Food-Fotografie: Tipps und Tricks zum perfekten Foto

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Essen ist fertig! In sozialen Medien tummeln sich viele lieblos geknipste Smartphone-Bilder von Essen, die eher abturnen als den Appetit anzuregen. Foodfotos verlockend zu gestalten, ist eine echte Herausforderung. Das Rezept: Styling, Komposition und Licht. Maximilian Weinzierl zeigt verschiedene Aspekte inspirierter Food-Fotografie – vom bloßen Abbilden einer Frucht bis hin zur artifiziellen Still-Life-Inszenierung im Kochstudio. Bon appétit!

Der Artikel stammt aus der ColorFoto 01/2020.

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Die Food-Fotografie ist ein sehr weites Betätigungsfeld. Es reicht von der Abbildung einzelner Lebensmittel über klassische Still-Life-Kompositionen oder das Dokumentieren von Speisen, die man im Restaurant serviert bekommt, bis hin zum Illustrieren von Kochrezepten. Darüber hinaus gibt es auch symbolische Inszenierungen auf dem Teller und sogar kapriziöse Foodkunst. Inspiration für Fotografen und Gourmets gleichermaßen. Von Vorteil für das Gelingen der Fotos ist es, wenn der Fotograf an kulinarischen Themen interessiert oder gar leidenschaftlicher Hobbykoch ist, der um die Zutaten und ihre Zubereitung Bescheid weiß.

Das Prinzip der ungeraden Zahl

Radieschensalat: Food-Fotografie Beispiel
Nikon D810 | 50mm | ISO64 | f/7,1 | 1/100s
Foto: Maximilian Weinzierl

Ein unkonventioneller Salatteller, kulinarisch wie fotografisch. Die Radieschen sind nur gequetscht und liegen zwischen Minzblättern und Zitronenzesten in einer dezenten Marinade, die die anderen Zutaten nicht ertränkt. Sind einzelne Bestandteile mehrmals auf einem Teller vertreten, wirkt es harmonischer, wenn sie in ungerader Anzahl auftauchen: 7 Radieschen, 5 Minzzweiglein, 3 Inseln aus Zitronenzesten. Der schwarze Hintergrund ist die ideale Bühne für die kräftigen Farben, der umlaufende Lichtkranz kommt von einer Ringblitzleuchte.

Das Ziel: Die Makellosigkeit beim Essen

Desserts fotografieren
Nikon D850 | 105mm | ISO64 | f/18 | 1/125s
Foto: Maximilian Weinzierl

Die gebrannte Crème ist eine klassische Süßspeise aus Vanille, Eigelb und Sahne mit einer karamellisierten Zuckerkruste. Das Dessert schmeckt zwar himmlisch, kommt aber optisch ein bisschen einfach daher und verlangt nach einer farbigen Dekoration aus frischen Früchten. Gerade bei Fotos, die über die Originalgröße des Motivs hinaus vergrößert werden sollen, ist es entscheidend, bildschöne Früchte auszusuchen, da in der Vergrößerung kleinste Flecken, Unreinheiten und ähnliche Macken überdeutlich sichtbar werden.

Klassisches Früchtestillleben

Früchte als Motiv in der Food-Fotografie
Nikon D850 | 90mm | ISO64 | f/14 | 1/100s
Foto: Maximilian Weinzierl

Stillleben haben eine lange Tradition in der Malerei. Die Fotografie hat das Genre übernommen, und so werden Früchte und Nahrungsmittel, aber auch Blüten, Gefäße und andere Gegenstände augenfällig vor der Kamera drapiert. Die Quitte, Symbol für Fruchtbarkeit, Liebe und Glück, weist eine ganz besondere Körperlichkeit auf. Mit einer großen textilen Flächenleuchte weich und fast reflexfrei ausgeleuchtet, kommt der Quittenkörper ideal zur Geltung, und das intensive Gelb leuchtet auf dem schwarzen Lackteller.

Form und Farbe ist bei Food-Fotografie wichtig
Nikon D3s | 105mm | ISO200 | f/22 | 160s
Foto: Maximilian Weinzierl

Die Pitahaya fällt durch ihre Farbe und Form als fotogene Exotin ins Auge. Perfekt ins Licht gerückt und plakativ vor schwarzem Hintergrund drapiert, hat sie ihren großen Auftritt.

Hintergrund bei Food-Fotos
Nikon D850 | 105mm | ISO64 | f/11 | 80s
Foto: Maximilian Weinzierl

Hier war die Herausforderung, einen ergänzenden Hintergrund zu finden. Diese Birne sitzt in einem Flechtkorb, und die riesige Schärfentiefe resultiert aus dem Stacking mit 17 Aufnahmen.

Besondere Art der Food-Fotografie: Die Foodinszenierung

Foodinszenierung
Nikon D850 | 22mm | ISO64 | f/11 | 1/160s
Foto: Maximilian Weinzierl

Eine Foodinszenierung kann auch humorvoll sein, das zeigt der Bayrische Wurstsalat mit abgewandeltem Rezept, Styling und Präsentation. Eine wohlüberlegte Komposition, bei der ganz besonderer Wert auf die Zusammenstellung der Accessoires gelegt wurde. Die Nebendarsteller sind akribisch ausgesucht, nicht nur nach Farbe und Form, sondern auch nach inhaltlichen Aspekten bzw. nach ihrer symbolischen Aussagekraft. Der eklatante Stilbruch ist beabsichtigt, denn darauf beruht die Wirkung des Bilds.

Food-Fotografie: Nahaufnahme einer Praline
Nikon D800 | 105mm | ISO100 | f/32 | 1/10s
Foto: Maximilian Weinzierl
Manche Foodmotive, z.B. handgemachte Pralinen, können nicht im Original fotografiert werden. Vergrößert betrachtet, haben sie zu viele Makel. Für dieses Foto wurde eigens ein „Hero“ nachgebaut.

Spontane Foodfotos

Authentische Fotos zu schießen, ist bei Food-Fotografie wichtig
Samsung NX mini | 18mm | ISO200 | f/4 | 52s
Foto: Maximilian Weinzierl
Mit dem passenden Licht – evtl. Kartonaufheller verwenden – sind auch spontane Foodfotos im Restaurant möglich. Sie sind dann absolut authentisch und prädestiniert für einen Reiseführer.
Tipps zur Food-Fotografie: Beispielfoto
Nikon D5 | 50mm | ISO100 | f/16 | 1/125s
Foto: Maximilian Weinzierl

Gebratene Wachtel im Speckhemd mit Zitronengras, Spinat, Kürbis, verschiedenen Soßen und Granatapfelkernen, serviert auf einer geölten Schieferplatte. Da exakt im rechten Winkel mit hartem Streiflicht von oben fotografiert wurde, assoziiert der Betrachter ein Gemälde, das an der Wand hängt. Die mit Dosierflasche und Spritztülle in Strichen und Tupfen aufgetragenen Soßen wirken wie Pinselstriche und Farbkleckse und verstärken diesen Eindruck.


Lesetipp Fotoschule fotocommunityUnser Lese-Tipp: Schöne Food-Fotos sieht man vorallem auf Sozialen Medien. Erfahre bei unserem Fotokurs, wie Du mit Fotos Geld verdienen kannst!


Überraschungsmotiv wird zum Blickfänger

Food-Inszenierung mal anders: Überraschungsmotiv als Hingucker
Nikon D5 | 105mm | ISO64 | f/16 | 1/125s
Foto: Maximilian Weinzierl

Bei diesem Bild kann man nicht weggucken, es weckt zu viele Emotionen. Insekten, in der Pfanne geröstet und ansprechend serviert, sind im asiatischen Raum ein ganz alltäglicher Snack. In unserem Kulturkreis aber kann sich der Fotograf mit diesem Foodbild der ungeteilten Aufmerksamkeit des Betrachters sicher sein. Das Motiv ist sehr dekoriert und symbolhaft fotografiert. Die frisch zubereiteten Insekten wurden nach optischen Kriterien für die Kamera angerichtet. Längst gibt es auch in unserem westlichen Kulturkreis Bestrebungen, Insekten für eine ressourcenschonende Ernährung zu erschließen. Käfer und Maden als Alternative zu Rind und Schwein – eigentlich eine gute Idee, wenn da nur die Schere im Kopf nicht wäre!

Kontrast bei Foodbildern

Kontraste sind ebenfalls bei Food-Fotografie wichtig
Nikon D810 | 105mm | ISO64 | f/22 | 1/125s
Foto: Maximilian Weinzierl

Dieses Foto lebt von seinen Kontrasten: vom knalligen Farbkontrast und dem Kontrast der Oberflächen. Ein einzelnes hartes Licht liefert reine Farben und prägnante Strukturen. Normalerweise sollte man kein knallbuntes Geschirr verwenden, denn eine dominante Tellerfarbe nimmt von der Wirkung der angerichteten Speisen viel weg. Ein weißer Teller ist in der Regel die ideale Bühne für die Food-Präsentation. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Hier harmoniert das Gelb des Gemüse-Käse-Gratins auf erfrischende Weise mit dem roten Teller und dem blauen Tischset. Die Auswahl der geeigneten Requisiten und Accessoires ist eine Aufgabe für sich.

Food-Art auf Polaroidbildern

Food-Art auf Polaroid
Sinar P2 | 210mm | ISO100 | f/8 | 1/15s
Foto: Maximilian Weinzierl

Die unverarbeiteten Zutaten sind frei angeordnet, geleitet von Farbe, Form und Struktur. Der Betrachter kann beliebig assoziieren. Schon allein die visuelle Präsentation dieser Zutaten ruft bei ambitionierten Köchen oder Feinschmeckern ein imaginäres Geschmackserlebnis und Ideen für eine eigene Zubereitung hervor: Zimtfisch. Das Originalfoto ist ein Unikat, analog aufgenommen als Sofortbild mit einer Fachkamera auf 4 x 5 Inch, Polacolor 59 Packfilm. Am fertig entwickelten Bild wurde der Entwicklungsrand des Trennbildfilms nicht abgezogen, sodass die Hilfspapierstreifen und angetrocknete Reste der Entwicklerpaste noch sichtbar sind.

Autor: Maximilian Weinzierl

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