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Menschen im Herbst und im Besonderen mit dem Herbst zu fotografieren, ist nicht sonderlich schwierig. Meist ist das Licht ausreichend für „Available Light“, also dem natürlichen Licht vor Ort. Und es gibt überall schöne Hintergründe und Locations. Wozu also der Artikel?
Dieser Artikel soll Dich eher aufmuntern, Dich mit dem fotografisch schönen Thema intensiver zu beschäftigen. Ich zeige Dir anhand einiger Beispiele, wie Du mit den Menschen vor der Kamera und mit den herbstlichen Lichtsituationen umgehen kannst.
Sicherlich werden einige Situationen auch in anderen Jahreszeiten einzufangen sein. Die generellen Informationen des Artikels können Dir dann ja auch im Winter, Frühjahr und Sommer helfen.
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Mehr Infos zu den FotokursenHast Du die schönen Herbstmotive endlich im Kasten, werde ich Dir im Folgeartikel noch ein paar Tipps zur Bearbeitung geben. Ich zeige Dir, wie Du mit dem richtigen Schnitt und/oder einer Graustufenumsetzung die Tiefe des Eindrucks eines Herbstmotivs verbesserst und noch vieles mehr.
Typische Fotos vom Fotografieren von Menschen im Herbst
Unten siehst Du eine junge Frau mit langen wehenden Haaren im goldgelben Park. Auch wenn Dir dieses Szenario etwas altbacken vorkommt, solltest Du Dich an solchen Motiven ebenfalls versuchen. Du bekommst damit Sicherheit im Sucher den richtigen Bildausschnitt zu wählen, da Du ja dieses bekannte Motiv im Hinterkopf hast. Und Du wirst schnell merken, dass diese Art von Fotografie großen Spaß machen kann. Nicht nur beim späteren Betrachten, sondern auch beim Machen. Spaß für Dich und natürlich für die Beteiligten vor und neben der Kamera.
Auch wenn das Originalbild bereits farbenfroh und herzlich wirkt, ist eine Überarbeitung in eine noch wärmere Stimmung eine feine Sache, und diese ist sehr einfach zu bewerkstelligen. Das erkläre ich Dir ausführlich im nächsten Artikel.
Ich zeige Dir im Folgenden mit Beispielmotiven, wie Du Menschen im und mit dem Herbst fotografieren kannst.
Kinder, Freunde und Familie
Wir haben Dir ja schon einige Informationen zur Fotografie und Veröffentlichung von Fotos von Kindern gegeben. Diese mahnenden Worte sollten Dich aber nicht davon abhalten, Kinder zu fotografieren. Besonders Deine eigenen oder die Deiner Familie. Es gibt doch nichts schöneres als sich im Alter seine eigenen Kinderbilder anzuschauen. Wer diese Fotos nicht hat kann auch nichts anschauen.
Freunde und Familie sind dann doch viel einfacher zu fotografieren. Hier lohnt sich zum Beispiel ein spätherbstlicher Spaziergang, gerne mit einem Sonnenstand am Nachmittag mit anschließendem Waffel essen. Aber zuerst einmal zu den Kindern im Herbst.
Am besten gelingen Dir Kinderfotos, wenn Du die Kamera nicht wie ein monströses Gerät den Kinder präsentierst. Also nicht rasant auspacken und dem Kind ins Gesicht halten. Lass Dir Zeit. Noch besser ist es, den Kindern die Kamera selbst mal in die Hand zu geben. Das Resultat ist dann ein lockereres Szenario und die Kinder sind viel entspannter. Immer dran denken:
Eine Spiegelreflexkamera ist eckig, groß, verdeckt das Gesicht, schwarz, bewegt sich komisch, wirkt erschreckend und macht komische Geräusche. Kinder erschreckt so etwas. Kleinbildkameras haben hier Vorteile.
Ältere Kinder posen gerne. Wenn man sie lässt. Sie werden albern und blödeln herum. Toll für den Fotografen, blöd für die Eltern.
Also, entweder aus dem Nichts heraus mal die Kamera heben oder die Kinder zu irgendeinen Blödsinn animieren. Das klappt außerdem bei Erwachsenen ebenso.
Ob nun draußen oder drinnen: Kinder im Herbst sind generell ein tolles Motiv. Achte nur darauf, dass warme Töne stilbildend sind und kleine Details auf die Jahreszeit hindeuten. Auch wenn das nicht immer klappt und manche Fotos auch in jeder anderen Jahreszeit möglich wären, so ist ein schönes Foto einfach ein schönes Foto.
Die Familie und Freunde vor der Kamera
Um ein vielfaches einfacher ist es erwachsene Menschen, also Familie und Freunde, im Herbst zu fotografieren. Am besten gelingt es, wenn Du mit ihnen einfach ein spontanes Treffen oder Spaziergang organisierst – bloß kein Shooting! Eine solche „Shootingandrohung“ löst bei vielen Menschen Scham aus. Da hilft auch kein gutes Zureden und geduldiges Erklären. Die Scham siegt und Du hörst dann:
- „Ich sehe auf Fotos immer doof aus.“
- „Ich war nicht beim Friseur.“
- „Ich hab nichts passendes zum Anzuziehen.“
- „Ich kann heute leider nicht wegen XYZ.“
Ohne diese konkrete Androhung sind die Menschen deutlich entspannter. Man muss ja auch nicht sofort losknipsen. Wenn es dann doch irgendwann klickt macht, sind alle entspannter und lassen sich eher fallen. Zeig Ihnen einfach während des Fotografieren mal hier und da ein Foto auf Deinem Display. Das beruhigt auch die schamhafteste Person in der Gruppe.
Fotos sind bei schönem Wetter und lockerer Stimmung lebendiger und bei dem richtigen Herbstgefühl entspannen sich die Menschen um dich herum merklich. Das sieht man den Gesichtern im Foto auch an.
Portrait
Ob ruhig oder laut, ob bunt oder entsättigt: Porträts sind zu jeder Jahreszeit willkommen. Daher solltest Du es auch immer wieder versuchen. Gerade Familie und Freunde eignen sich gut zum Ausprobieren. Sie sind geduldig und ihre Erwartungshaltung ist nicht allzu hoch.
Wenn Du Glück hast, spielt auch das Wetter und die Umstände mit und es gelingen Dir tolle Porträts beim simplen Knipsen. Ohne große Vorbereitung oder dem Ablesen von irgendwelchen Checklisten und Erklärungen wie diese in dem Artikel. Einfach nur so. „Geknipst“ bedeutet nicht automatisch schlecht. Fotos aus dem Stegreif sind meist spürbar lebendiger und authentischer.
Bei fast alle Beispielfotos der unteren Reihe (Frauen) kannst Du erkennen, dass die Frauen nicht direkt in die Kamera schauen. Dieser indirekte Blick ist ein Stilmittel, das dafür sorgt, dass nicht ein unmittelbares Abbild der Person entsteht, sondern einen zeitlich und räumlichen Moment mit einfängt. Dagegen sind die direkt in die Kamera schauende Personen eindeutiger solitär porträtiert. Sie sind szenisch im Mittelpunkt und schließen anderes oft aus. Das Ambiente im Hintergrund, eine zeitliche Aussage und Hinweise auf den Anlass fallen hier oft für den Betrachter bei kurzer Betrachtung weg.
Ich mag das intensive Porträtformat gern. Es werden menschliche Emotionen durch das Gesicht und die Mimik direkter vermittelt. Der Betrachter muss sich das eigentliche Szenario des Fotos hinzudenken. Dafür muss das Foto den Betrachter aber auch packen.
Diese meist gestellt wirkenden Fotos erzeugen weniger eine vollständige Geschichte beim Betrachter und vermitteln daher auch nur sehr selten die Jahreszeit. Wie Du bei den Porträtbeispielen siehst, ist der augenscheinlichste Indikator für die Jahreszeit die Kleidung. Der Ort wird durch das Licht bestimmt.
Da der Herbst sehr warm und sehr kalt sein kann, ist es leider nicht immer möglich, die Kleidung als Hinweis zu nutzen. Um dies auszugleichen, lohnt sich eine Art Fotogeschichte mit Bildern der Umgebung oder eine weitwinkligere Alternative. Diese Foto-„Strecken“ in ein Fotobuch zu bringen, ist außerdem ein schönes Geschenk zur nahenden Weihnacht.
Du solltest Gruppenfotos mit einplanen. Dafür muss Du Dich bei Spaziergängen oft viel bewegen – wenn nicht sogar etwas laufen. Am besten suchst Du Dir vorher einen schönen Teil des erkennbaren Weges aus und kalkulierst grob wann die Gruppe in diesen Bereich eintritt. Je nach Brennweite muss man da schon mal ein paar Meter enteilen. Dies unbemerkt zu machen, ist eine große Herausforderung. Mir gelingt das häufig nicht.
Du solltest auf jeden Fall in den Serienfoto-Modus schalten. Den gerade im Herbst ändert sich der Lichteinfall in Millisekunden.
Man erkennt an den Beispielen, dass meine Familie, die sich dankenswerter Weise für diesen Artikel geopfert hat (dafür musste ich sie aber auch auf fünf Spaghetti-Eis einladen), sich vom Schatten schlendernd in die Sonne bewegt hat.
Bei solchen gravierenden Lichtänderungen kommt schnell die Belichtungsautomatik durcheinander. Denn es sind sehr hohe Kontraste zu verarbeiten. Hier lohnt sich mal wieder das RAW-Format als Belichtungs/Dynamikpuffer um später kleine Mängel auszugleichen.

Events
Im Herbst gibt es einiges an Action, natürlich in Großstätten andere als in ländlichen Gegenden. Ob nun die Herbstkirmes oder das Oktoberfest im Dorf, Marathon in der Großstadt, Erntedank, Weinlese, etc – es gibt viele herbstliche Events, die sich lohnen, mit der Kamera entdeckt zu werden.
Du kannst dich Vorort entscheiden, ob Du im Stil einer Reportage fotografierst oder eher die Stimmung einfangen willst. Für eine fotografische Reportage bei solchen Events lohnt sich eine lange Brennweite ab 200mm um das Geschehen indirekter einzufangen.
Stimmungsvolle Fotos ergeben sich häufig durch offene Blenden und das Miteinbeziehen des Umfeldes. Mein neuer Liebling für die Offenblendenfotografie ist das Sigma 180mm F/2.8 (Makro) und das nicht, weil Sigma Sponsor unserer Fotoschule ist. Es ist einfach rattenscharf, extrem schnell und gut zu bedienen. Es hat aber einen bedeutenden Nachteil: Festbrennweiten dieser Klasse sind schwer und man muss schon einige Distanz zwischen sich dem Objekt der Begierde bringen. 180mm sind schon weit im Telebereich anzusiedeln.
Sport und Vergnügen
Hier gelten natürlich fotografisch für jede gezeigte Situation andere Grundlagen. Diese werden oder wurden hier in der Fotoschule schon bzw. werden noch besprochen (Sport, Nacht, Bewegung). Daher führe ich hier nur einige Bildbeispiele auf, um Dir die Menge an Möglichkeiten aufzuzeigen.
Versuche einfach solche Szenerien einmal mit Deinen eigenen Augen zu betrachten, und probiere mal andere Perspektiven aus. Robin Williams hat das in dem Film „Club der toten Dichter“ hervorragend aufgezeigt.
Lichtsituationen für das Fotografieren von Menschen im Herbst
Hier nun ein paar kleine Tipps, wie Du die Lichtsituationen im Herbst gestalterisch nutzen kannst:
Streiflicht
Streiflicht sollte, wenn es irgendwie möglich, ist eine Kontur abbilden. Das rechte Foto zeigt das gut an der vollständig beleuchteten Nase. Das linke Foto ist jetzt nicht per se schlecht, es wirkt sogar natürlicher. Dennoch ist die richtige Konturführung in der Fotografie ein wichtiges Stilmittel und muss hart erarbeitet werden. Man erkennt dies gut an den berühmten Ölgemälden der alten holländischen Meister.
Gegenlicht als Aufheller
Im Herbst bietet sich diese Lichtsituation an sonnigen Tagen häufig an. Nutze sie! Dieses Leuchten in den Haaren oder in Kleidung schmeichelt jedem, sogar mir, einem eher minder Kopf-behaartem Menschen.
Lange Schatten
Streiflicht bedeutet auch immer lange Schatten. Sie können ebenfalls für Porträts genutzt werden. Aber nur, wenn Du sie auch richtig nutzt.
Gerade männliche Gesichtszüge eignen sich für diese langen Schattenspiele. Sie lassen die Mimik und die Härte des Gesichts hervortreten.

Auch pur kann man mit langen Schatten einigen Spaß haben.
Mischlicht
Mischlicht ist hier der falsche Begriff, denn der bezieht sich ja eher auf unterschiedlichen Lichtquellen, die sich farblich mischen. Ich beziehe mich auf die Möglichkeit im Freien, um die gesamte Lichtsituation ins Bild zu integrieren. So sind harte Kontraste in einer weichen Form möglich.
Ausblick und Fazit zum Fotografieren von Menschen im Herbst
Ich hoffe, wir konnten Dir mit diesem Artikel das Thema Menschen im Herbst ein wenig näher bringen und Dich dazu ermuntern, die Kamera selbst hervor zu holen und los zulegen.
Hast Du genug Material zusammen, wird Dir der nächste Artikel zu dem Thema gefallen. Denn da zeigen wir Dir, was alles mehr durch Bildbearbeitung/Entwicklung in Deinen Fotos steckt.
Lesetipp: Online-Fotokurs „Porträtfotografie: Herbstlicht“
In dem Fotokurs „Porträtfotografie: Herbstlicht“ sprechen wir nicht nur über die Vorteile des Herbstlichtes sondern auch über die Gestaltungsmöglichkeiten Deiner Porträtaufnahmen, das technische Know-How und vieles mehr!
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Sehr gute Tipps, oft „Kleinigkeiten“ mit großer Wirkung
Hallo.
dieser Artikel ist sehr interessant, hab jetzt mal verschiedene Serienbilder geschossen, mit meinem Mann. Mal sehn, was dabei rauskommt.
Aha, Danke
Interessant geschrieben!
Sehr praxisbezogen. Vielen herzlichen Dank.
Herrlich umfangreich, von allem etwas, viele Anregungen, großartig aufgezogen!
Guter Artikel, anregend, besonders das Einsetzen des Streiflichtes und der langen Schatten.
Der Artikel, so finde ich, wurde grundsätzlich sehr gut und anschaulich verfasst.
Was mir bei diesem Thema allerdings fehlte war das Eingehen für einen korrekten Farbabgleich. Die Fotos sind spez. im Herbst stark verfärbt. Dies dann in die richtige Farbbalance zu bringen wäre hier sicherlich gut angebracht gewesen.
LG Helmut
Wie angekündigt werde ich das noch ausführlich im nächsten Artikel beschreiben.
Wie immer interessant und motivierend. Danke
Es gibt allerdings ein altes Sprichwort_
FÜR DEN UNITERESSIERTEN GIBT ES KEINE WUNDER