Metamorphose: Serielle Makrofotografie

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Serielle Makrofotografie: Zeige nicht nur ein einzelnes perfektes Foto eines Makromotivs, sondern erzähle mit einer Bildsequenz eine spannende Geschichte. Maximilian Weinzierl hat die Larve der Vierflecklibelle bei der Umwandlung beobachtet.

Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 09/2017

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Das Projekt

Libelle Metamorphose
Foto: Maximilian Weinzierl

Kein Naturfotograf kann ruhig bleiben, wenn er am Gartenteich sitzt und sieht, wie eine Libellenlarve versucht, an einem Stängel aus dem Wasser zu klettern.

Die Zeit für ihre Umwandlung vom behäbigen Wassermonster zum quirligen Luftikus ist gekommen. Ein schönes Motiv für eine Makro-Bildsequenz.

Der Aufbau

Aufbau Libelle
Aufbau: Aquarium mit Teichwasser und Schachtelhalm. Kamera mit Makroobjektiv auf Stativ, Makro-Einstellschlitten, drei Blitzgeräte zur Ausleuchtung der Szenerie.
Foto: Maximilian Weinzierl

Schnell ein Aquarium bis zum Rand mit Teichwasser füllen, einen hellblauen Hintergrund aus Pappe anbringen, die Kamera mit Makroobjektiv aufs Stativ montieren und drei externe Blitzgeräte in Stellung bringen.

Ein Schachtelhalm wird in der Mitte des Aquariums platziert. Behutsam kann dann die Libellenlarve mit einem Kescher aus dem Teich genommen und ins Studioaquarium umgesetzt werden. Ein bequem in Augenhöhe zu fotografierendes Set.

Der Beginn

Zunächst sitzt die Larve regungslos am Boden und macht sich bald auf, das nächste aus dem Wasser führende Objekt zu erklimmen. Langsam und schwerfällig zieht sie sich Schritt für Schritt nach oben bis zur Spitze des Halms.

Dem Fotografen bleibt genug Zeit, die Kamera einzurichten und die manuell gesteuerten Blitzgeräte mit Probeaufnahmen abzustimmen. Das linke Blitzlicht ist mit einem Diffusor versehen und wird weich gestreut, der Hintergrund wird direkt und mittig angestrahlt; die beiden Blitzgeräte sind fest auf ein Stativ montiert. Das rechte strahlt die Libelle direkt an und liefert die Kontraste und die betonten Konturen.

Als Führungslicht sitzt es auf einem variablen Schwanenhals (Marm und Uniklem 42, Novoflex) der am Tisch festgeschraubt ist. Damit kann es schnell minimal verstellt werden, falls ein ungünstiger großflächiger Reflex (Ausfressen der Lichter) in den lichtspiegelnden Stellen der Libelle auftaucht (Kontrolle der getätigten Aufnahmen). Falls notwendig, wird die Schärfe mit dem Makro-Einstellschlitten (Caste-Q, Novoflex) per Live-View-Ausschnittsvergrößerung nachgeregelt.

Die Verwandlung

Nachdem sich die Larve mit den Krallen sicher verankert hat, macht sie eine 30-minütige Ruhepause. Dann beginnt sie, Luft zu pumpen, bis der Larvenpanzer am Rücken aufplatzt.

Kaum merklich schiebt sich nach und nach der noch weiche, blasse Libellenkörper aus der Haut. Die jetzt absolut wehrlose Libelle ist mit weißen Haltefäden vor dem Absturz gesichert. Sie hängt einige Zeit kopfunter, richtet sich dann auf, hält sich mit dem Kopf am Kopfteil der Larvenhaut fest und zieht den restlichen Körper nach unten aus der Hülle.

Erst streckt sie den Körper, dann werden die zusammengeknüllten zarten Flügel sehr langsam aufgepumpt. Mit dem Härten des Chitins intensiviert sich auch ihre Farbe. Der faszinierende Vorgang dauert fast sechs Stunden, und schließlich nach etlichen Flügelschlägen zur Probe erhebt sich die Prachtlibelle in die Lüfte und entschwindet.

Fazit

In diesem Artikel habe ich für Dich die Umwandlung der Vierflecklibellen-Larve festgehalten. Du hast erfahren, wie Du mit einer Bildsequenz eine Geschichte festhalten kannst.

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

Autor: Maximilian Weinzierl

16 Kommentare

  1. Danke für die technischen Details. Sie sind hilfreich, aber eben nur teilweise in der Natur anwendbar. Ichn nehme deshalb lieber eine nicht ganz so perfekte Aufnahme in Kauf.
    Armin

  2. hallo alle miteinander:
    die aufnahmen sind geil, keine frage. die frage die sich mir sofort stellt:
    will eine/r von euch in ne werkstatt gestellt werden und ohne entsprechende schutzeinrichtungen beim schweissen zu sehen ?
    NUR WEIL DABEI GEILE AUFNAHMEN MÖGLICH SIND ?
    schaltet doch beim fotografieren nicht euer hirn aus und beschränkt es auf die optimalsten technischen bedingungen.
    das ist wirklich VOLL DANEBEN, wie auch einfach menschen zu fotografieren, ohne ihr einverständnis zu haben .

  3. Hallo Fotofreunde,
    die Bilderserie von Hr. Weinzierl ist technisch sehr gut gemacht. Was mich stört ist folgendes: Ein verantwortungsvoller Fotograf sollte niemals Pflanzen od. Tiere aus der Natur entnehmen um sie im stillen Kämmerlein unter „Laborbedingungen“ abzulichten. Das ist ein absolutes No go! Für Doku – Zwecke mag so etwas in Ausnahmefällen tollerierbar sein, aber der ernsthafte Naturfotograf sollte sich seiner Verantwortung gegenüber der Natur bewußt sein. Übrigens, solche Aufnahmen gelingen mit Geduld und dem nötigen Stehvermögen auch in freier Natur.

    1. Hallo Roland!
      Das ist auch ganz meine meinung. Sicher gut gemacht und auch gut gemeint, jedoch in der Natur braucht man erstens Zeit und zweitens viel Geduld und auch Glück. Hatte erst vor Kurzem das Glück eine Gottesanbeterin abzulichten. Die kam am Abend sogar in mein Zimmer und landete am Schreibtisch. Das nennt man Glück! Nach dem „Shooting“ entließich sie wieder in die Natur.

  4. ganz dolle Fotos,doch:
    blitz in frage gestellt
    im freien habe ich meist kein STUDIO dabei,
    aber der technische ablauf ist doll beschrieben,und man kann sich hier sicher notitzen machen.
    UND… der fotograf Weinzierl ist für mich „spitze“,dh.seine komentare sind IMMERtechnisch spitze.
    danke im voraus uuunnnddd..bitte weiter so.

  5. Zwar nicht „on location“ sondern eine Studio Arbeit,
    dennoch nix auszusetzen,
    habt Ihr ganz toll gemacht!
    Hätte ich nach den letzten Artikeln hier gar nicht erwartet.

  6. Ich habe den Bericht mit „ausgezeichnet“ bewertet, obwohl ich selbst nicht so sehr auf Studioarbeit mit natürlichen Objekten stehe.
    Mir gefällt, dass Maximilian diese Technik zeigt, die andere vielleicht unter „Live“ verkaufen würden.
    Auch die (Bild) Ergebnisse sind excellent.
    Mancher Naturfilm (oder Foto) entsteht auf diese Weise. Mitunter könnte man die Situationen in der natürlichen Umgebung (live) kaum so dynamisch darstellen. Zumindest würde die Arbeit viel unbequemer sein.
    Also, die Studioarbeit hat ihre Berechtigung, ob man sie mag oder nicht.
    Ich bevorzuge Aufnahmen vor Ort (live) und nehme dafür auch bestimmte Schwächen (Schärfenverlauf in Kauf oder nutze sie bildgestalterisch.
    Jedenfalls Danke für deine Präsentation!
    beste Grüße
    Jürgen

  7. Wunderbare Fotos, tolles Thema. Das Einzige was mir auffällt ist, dass sich das Tier zwar toll abzeichnet, ein etwas dunklerer Hintergrund hätte ihre Farben unter Umständen aus meiner Sicht her etwas besser zur Geltung gebracht. Trotzdem supertoll und danke fürs „Mitnehmen“ in diesen wunderbaren Augenblick der Metamorphose.

  8. Stimmt – absolut spannend!
    Aber auch ich suche gerne in der Natur nach Motiven. Um nicht in Stress zu geraten, statte ich die Kamera entsprechend dem gewählten Thema aus. Da geht dann sicher einiges ‚durch die Lappen‘ – aber, in der Ruhe liegt die Kraft. Meine zumindest!

  9. Liebe Fotofreunde!
    Dieser Beitrag ist mit Sicherheit sehr interessant. Für alle, die so eine Entwicklung noch nicht gesehen haben, ein neues Erlebnis. Hier wird demonstriert, welche technischen Aufwendungen für diese Fotoserie notwendig sind. Das ist alles im „sicheren“ Studio produziert. Denken wir aber mal anders – in der freien Natur bleibt dem Fotografen nicht so viel Zeit!
    Hier herrschen andere Gesetze. Zuerst einmal muss man das Motiv finden und den richtigen Zeitpunkt. Da bleibt selten Zeit dafür sich technisch einzustellen und den optimalen Zeitpunkt zu finden. Ich denke da z.B. an einen bunten Schmetterling, der sich auf einer Blüte nieder läßt. Da hilft kein Stativ oder seitlich angebrachte Blitze, hier muss der Fotograf rasch agieren und den besten Standpunkt erkennen. Sicherlich kann man damit auch eine „Geschichte“ erzählen und einen Einblick in die Wunder der Welt zeigen. Und Eines ist mit dem Ablichten zu beachten – das richtige Objektiv zum richtigen Zeitpunkt soll bereit stehen. Oft sieht der Fotograf diese Situationen spontan. Freilich kann man auch vorplanen, dann ist es oft leichter schöne Bilder zu machen.

    1. Ich schliesse mich den Bemerkungen zu diesem Thema voll an. Draussen in der Natur wird man mit der Metamorphose fotografisch kaum ein solches Glück haben. Trotzdem ist die „Bildergeschichte“ sehr gelungen und vor allem interessant.

    2. Lieber Erich, liebe Fotofreunde
      Aufgrund meiner Erfahrung gibt es drei Typen von gelungenen Bilder. Der erste Typ würde ich als das spontane Bild, sozusagen als der Schnappschuss definieren. Der zweite Typ würde ich das gesuchte und gefundene Motiv nennen. Der dritte Typ ist wohl der aufwändigste, nennen wir ihn das konstruierte Bild.
      Das wache Auge oder der wache Geist, sprich der gute Fotograf weiss aus jeder Situation ein gutes Bild zu schiessen, egal aus welcher der Typenschachteln er die Überraschung hervor holt. Die Geschichte entsteht dann ohnehin in unserem Kopf.

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