Das Heimstudio Teil 2 – Das Licht

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In Zusammenarbeit mit SIGMA
In unserem ersten Teil sind wir auf den Platzbedarf eines Heimstudios eingegangen. Heute wollen wir uns der Ausrüstung widmen. Zu einem Heimstudio gehören natürlich Kamera, Stativ, Licht und Hintergründe. Dieses Minimal-Equipment muss in Eurem neuen Heimstudio Platz finden, jederzeit griffbereit sein, aber sollte nicht im Weg liegen, da der gute Studiofotograf sich durchaus sehr agil in Zusammenarbeit mit dem Modell im Studio bewegt.

Natürlich wäre es gut, alles recht unkompliziert und schnell zur Hand zu haben, insofern ist es wichtig sich und das Studio vorher gut zu organisieren, sich zum Beispiel Gedanken zu machen, wo nicht benötigte Ausrüstung gelagert werden kann. Ein weiterer Abstellraum oder ein
ungenutzter Studiobereich schafft Ordnung und Übersicht. Viel zu schnell bricht sonst je nach Set-Aufbau ein Chaos aus.

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Alukoffer und Regale helfen die Ausrüstung aufgeräumt zu halten.

In meinen Anfangstagen galt: Wer den Aufbau (Set, Stativ oder Kabel) durch unüberlegtes Getrampel umschmeißt, muss den Keller putzen oder einen Kasten Bier spendieren. Wenn Ihr alleine arbeitet und bereits im Keller seid, ist diese Form der „Bestrafung“ natürlich hinfällig. Aber bei Assistenten hat das Bestrafungs-Prinzip immer funktioniert, spätestens nach der ersten Kiste Bier (oder Cola) hat auch der unerfahrene Helfer auf Füße und Kabel geachtet. Studiofotografie hat immer was mit Ruhe und Überlegen zu tun. Eine strikte Grundordnung hilft immens.

 

Die Kamera

Professionelle Kameras haben ihre Vorteile, aber bereits mit einem besseren Smartphone/Fotohandy sind gute Studioaufnahmen möglich. Dennoch werdet Ihr nicht umhinkommen, im Heimstudio eine digitale Spiegelreflexkamera oder eine bessere Systemkamera einzusetzen.

Dies hat mit der Lichtmenge und der Brennweitenflexibilität zu tun. Die Spiegelreflexkamera kann mit weniger Licht rauschärmer arbeiten, da sie größere Objektive hat und so mehr Licht sammelt. Das spart Belichtungszeit und ergibt eine viel höhere Flexibilität in der Blendenwahl. Vor allem aber rauschen die viel größeren Sensoren der Spiegelreflexkamera deutlich weniger als die im Vergleich kleinen Sensoren von Kompaktkameras.

Der Brennweitenspielraum ist zwar bei vielen System- und Bridgekameras schon groß, trotzdem ist die Flexibilität einer DSLR nicht zu schlagen. Bei Spiegelreflexkameras könnt Ihr jederzeit ein passendes Objektiv mit der für Euch richtigen Brennweite nutzen – im meist beengten Heimstudio ein wirkliches Plus. Ich rate hier zu einem lichtstarken Zoomobjektiv zwischen 18 – 100mm. Das folgende Foto ist mit einem Tamron 28-75mm f/2.8 mit 1.4 Konverter entstanden. Für diese Art Objektiv-Setup (Zoom + Konverter) hat das Foto eine ordentliche Grundschärfe.

Hier der gleiche Lichtaufbau wie in einem Foto in Teil 1. Das Modell hat nur die Kopfposition verändert. In diesem Foto kam eine recht "lange" Brennweite zum Zuge. 90mm sind schon viel für ein Heimstudio aber dennoch ist dieses Bild in einer Raumtiefe von nur 5 Metern entstanden. Die Kunst bei "langen" Brennweiten und kurzen Räumen liegt darin, den Ausschnitt schon im Sucher festzulegen. Große Spielräume für Fleisch drumherum gibt es hingegen nicht (Fleisch bezeichnet man die eigentlich unnütze Randflächen um ein fotografiertes Objekt).
Hier der gleiche Lichtaufbau wie in einem Foto in Teil 1. Das Modell hat nur die Kopfposition verändert. In diesem Foto kam eine recht „lange“ Brennweite zum Zuge. 90mm sind schon viel für ein Heimstudio, aber dennoch ist dieses Bild in einer Raumtiefe von nur 5 Metern entstanden. Die Kunst bei „langen“ Brennweiten und kurzen Räumen liegt darin, den Ausschnitt schon im Sucher festzulegen. Große Spielräume für Fleisch drumherum gibt es hingegen nicht (Fleisch bezeichnet man die eigentlich unnütze Randflächen um ein fotografiertes Objekt).

Lichtquellen – Blitz

Vorweg zur Beruhigung: Ausreichend Licht muss nicht teuer sein. Viele zu analogen Zeiten existierende Probleme mit Licht sind in der digitalen Zeit einfach nicht mehr vorhanden. So war der größte Kostentreiber in der analogen Studiofotografie die Farbreinheit des Lichtes. Alle Lichtgeber mussten dieselbe Lichtfarbe haben, um nachher ein aus allen Richtungen farbneutrales Bild zu bekommen. Der Aufwand, um dies zu erzielen, war immens. Dies hat dank des digitalen Weißabgleichs und der späteren Weiterverarbeitung keine große Relevanz mehr. Ein leichter Farbstich ist in Sekunden in der Bildbearbeitung korrigiert.

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Diese hitzebeständigen Folien werden nur noch für Effektbeleuchtung genutzt und nicht mehr um eine Lichtquelle zu neutralisieren

Der nächste kostentreibende Punkt war die Lichtmenge: Meist wurde (und wird) in professionellen Studios mit Blitzanlagen gearbeitet. Mit dem Einstelllicht kontrolliert man das Motiv und den Lichtverlauf (Schattenkonturen) visuell, und beleuchtet das Motiv bei der Aufnahme dann mit der vorher eingestellten Menge an Blitzlicht.

Blitzanlagen sind aber anfänglich aufwendig in der Bedienung und neu meist teuer und für ein Heimtudio daher nicht zwingend erforderlich und einfach überdimensioniert. Gerade bei der Ersteinrichtung gilt es daher, den Preis im Auge zu behalten. Dank hocheffizienter und rauscharmer Sensoren ist natürlich ein günstiges/gebrauchtes Blitzlichtset nicht zu verachten. Denn schon mit hellem Einstelllicht kann man im Heimstudio zaubern.

Bedenkt aber bitte, diese gerne gebotenen Watt-Schlachten sind und bleiben unerheblich, oft genug haben wir in Studios von befreundeten Hobbyfotografen Blitzanlagen von einer Leistung gesehen, die für die Studiogröße weit überdimensioniert waren und daher immer nur in den unteren 20% der möglichen Blitzleistung genutzt wurden.

Lichtquellen – Baustrahler

Der Baustrahler ist die günstigste Lichtquelle überhaupt. Baustrahler sind in jedem Baumarkt zu bekommen und kosten, je nach Ausstattung, zwischen 20 und 50 Euro. Ein Doppelstrahler mit Stativ ist zu empfehlen, aber Einzel- und Bodenstrahler sind ebenfalls nützlich. Baustrahler auf einem Stativ haben viele Vorteile. Durch das Stativ lässt sich die Position des doch sehr heißen Lichtkörpers besser kontrollieren, und es ist auch um einiges einfacher als bei Bodenstrahlern, das sehr harte Licht zu dämpfen und seine Form zu beeinflussen.

Lichtquellen – Bodenstrahler

Der Bodenstrahler wird selten als direkte Lichtquelle verwendet, sondern eher als Volumenlicht (Bouncing Light).

Als Volumenlicht bezeichnet man die Lichtgeber, die eine Szene im Gesamten erhellen. Diese sollten weiche Schatten werfen und die Szene auf das gewünschte Lichtniveau anheben. Wenn Ihr zum Beispiel eine Blumenvase fotografieren wollt, benötigt Ihr erst einmal überall viel Licht, um dann mit selektivem Licht Nuancen zu verstärken. Dafür sind Bodenstrahler gut geeignet.

Als Volumenlicht nutzt man häufig das von Wänden weich reflektierte Licht. Daher rührt auch der Begriff „Bouncing Light“ (Aufprallen, engl. to bounce). Nach dem Aufprallen des Lichtes auf eine helle Wand oder einen Reflektor wird das Licht viel weicher wieder abgegeben. Strahlt Ihr also mit dem Bodenbaustrahler einfach die Decke oder eine Wand an, um die nötige Lichtmenge zu erhalten. Um Eurem Set eine farbliche Stimmung zu geben, richtet Ihr den Strahler einfach auf eine farbige Fläche.

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Hier klassische Baustrahler, die auch als Heizung dienen können. Leider haben sich durch die Hitze die inneren Bleche verbogen. Da sie aber bei mir nicht mehr im Betrieb sind, hab ich auf eine Reparatur verzichtet.
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Ohne Gefahr für Verbrennungen durch umgestürzte Stative ist die Montage an der Decke. Aber beachtet, dass auch die angestrahlte Fläche brennen kann. Ich übernehme keinerlei Haftung für solche Tricks.
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Ein wahres Licht- und Heizmonster ist dieser Einzelstrahler. Aber es kommt auf das Leuchtmittel an. Meist kann man hier auf oder abrüsten.
20070329 - 221327 Ein wahres Licht- und Heizmonster ist dieser Einzelstrahler. Aber es kommt auf das Leuchtmittel an. Meist kann man hier auf oder abrüsten. Eine kleine Auswahl in der Hinterhand lohnt.
Die Leuchtmittel lassen sich einfach wechseln, was man aber tunlichst nur im kalten Zustand machen sollte. Diese Leuchtmittel sollten nie mit bloßen Fingern angefasst werden, da das Fingerfett im Glas einbrennt und die Leuchtmittel beschädigt.

Vorsicht

In Baustrahlern sind Halogenlampen verbaut, die sehr heiß werden. Diese Hitze genügt, um Dinge in Brand zu setzen. Beachtet daher unbedingt die folgenden Dinge, wenn Ihr Baustrahler im Heimstudio einsetzt:

  • Fasst den heißen Strahler niemals direkt an.
  • Entfernt nie das Schutzglas und das Sicherheitsgitter.
  • Haltet den Abstand zwischen Strahler und angeleuchteten Objekten oder Personen so groß wie möglich.
  • Sorgt für einen festen Stand und eine stolperfreie Kabelführung.
  • Lasst keine Kinder mit dieser Lichtquelle spielen.
  • Sorgt für eine ausreichende Belüftung des Raumes.
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Einfache Metallklemmen zur Befestigung von hitzefesten Folien oder Backpapier als Softboxersatz

Stativ-Baustrahler können bereits viele gewünschte Lichtsituationen abdecken, weil ihre Höhe und Position gut einzustellen ist. Das oft zu direkte und harte Licht, könnt Ihr mit einfachem Backpapier weicher machen. Ihr könnt das Backpapier einfach um die Lampe stülpen und mit Metallklammern befestigen. Diese Metallklammern erhaltet Ihr in jedem Baumarkt für wenige Cent. Wäscheklammern aus Kunststoff sind wegen der Hitzeentwicklung der Strahler ungeeignet.

 

Beachtet dabei aber, das Gehäuse des Baustrahlers nicht abzudecken, da sonst die Stauwärme das Gerät überhitzt. Eine Lichtfärbung durch das Backpapier (es gibt weißes und braunes) kann durch den Weißabgleich wieder entfernt werden.

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Solche Scheinwerferfolien bekommt Ihr im Internet oder bei einem TV- oder Filmdreh, wenn Ihr den Beleuchter höflich fragt. So hab ich meine erste Ausstattung zusammen bekommen.

 

Hitzebeständige Scheinwerferfolien aus dem Sortiment der Bühnentechnik sind aber dennoch viel besser geeignet, da sie nicht so viel Licht absorbieren und Ihr unter vielen verschiedenen Farben wählen könnt. Damit habt Ihr Euer Licht farblich deutlich besser unter Kontrolle.

Insgesamt könnt Ihr bereits mit zwei Baustrahlern à 650 Watt und einer digitalen Empfindlichkeit nahe ISO 800 mit offener Blende hervorragende Belichtungszeiten erzielen. Diese genügen, um mäßig bewegte Objekte oder Personen zu fotografieren.

 

 

Vorschau auf Teil 3 – Lichtformer und Kleinigkeiten

Im Teil 3 des Artikels rund um das Heimstudio werden wir Euch günstige Lichtformer zeigen und Euch die kleinen aber wichtigen Helferlein vorstellen, die auch in einem Profistudio nicht fehlen dürfen. Den dritten Teil unserer Serie zum Heimstudio findet Ihr hier.

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So ein Koffer mit den wichtigen Dingen rund ums Studiofoto solltet Ihr immer parat liegen haben.

3 Kommentare

  1. Schöne Übersicht!
    Aber… die Zeit der Baustellenstrahler mit Halogenstableuchten ist doch vorbei, oder?
    Ich habe vor Jahren selbst damit begonnen und wirklich gute Erste Ergebnisse erzielt (Backpapier als Diffusor :-)). Für kleines Geld bekommt man ja Baustellenstrahler mit LEDs bei gleicher Lichtausbeute. Dennoch: guter Start-Tipp für wenig Geld und Üben bei der Lichtsetzung.

    1. Hallo Manfred,
      Danke für Deinen Kommentar. Du hast Recht – die Zeiten der Baustrahler sind vorbei. Aber: Für jemanden, der sich das erste Mal mit dem Thema beschäftigt, um herauszufinden, ob es etwas für ihn ist, der kann damit auf Technik zurückgreifen, die er vielleicht bereits besitzt. So muss er nichts neues Anschaffen, um dann im schlimmsten Fall festzustellen, dass die Investition umsonst war. Und ja, für das Üben der Lichtsetzung ist Dauerlicht am Anfang perfekt, dass Du sofort siehst, was sich am Modell in Punkt Licht und Schatten ändert.
      Liebe Grüße!
      Lars

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