Fotos ausrichten – How-To: „Drehen und Ausrichten”

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Wie auch in den anderen Beiträgen dieser Artikelserie wird auch dieser Dir mit vielen Beispielen verdeutlichen, dass das richtige Ausrichten und Drehen eines Fotos manchmal Deinem Foto den letzten Schliff geben kann. Diesmal zeigen wir Dir nicht nur, warum Du es machen sollst, sondern auch, wie es gemacht wird.

Wir nutzen hierfür Adobe Camera RAW als Beispielprogramm. Die Erklärungen sind aber so verallgemeinert, dass Du diese Tipps auch in anderen Programmen, wie zum Beispiel dem kostenlosen Gimp, umsetzen kannst.

Leider können wir Dir schon aus Komplexitätsgründen nicht jedes Werkzeug eines jeden Programms erklären. Die Basisfunktionen wie Drehen und Beschneiden solltest Du aber problemlos lernen können. Denn diese Funktionen sind seit dem Anbeginn jeder Bildbearbeitung in jedem Programm enthalten und sind von der Bedienlogik einander sehr ähnlich und eigentlich intuitiv zu bedienen.

Auch YouTube mit seinen vielen Tutorials und die Foren der Hersteller helfen Dir sicher schnell bei diesen Basisfunktionen weiter, wenn Du im ersten Moment dann doch nicht klar kommen solltest. Im Zweifel kannst Du aber gern auch in den Kommentaren unter dem Artikel deine Frage stellen. Bisher hat jeder eine gute Antwort bekommen.

Wir zeigen Dir anhand von ACR (Adobe Camera Raw) den Ansatz für das Drehen ausführlich. Dies entspricht auch der Vorgehensweise in Lightroom, da es sich im Grunde bei ACR nur um einen ausgelagerten Programmteil handelt, den Du zum Beispiel auch in Photoshop findest.

Vertikal und horizontales Drehen

Ein Foto sollte entweder gerade zum Betrachter ausgerichtet sein oder eben wirklich sichtbar, als gewünschtes Gestaltungselement, gedreht. Ein zu leichtes Kippen sieht immer furchtbar aus, besonders wenn Personen im Foto zu finden sind. Unser Kopf verlangt förmlich nach einer vernünftigen Ausrichtung.

Das obere Beispiel zeigt bereits, dass auch kleinste Drehungen irgendwie störend wirken. Hier die richtige Horizontale oder Vertikale zu finden, ist schwer, denn es gibt keinen Horizont. Hier hilft es nur, das Drehen aus dem Bauch heraus vorzunehmen.

bildausschnitt-anpassen
Das Drehen eines Fotos geht aber auch immer mit einem kleinem Nachteil einher: Du musst den Bildausschnitt anpassen. Du verlierst dadurch Randpixel. Je größer die Drehung, um so mehr Rand geht nach dem Ausschneiden verloren.
beschnitt-raender
Hier hilft nur das „digitale Zoomen“, also der Beschnitt der Ränder. Oder Du musst Dir die Arbeit machen, die Ränder zu retuschieren. In diesem Beispiel wäre das einfach zu erledigen. Es gibt aber auch Motive, die nicht so einfach funktionieren.

Orientierung im Bild

Natürlich muss Du zum Drehen erst einmal wissen, wo sich im Foto die Vertikale oder Horizontale befindet. Die ist aber nicht allzu schwer herauszubekommen.

Wenn Du im Foto ein Gebäude siehst, egal ob es zentrales Motiv ist oder im Vorder- oder Hintergrund, kannst Du Dich sehr gut an dessen Außenkanten orientieren. Bis auf wirklich seltene exotische Ausnahmen sind Häuser gerade oder enthalten zumindest ausreichend waagerechte oder senkrechte Elemente, die zur Orientierung dienen können.

Wasserwaage-ACR
In dem hier gezeigten Beispiel nutze ich die Wasserwaage von ACR und ziehe eine Linie an dem Haus im Hintergrund entlang. Zum Glück musst Du nicht vorher „Horizontal“ oder „Vertikal“ wählen, das übernimmt das Programm automatisch. In diesem Fall nutze ich die Vertikale der mittleren Hauskante im Hintergrund.
Beschneidungsrahmen-ACR
Das Programm zieht danach automatisch den nötigen Beschneidungsrahmen auf und Du bestätigst die Wahl mit Return, das Bild wird dann beschnitten und gedreht angezeigt.

Zentrale Achsen

Oft findest Du zentrale Achsen in der Fotografie. Du wirst sie leicht erkennen und dann in logischer Weise zu drehen.

Zentrale-Achsen-Vertikale
Dieses Bild hat eine zentrale Achse für die Vertikale. Leicht zu erkennen an der mittigen Hausecke. Aber wo finde ich die horizontale Achse?
horizontale-ausrichtung
Bei einer solchen Aufnahme, in der man keinerlei Linie der Horizontalen findet, sollte die horizontale Ausrichtung der Höhe der Kamera entsprechen und von dort, wenn auch geschätzt, dem Augenmaß entsprechend angewendet werden. Ich habe die grüne Linie als meine Horizontale gewählt.

Dennoch kippen die außen liegenden Gebäude natürlich noch sehr extrem ins Bild. Es ist aber im ersten Schritt schon einmal gerade für den Betrachter. Die Entzerrung der stürzenden Linien ist in diesem Bild schon grenzwertig. Ich reiße das Thema in diesem Artikel daher nur kurz an.

Über die volle Entzerrung in alle Richtungen folgt noch ein großer Artikel.

entzerren-nicht-authentisch
Allerdings wirkt das Bild nach dem Entzerren durch das Kippen des Fotos von unten nach hinten nicht mehr sehr authentisch.

Aber auch dieses Bild kann genutzt und entzerrt werden. Es ist dann aber ein enger Beschnitt zu wählen und man muss das Bild ein wenig stauchen in der Horizontalen (Aspekt-Ratio).

kontrast-farbe-klarheit-anpassen
Jetzt noch ein wenig Kontrast, Farbe und die Klarheit anpassen und schon ist das schlechte Foto ein „gutes“ Bild geworden.

Natürliche Hilfe

Zum Glück gibt es auch Fotos, die natürliche Objekte zeigen, die immer gerade sind, wie zum Beispiel Fotos mit einem Meer im Hintergrund. Hier ist die Orientierung einfach.

Auslaufendes Meer
Hier siehst Du das klassische „auslaufende“ Meer. Das Foto ist nur leicht gekippt. Aber es reicht, um es komisch wirken zu lassen. Denn wir wissen alle: Das Meer ist gerade.
Wasserwaage-Meeresspiegel
Ich habe auch hier die Wasserwaagen-Funktion von ACR genutzt. Die Linie habe ich einfach am Meeresspiegel entlang gezogen und schon setzt ACR den maximalen Beschnittrahmen.
Return-Meeresspiegel
Mit Return wird bestätigt und das Foto ist in der Horizontalen ausgerichtet.
Meeresspiegel-fertig
Das Foto wirkt direkt angenehmer.

Was ist gerade?

Nun, nicht alle Bilder haben eine leicht erkennbare mittlere zentrale Achse oder das Meer als natürliche Wasserwaage. So sind gerade seitliche Blickwinkel auf flache Flächen schwierig einzuschätzen, selbst wenn es zwar viele vermeintliche Geraden gibt, aber die Bildmitte nicht direkt erkennbar ist.

Auch hierzu Beispiele:

trump-gerade
Bei diesem Foto ist es unglaublich schwer zu erkennen, ob es gerade zum Horizont ausgerichtet ist oder nicht. Hier helfen gedachte oder gemalte Hilfslinien.
trump-hilfslinien
Du verlängerst (gedanklich) die vertikale Flucht und ziehst dann wiederum eine gemalte oder gedachte Linie vom Schnittpunkt nach unten. Dies ist die perspektivische und optische Mitte. Diese Linie sollte gerade sein.

Im nächsten Beispiel hast Du überhaupt keine Möglichkeit das Bild vernünftig zu drehen, denn fast alle Drehungen machen Sinn.

Ich vertraue da meinem Gefühl und der Tatsache, dass ich die Kamera sicher gerade gehalten habe.

Flugzeug-Beispiel
Auch das extreme Drehen dieses Flugzeuges ist im Resultat logisch und nachzuvollziehen.
extreme-drehung-beispiel
Ich habe eine extreme Drehung gewählt. Natürlich geht jetzt viel Foto verloren, was in diesem Fall aber keine Rolle spielt.
flugzeug-fertig
Das Flugzeug scheint nun zu starten. Es ist vollkommen natürlich, so ein Foto zu machen. Ergo kann ich das Foto so drehen, wie ich es möchte.

Natürlich muss nicht immer alles gedreht, ausgerichtet oder entzerrt werden. Manchmal spielt man sogar in der Fotografie mit sich nicht erklärbaren Horizontalen und Vertikalen.

Bnicht-gedreht-gekippt
Wie Du siehst, ist das Bild nicht gedreht oder gekippt. Solche Bilder sind dann aber eher selten.

Fazit

Es geht beim Ausrichten/Drehen eines Fotos nicht um die perfekte physikalische Realität. Es geht darum, es dem Betrachter leichter zu machen, in das Motiv zu finden. Dabei wirken nur leicht verdrehte Fotos oft schlimmer, als richtig arg gedrehte. Denn hier nimmt der Betrachter die Drehung als Gestaltungsmerkmal war.

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9 Kommentare

  1. Hallo Nobert,
    Papier und Bleistift waren meine Werkzeuge lange bevor ich einen „Fotoapparat“ bekam. In der Perspektive gibt es einige eiserne Regeln: Alle Waagerechten kreuzen irgendwo den Horizont. Alle senkrechten Linien bleiben senkrecht.

    Was will ich sagen: Ich vergesse nach dem Ausrichten und Entzerreen eines Fotos nie die Frage, sieht das noch natürlich aus. Bauchfühl ist das Wichtigste. So, wie in einem von deinen vorangegangenen Beiträge geschrieben.

    Mit freundlichem Gruß!
    P. Fischhoeker

  2. Hallo Norbert,
    Eine Anmerkung zu der Manipulation an dem Bild mit dem Flieger…
    Diese Drehung macht nur für fliegerische Laien Sinn.
    Jeder, der sich mit der Fliegerei auskennt, erkennt anhand des Fahrwerks und der Klappenstellung, dass das im richtigen Leben (eine Flugschau ausgenommen) nur eine Landung und kein Steigflug sein kann!
    Also Vorsicht, wem Du ein so deutlich manipuliertes Bild dann präsentieren willst und in welchem Kontext, sonst wird eher die dargestellte (mangelhafte) Sachkenntnis bewertet und nicht der optische / künstlerische Eindruck. ;-)

    1. Wie hoch ist der Prozentsatz der Bevölkerung, die sich mit der Fliegerei auskennt?
      Mir ist es jedenfalls egal ob das Flugzeug startet oder landet.
      Es ist ein ( alter ) Flieger in der Luft

  3. Es geht um den Text zum dritten Bild im Kapitel „Zentrale Achsen“.

    Dort heißt es: „…und man muss das Bild ein wenig stauchen“. Diesen Ratschlag verstehe ich nicht.
    Meine Erfahrung ist, dass die senkrechten Bildelemente nach einer derart starken Spreizung der oberen (oder unteren) Bildkante unnatürlich kurz erscheinen; also sollte doch statt einer zusätzlichen Stauchung (die diesen Effekt noch verstärkt) eher eine senkrechte Streckung des Bildes angebracht sein.

    Mit freundlichen Grüßen
    Walter Kunze

    1. Ich hab den Satz ergänzt, den Du hast natürlich recht. Gestaucht wurde in der Horizontalen. Man erkennt es bei Vergrösserung des Bildes an den Einstellungen. Danke für den Hinweis.

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