
In dieser Artikelserie betrachten wir Gestaltungsprinzipien und den formalen Bildaufbau. Aus welchen Elementen und Sichtweisen besteht eine Komposition?
Maximilian Weinzierl geht weniger der Frage nach, wie ein Bild technisch gelingt, sondern erklärt vielmehr wie und warum es – jenseits von richtig belichtet und scharf – den Betrachter länger als ein paar Sekunden in den Bann zieht. Kurz: Wie wird ein Foto zum Hingucker?
Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 07/08-2018.
Standpunkt und Brennweite
Manchen Bildern fehlt einfach das gewisse Etwas. Komponiere ein Foto spannender, indem Du das Motiv durch Änderung der Brennweite optimal ins Bild einpasst, sofern Du Dich nicht annähern oder entfernen willst oder kannst. Die Variation der Brennweite bedingt aber nicht gleichzeitig die Änderung der Perspektive, dazu musst Du schon den Standpunkt wechseln.
Über die Objektivbrennweite genügt es zunächst zu wissen, dass eine große Brennweite (Tele) einen engeren Ausschnitt formatfüllend zulässt als eine kurze (Weitwinkel), die vom gleichen Standpunkt aus mehr von der Umgebung aufs Bild bringt.
Zoomobjektive vereinen gleich mehrere Brennweiten in sich und sind deshalb zur exakten Festlegung des Ausschnitts ideal. Der bequeme Fotograf nutzt ein Zoomobjektiv gerne, um sich nicht zum Motiv hin oder davon weg bewegen zu müssen, verschenkt damit aber meist die Chance zur Gestaltung durch die Perspektivwahl.
Extremweitwinkel: alles drauf

Foto: Maximilian Weinzierl
Das Fisheye ist eine spezielle Brennweite, die ein eigenes Handling voraussetzt, aber mit dem passenden Motiv immer ein Hinguckerbild produziert.
Supertele: bis ins Detail

Foto: Maximilian Weinzierl
Da sich der Fotograf verständlicherweise nicht beliebig annähern kann, ist für solche Aufnahmen ein leistungsstarkes Tele-Objektiv erforderlich, das weit entfernte Motive formatfüllend abbilden kann. Man erkennt auf diesem Bild sogar die Fliegen, die am Auge Flüssigkeit aufsaugen.
Es ändert sich nur der Ausschnitt, nicht die Perspektive
Foto: Maximilian Weinzierl
Foto: Maximilian Weinzierl
Bild A wurde mit 80 mm, Bild B mit 400 mm aufgenommen. Bild A wurde dann vergrößert, bis der Ausschnitt der Abbildungsgröße bei 400 mm entsprach (= C).
Ergebnis: Die Perspektive ändert sich bei einer Brennweitenänderung nicht.
Vordergrundbetont

Foto: Maximilian Weinzierl
Allzuoft bleibt bei Weitwinkelansichten das untere Bilddrittel nichtssagend. In diesem Bild rückt die Änderung des Kamerastandpunkts (die Kamera liegt auf dem Boden) das Chamäleon prominent in den Vordergrund.
Losgelöst vom Hintergrund

Foto: Maximilian Weinzierl
Der Grad der Unschärfe ist dabei von der gewählten Blende und vom Abstand Kamera – Motiv – Hintergrund abhängig.
Smartphone-Optik

Mit dem Smartphone ergeben sich deshalb typische Weitwinkelbilder mit diesem Immer-alles-drauf- und Immer-alles-scharf-Charakter.
Spezial-Weitwinkelbrennweite

Foto: Maximilian Weinzierl
Das ist meist bei Gesamt-Gebäudeaufnahmen der Fall, und zwar dann, wenn der Fotograf einen Standpunkt einnimmt, der sich nicht auf halber Höhe des Gebäudes befindet. Abhilfe schafft hier ein Perspective Control Objektiv (PC-Objektiv). Das ist ein Weitwinkelobjektiv, das aufgrund seines größeren Bildkreises parallel zur Sensorebene verschoben werden kann.
Fazit
In diesem Artikel hast Du erfahren, inwiefern die Brennweite und der Standpunkt das Foto beeinflusst. Im nächsten Artikel dieser Serie geht es um Schärfe und Unschärfe. Dieser Artikel erscheint am 09.10.2018.
Autor: Maximilian Weinzierl
Gebe Erich Wellenhofer völlig recht, besonders in seinem letzten Satz. Es kommt nicht auf das teuerste Equipment an. Im Zoo Salzburg, den ich 165 Mal besuchte, traf ich Fotografen mit 400mm Fixbrennweite-Objektiv. Wie enttäuscht waren sie, als sie die Tiere aus nächster Nähe sahen und nicht auslösen konnten. Ein gutes Zoomobjektiv halte ich für optimal.
Hallo ich denke für den Grundaufbau ein Recht guter Artikel auch als Hobbyfotograf braucht man verschiedene Objektive um vielen Motiven gerecht zu werden!
Standpunkte und Brennweiten
Dazu ist zusagen, dass es nicht nur auf das Objektiv ankommt welches verwendet wird. Wichtig ist, was man mit einem Foto zeigen will. Da kommt es auf das künstlerischer Eigenvermögen an und nicht auf das Equipment. Der Bildautor soll wissen, worauf es ankommt um ein gutes Bild zu machen. Sicherlich kann man sich von Profis beratenlassen, doch oft ist die eigene Idee und das Empfinden wie man ein Bild gestalten möcht ausschlaggebend. Nicht jeder Fotoamatuer hat das nötige Geld um Reisen in die Welt zu machen um tolle Bilder anzufertigen. Es ist vielmehr der richtige Moment auf den es ankommt und das kann auch in unmittelbarer Umgebung sein. Kleinigkeiten – oft ganz im Nahbereich – sind, wenn man es vom richtigen Standpunkt betrachtet, geeignet ein Superfoto zu machen. Die Bilder von Maximilian Weinzierl sind ausgezeichnet jedoch beachte man mit welchem Equipment sie entstanden sind. Kann sich jeder Hobbyfotograf diese Ausrüstung anschaffen und leisten?
Erich Wellenhofer
Danke für deine Anmerkung, Erich. Du erinnerst daran, worauf es hauptsächlich ankommt.
Ute Weinberg
Ich bin der Meinung, dass stürzende Linien nicht immer beseitigt werden müssen, denn sie zeigen, wie hoch ein Gebäude ist. Hat man keine stürzenden Linien, wirkt das Gebäude oft zu architektonisch gezeichnet und damit manchmal langweilig. Will man dennoch keine stürzenden Linien, kann man diese einfach nachträglich mit kostenlos erhältlicher Software beseitigen statt ein teures Objektiv zu kaufen.
Schön bebilderte Darstellung, gefällt mir sehr gut.