Fotoaufgabe Herbstblatt: Beschnitt und Ausschnitt optimieren

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In Zusammenarbeit mit SIGMA

Bereits vor einiger Zeit haben wir die erste Fotoaufgabe gestartet. Ziel war es „ein Herbstblatt in Szene zu setzen“. Wie angekündigt werden wir nun einige der eingereichten Bilder ein wenig „bearbeiten“, um diese aus unserer Sicht noch zu verbessern bzw. auf typische Fehler hinweisen.

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Im ersten Teil der Bildbesprechungen kümmern wir uns um das Thema Beschnitt bzw. Ausschnitt optimieren.

Beschnitt

Unwichtiges entfernen

Mit dieser Art des Beschnittes eines Fotos hilft man dem Betrachter, dass dieser nicht von unwesentlichen Dingen beim Betrachten abgelenkt wird. Man führt förmlich den Betrachter ins Motiv.

Hier ist das Ausgangsbild:

Herbstblatt von gunlady sp
Herbstblatt von gunlady sp

Ein toller Treffer. Natürlich ist der Stamm in der Mitte eine Behinderung. Aber ein solcher Affe lässt sich halt nicht zum Halten der Position überreden, damit Du als Fotograf bequem den Standort ändern kannst. Ich finde ihn aber auch nicht schlimm.

Schwierig hingegen finde ich den linken und rechten Bildrand  Auf der einen Seite ist scheinbar ein Baum „out-of-focus“ im Bild und im rechten Teil hängt Etwas runter und ganz links kommt noch Etwas ins Bild.

Diesen Zuschnitt führe ich in Adobes Flagschiff Photoshop aus. Ich glaube diese Beschnittfunktion war bereits in der allerersten Version von Photoshop zu finden.

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Ich habe die mich störenden Elemente einfach grob rot markiert. Wie Du siehst, die Lösung per Bildschnitt ist offensichtlich: Das 3:2 Format in ein 1:1 Format schneiden.

 

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Dazu wähle ich das Schneidewerkzeug aus der Toolleiste aus und gebe als Parameter das 1:1 Format (Obere Leiste) ein. Durch ein wenig hin- und herbewegen hat man schnell den Schnitt gefunden.

 

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Das Ergebnis ist schon besser, doch eine gute Retusche und der Erhalt des Formates wäre sicher die bessere Alternative. Sie ist aber aufwendiger. Ich werde hierzu noch an anderen Beispielen Lösungen aufzeigen.

 

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Auch in diesem Zustand des Bildes ist noch eine kleine Verbesserung enthalten. Die Tonwerte könnten ein wenig knackiger verteilt sein. Ein einfacher Druck auf die Automatikfunktion dieses Tools hilft bereits.

 

affe
Dies ist nun das fertige Bild. Wie ich bereits erwähnte, ist das Optimum für dieses Foto sicher die vollständige Retusche. Diese Schnittmethode dient als Beispiel um aufzuzeigen, dass Du ruhig ein wenig mit einer anderen Bildproportion spielen kannst.

Kleine Bildstörungen

Das Foto, das ich hier gewählt habe, ist im Grunde schon richtig toll. Gutes Auge des Fotografen/inn und technisch perfekt fotografiert. Aber es hat noch mehr Potential.

Ein Blatt von Frau Diekmann
Ein Blatt von Frau Diekmann

Dies ist das Ausgangsbild. Mich stört nicht viel, aber die obere blaue Ecke ist mir zu wichtig (Sieht so aus, als ob der Macher hier schon ein wenig nachgeholfen hat). Zusätzlich ist die Spiegelung im Lack des Daches zu präsent. Zudem ist das Blatt nicht ganz mittig. Wenn es im Zentrum liegt, sollte es das präzise machen.

Daher hab ich das Bild in ACR (Adobe Camera RAW) geladen, um es zu neu zu beschneiden. Du kannst diese Bildbeschneidung in jedem Bildbearbeitungsprogramm tätigen. Ich nutze eben gerne ACR.

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Du kannst entweder frei beschneiden oder Dich an die gängigen Vorgaben halten. Wenn Du eine dieser festen Optionen auswählst, sind die Beschnittproportionen natürlich fix. Das macht es immer ein wenig schwerer den besten Schnitt zu erzielen. Macht das Foto aber kompatibler zu anderen.
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Das Foto ist schwierig in den Griff zu bekommen. Denn die Rundung des Fensters oben und unten runden das Bild ab. Sie müssen ergo im Bild zu sehen sein.

 

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Es ist bei der gewählten Proportion sehr schwierig das Blatt zu zentrieren , die blaue Ecke zu kappen, aber die Rundungen des VW-Käfers im Bild zu halten. Ich musste schon einige Sachen ausprobieren, um den Beschnitt festzulegen.

 

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Mit Return bestätige ich meine Auswahl. Der Vorteil von ACR, nicht nur für RAW-Dateien, liegt an der Erhaltung des Ausgangsbildes. Ich kann also meine Meinung später jederzeit ändern.

 

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Natürlich habe ich noch kleine Verbesserungen an Kontrast und Farbe vorgenommen. Das ist alles Geschmackssache. Man kann zum Glück mit den Schiebern alles Mögliche ausprobieren, aber auch wieder zurücksetzen.

 

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Die Fensterscheibe zeigt noch einen mir zu deutlichen Blaustich. Der ist schnell eliminiert. Entweder benutze ich dazu die Schieberegler oder ich nutze ein spezielles Werkzeug, das ich nach der Auswahl des Tools per Klick + Drag ins Fenster einfach anpassen kann.

 

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Fehlt noch die kleine „Retusche“ der Spiegelung oben rechts. Im Grunde stören nur die helleren Fenster und besonders das jetzt angeschnittene genau in der Mitte. Um diese Retusche durchzuführen, brauchen wir nicht ACR zu verlassen, es genügt der Ausbesserungspinsel. Der heißt in diesem ACR Modul der Adobe Suite „Makel entfernen“.

 

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Mit ein paar wenigen Versuchen ist auch dieses Mini-Detail gelöst.

 

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Manchmal hilft es auch den zu kopierenden Teil (Grüne Markierung) manuell zu verschieben.

Freier Schnitt

Ich zeige Dir an dem nächsten Beispiel, dass es auch vollkommen andere Sichtweisen eines Motivs geben kann, die gänzlich nebeneinander existieren können.

Herbstblatt mit Schnecke von Bona Fotodesign
Herbstblatt mit Schnecke von Bona Fotodesign

Das Bild ist, so wie es ist, großartig. Es gibt aber einen alternativen Schnitt, der auch seine Reize hat.

Bei diesem Schnitt stelle ich die Schnecke deutlicher in den Mittelpunkt – aber nicht zentrisch. Ich nutze dafür die Regeln des goldenen Schnittes und die Möglichkeiten sich diese einblenden zu lassen.

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In vielen Bildbearbeitungsprogrammen lassen sich heute die Hilfslinien beim Schneiden auf unterschiedlichster Art und Weise anzeigen lassen. In Photoshop klickt man dafür in die Optionsleiste bei ausgewähltem Beschneidungswerkzeug. Dort werden verschiedene Möglichkeiten aufgelistet. Ich nutze für dieses Motiv die goldene Spirale.
freier-schnitt-2
Man erkennt sofort, dass ich auf die komplette Spiegelung verzichte und das Motiv auch etwas schmaler halte. Das Blattende leg ich auch auf die Spirale und so ergibt sich ein neues Bild des gleichen Fotos.

 

freier-schnitt-3
Das Foto hat aber auch noch kleine Makel, die ich aber bei diesem Artikel außen vor lasse.

 

schnecke
Der alternative Schnitt ändert nicht das Motiv, lässt aber die Schnecke aber mehr zur Geltung kommen.

Fazit

In diesem Artikel haben wir uns um den Bildbeschnitt gekümmert. Wir haben Dir gezeigt, dass sich mit einem neuen Beschnitt störende Elemente in einem Bild entfernen und manchmal eine komplett neue Bildwirkung erzielen lassen. Experimentiere also mit dem Beschnitt Deiner Fotos. Er ist ein wichtiger Teil der Präsentation eines Bildes.

Natürlich war dies noch nicht alles zu den Einreichungen. Im nächsten Teil geht es dann um Ergänzungen und Retusche. Dort zeigen wir Dir, wie Du einen zu knappen Hintergrund verlängern oder kleine Bildfehler wegstempeln kannst. Dieser Artikel erscheint am 20.01.2017.

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15 Kommentare

  1. Hallo,
    bin neu und es ist alles interessant und auch neu, spannend für mich dazu zu lernen . Herzlichen Dank , daß ich hier die Chance bekomme und Kompliment an Sie Herr Eßer, für Ihre leicht verständlichen Erklärungen !

  2. Hallo,
    vielen Dank erst einmal für die Mühe. Manch einer mag das ja alles schon wissen, ich aber noch nicht. Ich fotografiere zwar auch schon eine ganze Weile, aber ich habe mich u.a. ja auch hier angemeldet, weil ich einfach noch etwas lernen möchte.
    Nun habe ich zumindest erst einmal gelernt, was man aus so einem Foto bei guter Bearbeitung noch alles rausholen kann.
    Zum ersten Foto „Affe mit Blatt“ habe ich nun eine Frage. Mir ist aufgefallen, dass im Bereichs des Laubs und des Grasbüschels vorn sich richtig helle grelle Stellen befinden. Das versuche ich eigentlich immer zu vermeiden. Wäre da vielleicht ein nicht so starker Konstrast angebrachter?

    Lieben Gruß, Jutta

  3. Vielen Dank für den Input welchen mein Hirn soeben erfuhr !
    Wenn ich Haare in der Suppe finde … Verdammt sie schmeckt – das zählt.
    Ich freu‘ mich auf auf den 20.1.!

    1. Sehr gute Erklärung der Beschnittechnik mit Adobe
      geht das auch mit Paint net? >Und bringst du noch einen >Kommentar zur Verbesserung der Schärfe?

      Kurt Thomke >Ingelheim

      1. Funktioniert absolut genauso…. im Prinzip. ;-)
        Wir halten es hier in der Fotoschule so, das unsere Erklärungen immer soweit es irgend geht auf viele Hard- und Software anzuwenden ist. Wir erklären aber nicht jeden Schritt mit jeder Software. Das würde schon rein mathematisch alle Grenzen sprengen.

        Zu verschiedenen Schärfetechniken wird es noch eine Menge Beiträge geben.

  4. Danke für die guten, hilfreichen Tips; leider ist aber nicht immer sofort zu erkennen zu welchem Bild welcher Text gehört, der Bildschirm hat halt eine begrenzte Seitengröße (bei 16:9 bringt bei diesem Textformat die Bildbreite nichts, die Bildhöhe ist zu gering, man ist fortwährend am rauf- und runterscrolen. Hinzu kommt, dass das Lesen durch zahlreiche Textfehler etwas erschwert wird.

    1. Hast Du schon mal versucht in deinem Browser zu zoomen? Das geht meist mit einer Tastaturkombination recht flink. Die Textfehler haben einen simplen Grund. Mein Korrektorat/Lektorin ist in Urlaub. Sie wird die Texte aber noch korrigieren – bis dahin verzeiht meine Schwäche.

  5. Ich würde mich freuen, wenn die genutzten Werkzeuge von Photoshop besser zu sehen sind, das erleichtert es die Bearbeitung nachzuvollziehen.

  6. Es wundert mich etwas, was alles hier empfohlen und verändert wird – technisch ist das kein Problem. Aber meines Wissens wird in vielen Wettbewerben vorrausgesetzt, dass die Originalfotografien lediglich bzgl. Ausschnitt, Kontrast, Tonwertkorrektur und Nachschärfung verändert werden sollen.
    Keine Retusche, keine Veränderung des Hintergrundes etc.
    Meines Erachtens gehören total veränderte und unnatürlich wirkende Fotografien, wie man sie oft sieht, in den künstlerischen Bereich und als solches deklariert.

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