Makrofotografie – Schärfentiefe maximieren mit Automatik

Makrofotografie - Schärfentiefe maximieren durch Automatik
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In Zusammenarbeit mit SIGMA

Im vorigen Teil habe ich Dir gezeigt, wie Du mithilfe von Zubehör auf manuellem Wege die Schärfentiefe erweitern kannst. Bei diesem Verfahren wird der Abbildungsmaßstab konstant gehalten und die Kamera bewegt. Jetzt möchte ich Dir eine alternative Möglichkeit zeigen, die sich auf die Erweiterung der Schärfentiefe durch die Veränderung des Fokuspunktes bezieht.

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Alle Aufnahmen wurden mit dem Sigma 70mm F2,8 DG MACRO | Art durchgeführt. Hier zu sehen mit dem E-Mount für Sonykameras (Foto:Sigma)

Dazu bitte ich Dich im Vorfeld folgenden Versuch zu machen:
Stelle Deine Kamera auf ein Stativ und suche Dir ein geeignetes Makromotiv aus. Schalte dann das Livebild Deiner Kamera ein (so, dass Du das Motiv auf dem meist rückwärtigen Monitor siehst). Nun stelle bitte das Objektiv auf den minimalen Abbildungsmaßstab von 1:1 ein und schalte den Autofokus ab. Nun richte die Kamera bzw. das Objektiv so ein, dass die Schärfe auf einem vorderen Bereich des Motivs liegt. Wenn Du einen Makroschlitten hast, ist es etwas einfacher. Aber auch ohne Schlitten kannst Du den Schärfepunkt an die gewünschte Stelle legen, indem Du das Stativ vorsichtig nach vorn oder hinten bewegst.

Sobald Du Deine Einstellung gefunden hast, machst Du folgendes:

1. Verändere die Position der Kamera, ohne dass Du den Fokus veränderst, nach vorn. Da in dieser Einstellung die Blende maximal geöffnet ist, hast Du eine minimale Schärfentiefe, die diesen Effekt auch auf dem Monitor sichtbar machen wird. Du siehst, wie sich der Schärfebereich nach hinten bewegt. Du verschiebst den Schärfepunkt und veränderst die Perspektive, aber der Abbildungsmaßstab bleibt gleich. Dies bedeutet: Ein Objekt, das an der Stelle der Schärfe 1 cm groß ist wird konstant 1 cm groß auf dem Sensor abgebildet (bei 1:1).

Verschiebung des Fokus durch Veränderung der Kameraposition

2. Nun kehre zum Ausgangspunkt zurück und fokussiere wieder bei der Einstellung 1:1 auf einen vorderen Punkt. Ohne Makroschlitten wirst Du wieder das Stativ ein wenig verrücken müssen. Im nächsten Schritt verschiebst Du den Fokuspunkt, indem Du am Fokusring der Kamera drehst, ohne die Position der Kamera zu verändern (Am Objektiv muss MF eingestellt sein!). in diesem Fall verschiebst Du die Schärfeebene unter Erhalt der Perspektive, dafür verändert sich aber der Abbildungsmaßstab. Je nach Größe Deines Motivs, wird das Objekt mit 1 cm Größe dann nicht mehr mit 1 cm auf dem Sensor abgebildet, sondern z.B. nur noch mit 8 mm oder 5 mm oder gar weniger.

Verschiebung des Fokus durch Veränderung des Fokus am Objektiv

Die Beispiele am „berühmten“ Zollstock sollten die Unterschiede klar machen. Beide Wege haben Vor- und Nachteile, zu denen ich dann bei einem Vergleich im dritten Teil komme, wenn ich Dir zeige, wie Du die Einzelaufnahmen mit unterschiedlicher Software zu einem „Supermakro“ verrechnen kannst.
Das Verfahren 1 habe ich Dir im vorherigen Teil gezeigt und erklärt. Das Verfahren 2 erkläre ich Dir in diesem Beitrag.

Fokusstacking bei konstanter Perspektive

Theoretisch kannst Du dieses Verfahren rein manuell durchführen. Dazu fokussierst Du den vordersten Punkt Deines Motivs und veränderst anschließend manuell den Fokus in kleinen Schritten Richtung unendlich. Rein praktisch wird dieses Verfahren aber insofern schwierig, da Du dazu für jeden einzelnen Schritt die Kamera anfassen musst und Gefahr läufst die Position versehentlich zu verändern und so das Motiv zu ruinieren.

Besser sind automatische Verfahren. Aber was bedeutet automatisch?

Viele Kameras sind in der Lage, den Autofokus in einen speziellen Makromodus zu versetzen. Der Autofokus „erkennt“ die Größe des Motivs und die maximale Schärfentiefe des einzelnen Fotos, bei der gewählten Blende. Daraus werden die einzelnen Fokusschritte berechnet. Wenn Du nun einmal den Auslöser drückst, wird die Kamera in schneller Folge die nötige Anzahl von Aufnahmen machen und von Foto zu Foto die Schärfeebene über den AF verschieben. So ein Verfahren beherrschen z.B. einige Kameras von Olympus.

Ich besitze keine Kamera von Olympus, sondern nur einige Modelle von Canon, diese Kameras beherrschen dieses Verfahren (bisher) nicht. Trotzdem gibt es die Möglichkeit mit Canon ein automatisches Stacking durchzuführen. Dazu verwende ich die frei verfügbare zusätzliche Firmware für Canon „Magic Lantern“. Da dort einige Schritte manuell durchgeführt werden müssen, eignet sich dieses Verfahren sehr gut um Dir zu erklären, wie es funktioniert.

Wenn Du genauere Informationen haben möchtest, habe ich zu Magic Lantern schon einige Artikel geschrieben, möchte allerdings darauf hinweisen, dass dieses Projekt Open Source ist und einem ständigen Wandel unterliegt, nicht alle Informationen dazu sind topaktuell, dass Grundprinzip hat sich aber nicht geändert.

In den Menüs findest Du im Menü Focus den Punkt Focus Stacking, den Du aufrufst

 

Dort kannst Du dann einige Einstelllungen treffen, über Anzahl der Schritte, die Schrittweite und ob Du vor oder hinter dem Fokuspunkt beginnst.

 

Sobald Du den Stack gestartet hast, geht alles von allein und die Kamera fängt an Aufnahmen zu machen. Du musst nichts weiter tun und kannst den Prozess beobachten.

 

Auf diesem Weg entstehen wieder eine Reihe von Aufnahmen, die dann mit der entsprechenden Software zu einem „Stack“ verrechnet werden können. In diesem Fall habe ich 15 Aufnahmen gemacht.


Das Endergebnis weist wieder eine durchgehende Schärfe auf. Die Vignette entsteht durch das Stacken (weil sie sich addiert), lässt sich aber einfach entfernen. Wie man diese Aufnahmen miteinander verrechnet, verrate ich Dir im nächsten Teil.

15 Kommentare

  1. Kann die 6 D Mark 2 automatisch Fotostacking ?? Bisher habe ich es nicht gefunden .Falls es schon geschrieben wurde bitte ich es zu entschuldigen.Über eine Hilfe würde ich mich sehr freuen.

  2. Hallo,
    die Erklärung finde ich sehr gut. Da stellt sich natürlich die nächste Frage:
    Wie schaut das bei Sony aus? gibt es da auch solche „hacks“?
    Gruß.

    1. Das geht mit jeder Kamera, aber nicht mit jedem Objektiv. Es geht auch nicht mit jedem Motiv – Beispiel: Schachbrett mit Figuren. Man verändert mit dem Fortschreiten der Schärfebene auch die Perspektive.
      Ohne Schiene ist es manuell schon schwierig, keine Löcher in den Bildfolgen zu bekommen.
      Die Software-Lösungen die den Fokus der Kamera verschieben, ist besser.

  3. Meine Fujifilm XT-1 verfügt seit der SW-Version 4.0 über Fokus-Bracketing. Die Anzahl der Aufnahmen und die Schrittweite der Verstellung ist einstellbar. Fokussiert wird auf die vorderste Stelle des Motivs, die Kamera verstellt dann den Fokus nach hinten. Klappt hervorragend.

  4. Hallo Martin,
    ich habe eine Nikon D7100. Funktioniert da auch Magic Lantern oder gibt es für Nikon ähnliche Programme?

    Danke und viele Grüße
    Richard

    1. Generell richtet sich der Artikel in diesem Teil an alle Nutzer einer Kamera, mit der ein automatisiertes ystacking möglich ist, Bein Canon ging das bisher nur über Magic Lantern, andere Kameras haben diese Funktion schon ab Werk. Das Funktionsprinzip ist bei allen gleich. Ich habe tatsächlich schon mal etwas gelesen, dass es auch für Nikon Versuche gibt die Firmware zu erweitern, da ich selber keine Nikon habe, habe ich dies allerdings nicht weiter verfolgt. Vielleicht können uns die Leser hier weiterhelfen mit Schearmwissen?

    2. Moin.
      Auf vielen neueren Canon Modellen läuft ML leider nicht. Zb, auf der 80D. Ich kann für automatisiertes Stacking dslrcontroller empfehlen. Eine App, die auf dem Handy /Tablet installiert wird und das stacken extern über Kabel /WLAN steuert. Zusätzlich enthält sie noch viele weitere Funktionen zur Kamerasteuerung.

      1. Es war noch nie so, dass Magic Lantern auf neueren Modellen läuft. Der Grund dafür ist ja auch klar: Die Entwicklung beginnt immer erst, wenn die Modelle auf dem Markt verfügbar sind und die Entwickler ein Modell bekommen. Man kann nicht erwarten, dass sich die Programmierer jedes neue Modell sofort neu kaufen, um dann so schnell wie möglich ML zu adaptieren und es kostenlos zur Verfügung zu stellen. Wenn man die Szene allerdings ein wenig verfolgt,dann weiss man, dass es fast immer nur eine Frage der Zeit ist, bis es eine Portierung gibt. Und auf der Webseite findet man aktuell folhende Information:

        Supported cameras:
        5D Mark II, 5D Mark III, 6D, 7D, 50D, 60D, 500D/T1i, 550D/T2i, 600D/T3i, 650D/T4i, 700D/T5i, 1100D/T3, EOS M.

        In progress:
        70D, 100D/SL1, 1200D/T5, 450D/XSi.
        5D3 1.3.4, 7D 2.0.6, 550D 1.1.0, EOS M 2.0.3.
        (downloads available, feedback and/or help needed)

        Porting started:
        EOS M2, 1300D/T6 (Hello World running)
        80D (proof of concept), 750D, 5DS (can run code alongside Canon firmware)
        760D, 5D Mark IV, 7D Mark II, 77D, 200D, 800D, 6D Mark II (ROM dumpers available)

        Old versions only:
        5D classic

        Emulation available (QEMU):
        With GUI: 5D2, 5D3, 6D, 40D, 50D, 60D, 70D, 450D, 500D, 550D, 600D, 650D, 700D, 100D, 1000D, 1100D, 1200D, 1300D, EOS M, EOS M2.
        No GUI, file I/O works, still usable for porting ML: 80D, 750D, 760D, EOS M3.
        Very limited: 5D, 5DS, 5D4, 7D, 7D2, 400D, EOS M5, EOS M10.

        ROM dumpers:
        5D4, 7D2, 80D, 750D, 760D, 1300D, EOS M2, 200D, 800D, 77D, 6D Mark II.
        EOS M3, EOS M5, EOS M6, EOS M10 (CHDK).
        All other models already running ML.

        Daran sieht man: Nahezu jedes Modell ist in Arbeit.

        1. Es ist aber nur die halbe Wahrheit, was ML angeht. Alle Modelle mit DryOS, werden nie wirklich richtig funktionieren und das liegt an den nicht mehr vorhandenen Debug-Schnittstellen, die zum Einlesen des Add-On Moduls genutzt wurde.
          Als Canon noch vxWorks lizensierte, benötigten Sie diese Schnittstellen selber zur Diagnose. Die API wurde einfach nicht veröffentlicht und dass war der einzige Schutz. Diese API ist gar nicht mehr vorhanden. Es gibt nur noch einen Memory-Monitor. Darüber wird von dem Chinesen der Shutter- und Mirror-Counter gelesen. Bisher wohl die einzig brauchbare und nicht invasive Möglichkeit.
          Die Modelle 5DS, 5D4, 80D benutzen DryOS. Bis auf Rom-Dumps, welche File I/O benötigen, geht da nichts und dass schon seit erscheinen der Systeme. Man muss wohl schon über viel Optimismus verfügen, um auf eine laufähige ML Version für dieses Systeme zu hoffen.

  5. Danke für Deine guten Ratschläge, diese haben mir schon gute Hilfe geleistet.
    Nun zur Aussage, Canon kann Fokusstacking (noch) nicht. Das ist Vergangenheit.
    Die neue EOS RP bietet ein solches Programm an.

    1. Hallo Hans-Peter, als ich den Artikel verfasst hatte, war die EOS RP erst erst angekündigt und auch heute hat sie kaum jemand in den Händen. Ich finde/fand das nie schlimm, weil eben durch Magic Lantern die EOS-Kameras schon seit Jahren einen Funktionsumfang haben (können), der erst viel später von anderen Herstellern als ultimative Innovation gefeiert wurde. ;)

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