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In dieser neuen Artikelserie werde ich Dir zeigen, wie Du einigen Deiner Fotos noch einen kleinen zusätzlichen „Kick“ geben kannst, der den Unterschied zwischen einem guten Foto und einem besonderen Foto ausmacht.
Es gibt sogar Fotos, die mit einer vernünftigen Ausrichtung und Entzerrung erst ein richtiger Hingucker werden.
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Welche Software Du für die Bildbearbeitung nutzt, ist dabei unerheblich. Eigentlich beherrschen inzwischen alle Programme die nötigen Funktionen, wenn auch mit unterschiedlichem Komfort.
Es geht um das Ausrichten und noch extremer um das Entzerren von Fotos – und gleichzeitig um den Verzicht auf eine solche Maßnahme, denn nicht jedes Foto braucht diese gravierenden Eingriffe.
Es geht nicht nur um das Drehen des Fotos, um zum Beispiel den Horizont auszurichten, sondern um die vollständige Entzerrung. Also die Möglichkeit ein Foto mehr oder minder zu biegen und zerren oder „Tilten“ / „Shiften“, wie es sonst nur mit teuren Objektiven, Balgenkameras oder früher mit Projektionen möglich war.
Ich erkläre Dir die Theorie anhand von vielen Beispielen und Denkansätzen und beschreibe Dir die Möglichkeiten dies in Deiner Foto-Praxis bereits beim Fotografieren zu bedenken.
Warum ausrichten?
Manchen Fotos fehlt bei der späteren Betrachtung der richtige „Wow“-Effekt. Obwohl Motiv, Technik und Umsetzung vielleicht gelungen sind, entsteht beim Betrachten nicht die gewünschte Wirkung. Häufig liegt der Grund dafür in einer nicht optimalen Kameraposition. Dabei ist eine leicht gekippte Kamera noch nicht mal das Schlimmste. Stürzende Linien, falsche Diagonale und eigenartige Fluchtpunkte müssen vom Betrachter erst im Gehirn aufwendig „dekodiert“ werden, um das gesehene Bild richtig zu verstehen.
Dieser Betrachtungsaufwand lenkt uns vom eigentlichen Motiv ab.
Hier ein Beispiel:
Das Foto wurde natürlich auch farblich überarbeitet, aber alleine das Entzerren und Ausrichten macht aus dem anfangs akzeptablen Erinnerungsfoto eine tolle Skylineaufnahme. Welche Schritte dafür notwendig sind, erkläre ich in den kommenden Artikeln, in denen es dann um die Praxis der Entzerrung und Ausrichtung geht.
Wie ich eingangs bereits erwähnt habe, muss nicht jedes Foto entzerrt und ausgerichtet werden. Manches Motiv lebt auch von einer inneren Spannung, die durch Verzerrungen, Diagonale oder perspektivische Fluchten daher kommt.
Auch hierzu möchte ich Dir ein Beispiel zeigen:

Was ist gerade und was nicht?
Wie immer beschäftigen wir uns erst einmal ein wenig mit der grauen, aber wichtigen Theorie. Wir sehen nicht gerade, unser Auge verzerrt sogar extrem. Nur dank unseres Gehirns richtet wir alles Gesehene „korrekt“ aus.
Unser Gehirn täuscht uns eine Art Isometrie vor. Isometrisch bedeutet, dass alle Längen und Winkel in der Betrachtung gleich bleiben.
Was sich logisch anhört, entspricht aber nicht unseren Sehgewohnheiten.
Der Würfel im linken Bild ist isometrisch dargestellt, sieht aber beim Betrachten völlig falsch aus. Der Würfel scheint sogar zu schweben.
Erst der rechte Würfel mit normalen perspektivischen Fluchtpunkten sieht für uns aus, wie wir einen Würfel beim Betrachten erwarten würden. Wir können seine Position und Größe im Raum einschätzen. Es ist also wichtig bestimmte Perspektiven zu halten und zu unterstützen.
Für Fluchtpunkte sorgen
Ein Foto nun zu verbiegen, wie den isometrischen Würfel in meinem Beispiel, führt daher nicht wirklich zum Ziel, sondern würde zu einer technischen Ansicht führen, die bei dem Betrachter mehr Fragen aufwirft, als Antworten gibt. Wir müssen also in einem Foto (von bestimmten Motiven) für Fluchtpunkte sorgen, damit der Betrachter und dessen Gehirn sich im Foto orientieren können.
Sinn für Gleichgewicht
Auch damit ist es nicht getan. Wir haben einen Sinn für Gleichgewicht. Dieser teilt uns ständig unsere Lage im Raum mit. Wir können unseren Kopf drehen und kippen, wie wir wollen. Unser Gehirn richtet unser Wahrnehmung immer aus. Sollte die einmal nicht der Fall sein, ist uns außerdem schwindelig und wir fallen um.
Auch hierzu ein Beispiel:
Der linke Pfosten kippt, obwohl die Perspektive und die Fluchten eigentlich gehalten werden. Der Grund findet sich in zu viel räumlichen Informationen in diesem einfachen Beispielbild.
Was passiert?
Das Hilfsgitter wird nicht vollständig in unserem Gehirn aufgelöst und kann so nicht schnell genug als Fluchtpunkthilfe genutzt werden, also nur bei oberflächlicher Betrachtung. Wenn Du genauer hinsiehst, kannst Du sehen, dass das ganze Bild gedreht ist. Im rechten Bild sind die Hilfslinien nicht so eng. Aber dennoch ist da irgendwas nicht richtig.
Irgendeine Kleinigkeit stört.
Es liegt an der Position des Pfostens. Er ist beinahe zentriert. Und das „beinahe“ stört uns.
Erst wenn ich in dem Beispiel den Pfosten komplett aus dem Zentrum schiebe, kann unser Gehirn wieder durchatmen. Wir erkennen die Postion des Objekts im Raum und stören uns kaum daran, dass der Pfosten im Grunde fast schon umkippt. Er steht immer noch flach und gerade auf dem Boden bzw. den Hilfslinien.
Das soll für einen ersten Einblick in das Thema genügen.
Wie geht es weiter?
Und darum geht es in den kommenden Artikeln: Wie kann ich bereits beim Fotografieren dafür Sorge tragen, dass ein späterer Betrachter den abgebildeten Raum auch folgerichtig wahrnimmt? Wie kann ich in einer Bildbearbeitung etwas nachhelfen?
Sehr interessant und hat mir sehr geholfen, danke
Das Thema ist auch für mich hochaktuell, doch ich muss immer wieder feststellen, dass ich eine andere Empfindung habe. Für mich ist z.B. der isometrische Würfel 100% okay und die starke stürzenden Linien in Chicago keine Dynamik, sondern Pfusch. Meine Augen haben es nicht so gesehen, niemals. So mag ich auf die Darstellung von angeblich fließendem Wasser nicht. So sehe ich das niemals. Mein Shutter sieht Einzelbilder pro Sekunde, nicht verschmierte Landschaften. Ich kann also vieles nicht nachvollziehen.
Wahrscheinlich bin ich zuviel Techniker und zu wenig Künstler.
Hallo, freue mich schon auf die Fortsetzung. Ich entzerre und richte seit Jahren mit Lightroom und PSE . Klappt nicht immer zufriedenstellend daher ist Hilfe immer gut. Entscheidend ist für mich, dass die Bilder im Auge des Betrachters stimmen. Wenn ein Gebäude “ etwas gewachsen “ ist , was tut es ?
Es muss harmonisch oder dynamisch sein und mir gefallen. Die Beispiele waren gut.
Danke
Sehr gut dargestellt und erklärt. Ich verwende das *schiften* schon länger und
bin immer wieder begeistert wie gut ein Bild nachher aussieht. Wie bereits
gesagt ist eine Verzerrung manchmal gewollt weil es eine gewisse Spannung
erzeugt.
Kein Kommentar, sondern eine Frage an H. Eßer zu dem Beispielbild im ersten Absatz. Nach der Bearbeitung (gerade richten etc.) ist der Gebäudeteil am linken Bildrand um etliche Meter „gewachsen“. Kann doch nicht stimmig sein!
Bitte um Info – danke.
Doch, kann es. Ich verändere durch das nachträgliche entzerren zwar nicht die reale Position des Fotografen aber ich verändere die „Brennweite“ – dies aber über zwei Achsen an vier Punkten (Wie bei einem schräg angeschauten gedruckten Foto. Das bedeutet, es rücken einige Bildteile (Modellgedanken) näher zum Betrachter und werden somit größer.
Aber es gibt die Möglichkeit die Ratio zwischen Breite und Höhe nachträglich zu ändern um einen zu starken Effekt etwas zu mildern. Darauf gehe ich den kommenden Artikelteilen noch näher ein.
Ist mir nicht ganz klar, aber mein Gehirn tickte schon immer anders ;-)
Ist viel zu theoretisch und grau, wärhen ad nicht Praxisfotos besser?
Kommen schon bald in den nächsten Teilen des Artikels. Aber nicht vergessen: Aller Anfang ist grau….. so wie die Theorie :-)
spannendes Thema. Das ganze muss erst noch in meinen Kopf verankert werden. Freue mich auf den neuen Artikel mit anschaulichen Bildern und Tipps wie man es richtig macht. Vielen Dank vorab.
LG Dagmar Sch.
Leider verstehe ich noch nicht ganz den Punkt mit der Zentrierung. Ich habe noch nicht ganz verstanden, was genau damit gemeint ist. Kann mir das bitte jemand nochmal genauer erklären?
Hallo Mara,
die Natur gibt uns gewisse „Regeln“ vor. Da wir ein Teil der Natur sind empfinden wir eine davon als sehr angenehm. Diese eine Regel heißt „Der goldene Schnitt“.
Nicht immer aber fast immer empfinden wir alles was sich im goldenen Schnitt befindet als nicht störend, ausgeglichen, stimmig. Lese Dir alles an was Du im Zusammenhang mit dem goldenem Schnitt bekommen kannst und Du wirst diesen Punkt verstehen. LG Lidija
Sehr schön erklärt und mit guten Fotobeispielen untermauert.
Da ich ein visueller „Lerntyp“ bin sind für mich Fotobeispiele sehr wichtig. Freue mich auf die Fortsetzung. Vielen Dank und liebe Grüße
Lidija Senkbeil
Sehr gutes Thema…bin sehr gespannt, wie es weitergeht und hoffe auf Tipps für die Handhabung in Lightroom
Ausgezeichnet! Prima und vielen Dank für die Mühe!
Sehr wichtiges Thema sehr gut dargestellt. Ich als Einsteiger interessiere mich u. a. für Architektur-Fotografie und möchte diese Fehler von vornherein vermeiden, ohne SW-technisch nachträglich nachbearbeiten zu müssen. Da freue ich mich schon auf die Fortsetzungen.
Danke, spannendes Thema und super Erklärungen dazu!