Grundbegriffe in der Fotografie: Portraitfotografie im Fotostudio

POTRAITFOTOGRAFIE IM STUDIO
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In vielen Fällen sind Fotografen – etwas überspitzt ausgedrückt – Sklaven des Lichts. Reisefotografen können ein Lied davon singen, wenn sie Tage im Hotelzimmer verbringen müssen, weil es wie aus Kübeln schüttet und sich die erhofften Lichtstimmungen nicht einstellen wollen.
Anders bei der Portraitfotografie im Fotostudio: Dort ist der Akteur vor Wetterkapriolen geschützt und hat die volle Kontrolle über das Licht, was einerseits viele Vorteile bietet, andererseits aber eine Herausforderung darstellt. Denn das Angebot an Blitzgeräten, Dauerlichtleuchten, Lichtformern und Studiozubehör ist reichhaltig. Der Umgang damit erfordert ein gewisses Maß an Lernbereitschaft, und Glückstreffer wie bei der Available-Light-Fotografie sind selten.

In diesem Beitrag zeigen wir Dir, was an Ausstattung nötig bzw. sinnvoll ist, um beim Portraitieren im Fotostudio gute Ergebnisse zu erzielen. Schwerpunkt ist die Beleuchtung mit Studiokompaktblitzgeräten.

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Studioportraits: Kreativität mit Ansage

Studioporträts
JP WALLET / Shutterstock.com

Portraitfotografie im Studio ist das Gegenteil von Schnappschussfotografie. Bevor man der Kreativität freien Lauf lassen kann, sind gute Planung und Organisation gefragt. Die Models müssen termingerecht vor Ort, passend angezogen und geschminkt sein. Der Fotograf sollte seine technischen Mittel in Schuss haben, blind beherrschen und zielführend einsetzen – sonst langweilt und verunsichert er sein Model. Bitte vermeiden: die hektische Suche nach einer leeren Speicherkarte oder einer neuen Batterie für den Funkauslöser, während das Model eigentlich startbereit ist und immer ungeduldiger wird. Wichtige Regel: Eine entspannte Stimmung im Studio ist der beste Garant für gelungene Bilder.

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Portraitfotografie: Haltung & Perspektive

Neben dem Licht sind Kameraposition und Perspektive die entscheidenden Gestaltungsmomente bei Studioporträts. Steht zum Beispiel nur ein normaler Raum als improvisiertes Studio zur Verfügung, sind Ganzkörper-Aufnahmen schon aus Platzgründen schwer möglich; stattdessen muss man sich auf Ausschnitte zwischen Hüft- und Kopfbild beschränken. Wie die Kameraposition die Wirkung eines Portraits beeinflusst, zeigen die drei Vergleichsaufnahmen

Portraitfotografie: Blitzgeräte & Studioleuchten

Die Ideallösung für Studioporträts sind Studiokompaktblitzgeräte. Zu deren wichtigsten Vorteilen gehören eine (möglichst stufenlose) Leistungsregelung und ein Einstelllicht, das sich auch proportional zur Blitzintensität einstellen lässt. So kann man die Wirkung des Blitzlichts bereits vor der Aufnahme beurteilen.

Praktisch: Die Modelle der Prolite-Serie von Multiblitz (Bild 1/2) sind mit Funkempfänger zur drahtlosen Blitzauslösung ausgestattet. Für Close-ups von Gesichtern eignen sich auch kleinere Modelle wie Multiblitz Compact Plus MkII oder D-Lite RX One von Elinchrom, letzterer ebenfalls mit eingebautem Funkempfänger (Bild 3/4). Sparen kann man häufig, wenn man ein Blitzgeräte-Set mit Schirmen und/oder Softboxen kauft (Bild 5: Helios P-Serie).

Licht setzen bei der Portraitfotografie

Licht als Motiv – 3
(Erstellt mit lightingdiagrams)

Perfektes Ausleuchten lernt man nicht an einem Tag. Ein guter Weg ist es, mit wenigen Lichtquellen anzufangen und sich schrittweise komplexere Beleuchtungstechniken zu erarbeiten. Zunächst genügt häufig eine Leuchtquelle, zum Beispiel ein Studioblitz mit Softbox, in Kombination mit einem Aufheller.

Für die hier abgebildete Aufnahme verwendete Philip Reichwein nur einen Blitzkopf (Profoto Acute B2 AirS) mit einem Beautydish als Lichtquelle von rechts auf Schulterhöhe (Model: Alex Korell). Philip Reichwein ist Studiofotograf in Landshut und hat den überwiegenden Teil der Fotos für diesen Beitrag produziert – hier mit Canon EOS 5D III und 50-mm-Objektiv bei Blende 1,4.

Lichtaufbau in der Portraitfotografie

Licht setzen mit System:

Hauptlicht & Aufheller

Einzige Lichtquelle bei den folgenden Aufnahmen war eine Softbox (120 x 90 cm) vor dem Blitzkopf.

 

Striplight von zwei Seiten

Als Striplite bezeichnet man eine Softbox, bei der die Lichtaustrittsfläche auf einen schmalen Streifen begrenzt ist; die Richtwirkung der Lichtquelle lässt sich durch einen Wabenvorsatz (siehe Bild 2) verstärken. Für dieses maskuline Portrait wurden zwei Striplights jeweils links und rechts hinter dem Model (Patrick Aveiro) eingesetzt, schräg angeordnet in Richtung der Schultern. Von vorne leuchtet ein Beautydish (55 cm) ohne Wabe.

Lichtformer

Studioblitzgeräte lassen sich mit Lichtformern kombinieren, hier die wichtigsten:

Variationen zum Thema Studioportrait

Variationen
Foto: Philip Reichwein

Dieses intensive Frauenporträt fotografierte Philip Reichwein mit einer Canon EOS 5D Mk III und Normalobjektiv (1,4/50 mm). Als Beleuchtung diente ein Blitzkopf mit Standardreflektor und Wabe (Profoto) von schräg oben auf den Hintergrund gerichtet: so ergibt sich ein leichter Helligkeitsverlauf. Das Hauptlicht, ein Blitzkopf mit Parabolschirm von Broncolor (Para 88) stand etwa im 45-Grad-Winkel rechts vom Model, auf der linken Seite ein Striplight zur Aufhellung. Der Hintergrund wurde passend zur Hautfarbe des Models (Jennifer Asemota) gewählt, was zu einer harmonischen Gesamtabstimmung führt. Der nachdenkliche Blick wird durch den freien Raum rechts vom Gesicht unterstrichen.

Licht als Motiv

Bei diesem Portrait handelt es sich um einen der seltenen Fälle, wo die Lichtquelle selbst zum Bestandteil des Motivs wird. Hinter dem Model befindet sich ein Beautydish als Backlight, das Haare und Haut leicht überstrahlen lässt und ihnen damit eine besondere Textur verleiht. Schräg von oben, aus Kameraposition, beleuchtet ein Blitz mit Softbox 60 x 80 cm das Model von vorne. Das rechte Bild ist eine Closeup- Variante mit identischer Beleuchtung.

Licht als Motiv – 3
(Erstellt mit lightingdiagrams)

Low Key & High Key

„Low Key“ bezeichnet einen fotografischen Stil, bei dem dunkle Tonwerte vorherrschen. Dies erreicht man zum einen durch entsprechende Beleuchtung – hier ein Beautydish von der Seite auf Schulterhöhe – und knappe Belichtung.

Low Key
Foto: Philip Reichwein
Low Key Aufbau
(Erstellt mit lightingdiagrams)

Das Gegenteil ist „High Key“. Wichtig dafür ist eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung, hier mit einem Beautydish 55 cm aus Kameraposition und einer Softbox 120 x 90 cm als Hintergrund. Mittels Bildbearbeitung wurden Helligkeit und Kontrast optimiert.

High Key
Foto: Philip Reichwein
High Key Aufbau
(Erstellt mit lightingdiagrams)

Farbiger Hintergrund

Neben dem in vielen Studios verbreiteten Abrollkarton gibt es auch Falthintergrund, etwa von Helios. Flexibler bezüglich der Farbgebung ist man allerdings, wenn man einen weißen Hintergrund farbig beleuchtet, hier mittels Studioleuchte und Wabenfilter. Wichtig dabei ist, dass man auf eine gute Lichttrennung zum Vordergrund achtet, damit es nicht zu unerwünschten Lichtmischungen kommt.

Funkauslöser

Drahtlose Blitzauslösung vermeidet Stolperfallen durch herumliegende Kabel und ist einfach praktisch.

Dauerlicht

Dauerlicht kann eine preisgünstige Alternative zu Studio-Kompaktblitzgeräten sein. Modelle mit Energiesparlampen sind relativ preisgünstig und einfach im Handling.

Helios BigLamp 504 Wide
Beispiel: Helios BigLamp 504 Wide.
Fotos: Hersteller
Studioleuchten mit LEDs
Relativ neu im Markt sind Studioleuchten mit LEDs wie die Helios LED Extreme, wahlweise mit 100/200 Watt; entspricht konventionellen Studioscheinwerfern mit 1000/2000 Watt, entwickelt aber viel weniger Hitze.

Hintergrund

Die einfachste Möglichkeit, einen Portraithintergrund zu schaffen, sind zwei Leuchtenstative mit Querstange (erstes Bild), etwa von Helios (erhältlich beim Brenner Foto Versand).
Alternative: ein Falthintergrund (zweites Bild), ebenfalls im Sortiment von Helios. Zum Beleuchten des Hintergrunds sind Lichtklappen oder Wabenlter sinnvoll, damit die Trennung zwischen Haupt- und Hintergrundbeleuchtung funktioniert.

Hintergrund
Ein möglicher Hintergrund: ein Vorhang
Falthintergrund
Das Model sitzt vor einem Falthintergrund

Fazit

Im letzten Artikel der Einsteigerserie haben wir Dir einen ersten Überblick über die Portraitfotografie gegeben. Möchtest Du weiter in das Thema einsteigen, empfehlen wir Dir diese Artikel:

Lesetipp: Online-Fotokurs „Portraitfotografie: Einstieg“

Fotokurs der fotoschule Premium

Lerne im Online-Fotokurs „Portraitfotografie: Einstieg“ die grundlegenden Begriffe rund um das Thema Portraitfotografie. Du lernst in diesem Fotokurs ebenfalls die technischen Voraussetzungen sowie die Bildaufteilung.

 

7 Kommentare

  1. Dauerlicht hat den großen Vorteil, dass die Pupillen des Models sehr weit geschlossen sind und die Augenfarbe besonders gut hervorgehoben wird.

  2. Mir fehlen noch Informationen zu Einstellungen der Blitzgeräte. Wenn ich z. B. funkgesteuert aus zwei Positionen blitzen will, wie muss ich dann die Blitze einstellen? Gibt es Formeln zur Berechnung der Leistung des einzelnen Blitzes?

  3. hallo, bin kein profi- fotograph !
    meine besten aufnahmen sind mir mir ganz gewöhnlicher beleuchtung gelungen ( oki ich bin ein Dino, wehre mich auch gegen die hightech… )
    habe viel gelernt als ich beleuchtungstechnik in einem theater miterlebt habe, gut da geht es nicht um standbilder, aber lichtstimmungen. ich meine die bekommt man am besten hin, mit dauerbeleuchtung und „try out “ .
    z.B. eine „stink“normale leuchtstofflampe bestückt mit blacklightröhre hinter der person deponiert, sollte ein frischgewaschenes weisses shirt tagen …
    von kameraposition entweder mit blitz indirekt aufgehellt oder einfach nur nen abgeschirmten baustrahler von der seite…
    einfach mal ausprobieren! das ist meiner meinung nach wichtiger, als sich auf die hightech zu verlassen .
    wir sind fotografen/innen , kreativität sollte meiner meinung nach im vordergrund stehen … liebe grüsse mathias

  4. Wunderbar auf den Punkt gebracht. Genau so habe ich auch mit der Porträtfotografie in meinem kleinen Heimstudio begonnen.
    Und üben, üben, üben… Es lohnt sich mit o.g. Mitteln zu experimentieren.
    (hat am Anfang sogar mit Baustellenstrahlern geklappt ;-)

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