Auf Fototauchgang. Nicht jeder Fotograf ist gleichzeitig ein guter Taucher, aber ein perfekter Taucher kann zum hervorragenden Unterwasserfotografen werden. Voraussetzung für eine beeindruckende Unterwasserfotografie ist nicht nur die Spezial-Fotoausrüstung, sondern auch ein Fotograf, der gut tauchen, sprich sich tarieren und damit sicher in der Schwebe halten kann. Bilder mit atemberaubenden Einsichten in die wundersame Welt am Korallenriff sind die Belohnung für diese körperliche Herausforderung.
Der Artikel stammt aus der ColorFoto 04/2020.
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Mehr Infos zu den FotokursenFür die gewohnte Kamera ist ein UW-Gehäuse wichtig, bei dem die Einstellmöglichkeiten der Kamera von außen zugänglich sind. Zudem der passende Tubus für das Objektiv (Makro oder Weitwinkel), ein perfekt tarierender Taucher als Fotograf, ein verständnisvoller Tauch-Buddy und viel künstliches Licht. Das sind die Voraussetzungen für die erfolgreiche Fotografie unter Wasser. Und nicht zuletzt ein interessantes Tauchgebiet mit farbenprächtigen Riffbewohnern. Zudem sind auch ein paar Kenntnisse über die Eigenheiten und Verhaltensweisen der Motive nützlich. Wichtigstes Gebot am Riff: Nichts anfassen!
Künstliches Riff

Foto: Maximilian Weinzierl
Der Fledermausfisch hält sich gerne in Riffnähe auf. Hier steht ein Prachtexemplar vor einem Eisenkonstrukt, das wegen seiner geometrischen Form wie ein Fremdkörper in dieser Umgebung im Indischen Ozean wirkt. Das Gebilde wurde eingebracht, um ein neues Riff entstehen zu lassen. Mannigfaltige Lebewesen haben es bereits als Siedlungsfläche in Besitz genommen und in hundert Jahren wird seine ursprüngliche Form nicht mehr erkennbar sein.
Lebensgemeinschaft

Foto: Maximilian Weinzierl
Das komplexe maritime Ökosystem Korallenriff besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Lebewesen, die in Symbiose zusammenleben. Die Nahaufnahme zeigt den Mund einer Riesenmuschel (Tridacna), die sich tief ins Riff eingenistet hat, umgeben von Korallen, Algen, Schwämmen, Federsternen und vielem mehr. Das seitlich angeordnete tiefe Streiflicht hebt den Muschelmund sehr schön gegen den Riffuntergrund ab.
Allerweltsmotiv unter Wasser

Foto: Maximilian Weinzierl
Mit dem Kinofilm „Findet Nemo“ hat der Clownfisch, der in Symbiose mit einer Anemone lebt, weltweite Berühmtheit erlangt. Er ist vermutlich der meistfotografierte Riffbewohner überhaupt und deshalb gibt es von diesem prächtigen Anemonenfisch unendlich viele, perfekt ausgeleuchtete und perfekt scharfe Fotos. Ein Unterwasserfotograf kann mit diesem ausgeleierten Motiv nur noch aus der Masse hervorstechen, wenn er zum Beispiel eine besondere Lichtinszenierung am Riff realisiert. Hier gerichtetes seitliches Streiflicht von rechts oben, das vor allem das Fischpärchen trifft und es prominent vom Riffhintergrund abhebt.
Massendrang

Ein großer Schwarm von kleinen Riffbarschen (blau- grünes Schwalbenschwänzchen) steht überm Korallenriff. Normalerweise schwimmen die Fischchen quirrlig durcheinander. Nur wenn sie aufgeschreckt werden, formieren sie sich und schwimmen in die gleiche Richtung. Der Schwarm bewegt sich dann als geordnetes Ganzes und wie auf ein geheimes Zeichen ändert er ständig blitzschnell die Schwimmrichtung. Für den Unterwasserfotografen ist dann die Herausforderung, im exakten Moment kurz nach dem Richtungswechsel auszulösen und auch noch darauf zu achten, dass nicht allzu viele Fische das Blitzlicht direkt spiegeln, denn das führt zu ausgefressenen Lichtern.
Tiefe Einsichten

Foto: Maximilian Weinzierl
Makroaufnahme einer Anemone. Die nesselbesetzten Tentakeln sind ständig auf der Suche nach Nahrung, die sie dann zur Mundöffnung in der Mitte des Blumentiers befördern. Auch bei Makroaufnahmen am Riff kann eine ausgeklügelte Lichtinszenierung ein oft gesehenes Motiv zum Hingucker machen; bei diesem Motiv bleibt ja genug Zeit, das Tier bewegt sich kaum von der Stelle.
Farbwunde

Foto: Maximilian Weinzierl
Muster und Farben dienen bei Riff barschen der innerartlichen Kommunikation, aber auch der Tarnung in der Riffumgebung. Dieser prachtvolle Masken-Papageifisch legt gerade eine Schwimmpause auf dem Riffdach in nur 2 Meter Tiefe ein. Bei behutsamer Annäherung kann er in Ruhe porträtiert werden. Das Licht ist hier eine ausgewogene Mischung aus Tageslicht (Riffumgebung im Hintergrund) und Kunstlicht (leichter Aufhellblitz auf den Fisch).
Autor: Maximilian Weinzierl
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Sehr guter und kompakter Beitrag, der vor allem auf die Technik abzielt, mit ausgewogenem Mischlicht-Einsatz (Vordergrund Blitz/Lampe, Hintergrund natürliches Licht) interessante Aufnahmen zu erzielen.
Meiner Erfahrung nach lässt sich das – insbesondere für UW-Foto-Anfänger, taucherische Erfahrung vorausgesetzt – auch ohne exorbitante Investments in Spezial-Ausrüstung umsetzten. Zunächste also unter Wasser nicht unbedingt die DSLR oder System-Kamera einsetzen, mit der man auch gerne an Land fotografiert. Schon mit einer guten Kompakten im UW-Gehäuse (gebraucht für kleines Geld zu bekommen) ist das möglich. Einzige Voraussetzung ist, das sich beim Unterwassereinsatz Blende und Belichtungszeit unabhängig voneinander einstellen lassen. So lassen sich dann genau die im Artikel dargestellten Motive gestalten. Ist das dann frustfrei gelungen, kann man ja immer noch technisch aufrüsten.