Gestaltungsmittel für außergewöhnliche Bilder. Diese nicht alltägliche Zutat macht eine Aufnahme spannender. Für den Fotografen ist es eine echte Herausforderung, die vernebelte Sicht auf die Dinge zu zeigen. Maximilian Weinzierl zeigt, wie man sie annehmen kann.
Nebel an sich ist fotografisch kontraproduktiv. Wenn er voll in Erscheinung tritt, sieht man nichts mehr. Interessant wird es erst dort, wo der Nebel sich lichtet und die Landschaft nur als leichter Schleier einhüllt oder wo er stellenweise kumuliert auftritt. Dann kann er hundertmal gesehenen Motiven einen eigenartigen neuen Zauber verleihen. Der fotogene, also der nicht eintönige Nebel in einer Landschaft ändert sich ständig, bis er sich schließlich auflöst. Der Fotograf sollte sich für die Nebelfotografie also Zeit nehmen und das Nebelmotiv ausdauernd beobachten, um die beste Konstellation zu erwischen. Entschleunigte Fotografie!
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Mehr Infos zu den FotokursenDer Artikel stammt aus der ColorFoto 11/2019.
Der goldene Nebel kriecht aus dem Flussbett empor

Foto: Maximilian Weinzierl
Am Spätnachmittag bei tiefstehender Sonne im Gegenlicht: Der Nebel wabert aus dem Fluss heraus in die angrenzende Landschaft, und die Sonne dringt nur noch stellenweise durch die Wolkenlöcher. Es lohnt sich, bei diesem Spektakel dabeizubleiben. Die Ansichten ändern sich permanent, und es gibt irgendwann die optimale Konstellation. Diese gilt es festzuhalten. Von den 159 Fotos, die bei dieser Gelegenheit während zwei Stunden entstanden sind, wurde diese Version als die beste ausgewählt. Der Rest kann gelöscht werden.
Morgenrot und zarter Nebel auf dem See
Frühmorgens am See: Ein Hauch von Frühnebel schwebt über dem Wasser. So zart, dass der Graureiher im Vordergrund noch einigermaßen kontrastreich abgebildet werden kann, während der Hintergrund wegen der größer werdenden Nebeldichte in duftiger Unschärfe verschwindet – und zwar mit zunehmender Entfernung immer mehr, wie am Stehpaddler und den Bäumen erkennbar ist.

Foto: Maximilian Weinzierl
Nebelschwaden über der Buschsavanne
Ein typisches Naturschauspiel auf der frühmorgendlichen Pirschfahrt im Palmwag-Konzessionsgebiet im Nordwesten Namibias.

Foto: Maximilian Weinzierl
Das Bild ist in drei Teile geteilt: Steppengras und Euphorbien im Vordergrund, das abgegrenzte Nebelband in der Mitte, Berge und Himmel am oberen Rand. Entscheidend für die Bildwirkung ist der Baum rechts, der knapp in den Nebel hineinragt und visuell eine Verbindung herstellt. Halte diesen Baum mal zu – das Foto wirkt ganz anders!
Sprühnebel
Atemberaubend: Starke Sturmböen am schwarzen Sandstrand Reynisfjara bei Vík auf Island.

Foto: Maximilian Weinzierl
Bei Windstärke 10 prallen haushohe Wellen mit der vollen Wucht des Atlantiks gegen die Küste und überziehen die Landschaft für sehr kurze Zeit mit einem Sprühnebel. Der Fotograf muss den richtigen Zeitpunkt erwischen und sich zugleich am Boden festklammern, damit er nicht fortgeweht wird.

Foto: Maximilian Weinzierl
Die Straße nach Nirgendwo
Surreal: Die Autos kommen aus dem Nichts und fahren in das Nichts, auf einer Straße, die völlig losgelöst von der Landschaft in der Luft schwebt. Dieses Foto wurde genau so aufgenommen und ist nicht digital manipuliert. Die ungewöhnliche Straßenansicht entstand bei Gegenlicht und Nebel auf der Autobahn die übers Meer führt. Es handelt sich um den Abschlussdeich am Ijsselmeer von Den Oever (Nordholland) nach Zurich (Ostfriesland).

Foto: Maximilian Weinzierl
Nebelwald
Dschungellandschaften haben immer etwas Geheimnisvolles: Man weiß nie, was hinter dem nächsten Baum lauert. Kommt dann noch Nebel dazu, wie in den Taita Hills in Kenia bei der Besteigung des Kazigau, dann wird es fast unheimlich. Die Sichtweite nimmt mit der Entfernung ab, und die Orientierung ohne Sonne ist schwierig. Das Fotografieren ist strapaziös, es ist duster, nass und heiß, der Untergrund ist matschig.

Foto: Maximilian Weinzierl
Vom Natur-Hochgefühl überwältigt besteht die Gefahr, dass man wahllos umherfotografiert. Es gilt jedoch, immer einen definierten Vordergrund zu finden, sonst werden die Bilder für den Betrachter schnell langweilig. Hier bringt der querstehende Baum mit den Aufsitzerpflanzen Tiefe ins Bild.
Autor: Maximilian Weinzierl
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Der Artikel ist sehr gelungen und informativ. Ich versuche bewusst diese Anregungen auch um zu setzen. Vielen Dank für die Hinweise und weiter so.
Von diesem Tipp hatte ich mir mehr erhofft. Es werden hauptsächlich die verschiedenen Nebelarten aufgezeichnet. Wie die Kameraeinstellungen sind bzw. was ich bei den Einstellungen beachten soll, wurde nicht erwähnt
Genau die Informationen hatte ich mir auch erhofft .
Hallo Ralf, Hallo Wolfgang,
danke für eure Rückmeldungen. Im Artikel ist das Thema das Motiv „Nebel“. Es wird erklärt, welche verschiedenen Nebelarten es gibt und es werden Motiv-Möglichkeiten gezeigt. Die technischen Aspekte, wie Kameraeinstellungen sind davon ja unabhängig. Am Ende wählst Du die Blende, um einen Teil des Motives freizustellen, eine Zeit, die Bewegungs-/Verwacklungsunschärfe verhindert und einen ISO-Wert, der beides ermöglicht. Aber dies war nicht Thema des Artikels.
LG!
Lars