In dieser Artikelserie betrachten wir Gestaltungsprinzipien und den formalen Bildaufbau. Aus welchen Elementen und Sichtweisen besteht eine Komposition?
Maximilian Weinzierl geht weniger der Frage nach, wie ein Bild technisch gelingt, sondern erklärt vielmehr wie und warum es – jenseits von richtig belichtet und scharf – den Betrachter länger als ein paar Sekunden in den Bann zieht. Kurz: Wie wird ein Foto zum Hingucker? Heute geht es dabei um Schärfe und Unschärfe.
Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 09-2018.
Blendenvariation
Manchen Bildern fehlt einfach das gewisse Etwas. Komponiere ein Foto spannender, indem Du mit der Schärfe bzw. Unschärfe experimentierst. Das Öffnen bzw. Schließen der Blende hat Auswirkungen auf den Schärfebereich, der sich im Objektraum erstreckt.
Eine große Blendenöffnung (= kleiner Blendenwert zum Beispiel 4) liefert eine geringere Schärfedimension als eine kleine Blendenöffnung (= großer Blendenwert zum Beispiel 16). Ausgehend vom scharf gestellten Punkt breitet sich die Schärfe mit dem Abblenden nach vorne und nach hinten aus.
Die Ausdehnung ist von der Brennweite des Objektivs abhängig (Teleobjektive liefern eine geringere Schärfentiefe als Weitwinkelobjektive) und von der Entfernung des Gegenstands. Die sich im Bild erstreckende Schärfentiefe bei einer bestimmten Entfernungseinstellung und Blendenöffnung lässt sich für jedes Objektiv genau berechnen (Tabellen).
Mehr Informationen dazu findest Du in unserer Einsteigerserie.
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Foto: Maximilian Weinzierl
Alles nur scharf

Foto: Maximilian Weinzierl
Echte und künstliche Schärfe

Foto: Maximilian Weinzierl
Mit der Spiegelreflexkamera, einem mittleren Tele und Offenblende gelingt es, den Sonnenhut in obigem Bild vollkommen gegen einen absolut unscharfen Hintergrund freizustellen.

Foto: Maximilian Weinzierl
Wird das gleiche Motiv mit dem Smartphone fotografiert (das eine feste hoch geöffnete Blende besitzt), wird wegen des Weitwinkeleffekts der Hintergrund immer mehr oder weniger scharf abgebildet (siehe oben)

Foto: Maximilian Weinzierl
Eine Möglichkeit, trotzdem Unschärfe in den Hintergrund zu bringen, bietet hier ein Zusatzfeature der Smartphone-Kamera.
Im Aufnahmemodus „Blende“ und mit dem Einstellwert 0,95 wird Unschärfe nicht durch Blendenöffnung, sondern künstlich durch einen Verrechnungsprozess hinzugefügt. Bei diesem Motiv ist die künstliche Unschärfe erstaunlich realistisch gelungen.
Einfach ausblenden
Manchmal ist weniger Schärfentiefe besser.
Foto: Maximilian Weinzierl
Nikon D810 | 200 mm | ISO 500 | f/2,8 | 1/4000 s
Foto: Maximilian Weinzierl
Nikon D810 | 200 mm | ISO 500 | f/14 | 1/200 s
Unendlich scharf durch Stacking

Foto: Maximilian Weinzierl
Eine Nahaufnahme mit großer Blendenöffnung. Wie kommt dann diese allumfassende Schärfe zustande? Das gelingt durch Stacking – eine Aufnahmemethode, bei der viele Aufnahmen vom gleichen Standpunkt aus angefertigt werden (Stativ). Bei jeder Aufnahme wird der Schärfepunkt um einen bestimmten Wert verlagert, solange bis der gesamte Bildraum durchfahren ist.
Diese „Aufnahme mit Fokusverlagerung“ wird hier bei der Nikon D850 automatisch durch die Kamera gesteuert. Die scharfen Regionen aus jedem Einzelbild werden dann in einem speziellen Programm zu einem gesamtscharfen Foto verrechnet. Damit ist es möglich, selbst mit großer Blendenöffnung eine quasi unendliche Schärfentiefe zu erzeugen
Fazit
In diesem Beitrag habe ich Dir gezeigt, wie Du Schärfe und Unschärfe nutzen kannst, um Dein Bild „spannender“ zu gestalten. Weitere Hinweise findest Du auch in unserer Einsteigerserie:
Autor: Maximilian Weinzierl
Hallo, mir ist beim Stacking nicht klar, warum man in diesem Beispiel mit großer Blendenöffnung überhaupt fotografieren sollte? Ich kann dann doch gleich mit einer kleinen Blende und längerer Belichtungszeit herangehen.
Schöner Artikel hat mir gut gefallen .
Ganz toll geschrieben.
Super Artikel, danke dir!
Interessanter Bericht. Darf man erfahren was für ein Spezielles Programm dafür benötigt wird? „Die scharfen Regionen aus jedem Einzelbild werden dann in einem speziellen Programm zu einem gesamtscharfen Foto verrechnet“.
Das geht mit der Stackingfunktion von Photoshop ;)
Ein sehr guter Artikel zum nachmachen empfohlen!
Ist Stacking prinzipiell mit jedem Kameramodel/Marke möglich, da hier der Automatismus der Nikon betont wird? Und was ist dabei ‚…mit einem speziellen Programm…‘ gemeint?
Danke vorab.
VG Manfred
Schöner Einstiegsartikel. Kann es aber sein, dass bei den beiden Hühnerportraits die Blendenöffnungen vertauscht wurden?
Ich habe es angepasst, danke für den Hinweis :-)
Kann es sein, dass beim Hühnerbild, die Bildbeschreibungen vertauscht sind?
Ich habe es angepasst, danke für den Hinweis :-)