Mit Farben gestalten. Manchen Bildern fehlt einfach das gewisse Etwas. Komponiere ein Bild spannender, indem Du das Zusammenspiel der Farben beachtest. Schreiend oder leise, harmonisch oder dissonant, kräftig und dominant oder zart und blässlich – das Zusammenwirken der Farben beeinflusst die Bildaussage und die Stimmung des Betrachters.
Der Zusammenklang der Farben ist ein bedeutendes Gestaltungsmittel. Viele Motive fotografieren wir alleine aufgrund ihrer Farbigkeit. Farben spielen eine entscheidende Rolle bei der gefühlsmäßigen Einstellung des Betrachters dem Bild gegenüber. Oft sind die Farben eines Motivs und seiner Umgebung aber festgelegt.
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Mehr Infos zu den FotokursenDer Fotograf kann dann versuchen, durch geschickte Standortwahl weitere Farben mit einzubeziehen oder vorhandene außen vor zu lassen. Wo der Fotograf aber Regie führen kann, lohnt sich – hinsichtlich einer beabsichtigten Bildwirkung – die wohlüberlegte Auswahl und Anordnung der Farben.
Appetitanregend

Foto: Maximilian Weinzierl
Das Auge isst mit. Über die Appetitlichkeit von Speisen – wie hier bei einer Rezeptillustration für ein Ceviche aus Jakobsmuscheln – bestimmen auch die Farben und deren Anordnung. Die Hauptzutat, die Muschelfuß-Scheiben, ist hier farb- und strukturlos, also wenig fotogen. Das Bild lebt ausschließlich von den farbigen Attributen, die gleichzeitig das Rezept darstellen, und vom türkisblauen Teller.
Signalwirkung
Rot wirkt immer. Die Farbe Rot steht für erhöhte Aufmerksamkeit, für Aggression oder als Warnsignal. Der Betrachter kann ein rotes Bilddetail kaum übersehen, meist bleibt sein Blick als Erstes daran hängen – vor allem in einem Umfeld, in dem wie hier keine Farbkonkurrenz herrscht. Dieser Werbeballon aus Papier ist ein deutlicher visueller Aufmerksamkeitswecker für ein Restaurant in Peking.

Foto: Maximilian Weinzierl
Kunterbunt
Das bunte Nebeneinander von mehreren Farben im Bild kann schnell zu viel des Guten sein. Der Fotograf sollte dann versuchen, eine Ordnung ins Bild zu bringen.

Foto: Maximilian Weinzierl
Hier sind die grellen Grundfarben auf einer Linie angeordnet, und sie durchschneiden damit den Wolkenhimmel just in einer fast wolkenleeren Schneise. Die extrem klaren, fast „schreienden“ Farben der Gebetsfahnen, des Himmels und des Sees sind durch die klare kalte Luft im Tibetischen Hochland bedingt, der Polfilter bewirkt ein Übriges.
Beziehung zum Umfeld

Foto: Maximilian Weinzierl
Das Umfeld kann die Farbigkeit des eigentlichen Motivs betonen und hervorheben, aber auch zurückdrängen und abmindern. Die strahlenden Farbtöne des Kolibris in Grün, Blau und Gelb werden vor den dunkleren Grünschattierungen des Hintergrunds bestens präsentiert. Das Dunkelgrün tritt nicht in Konkurrenz zum grünfarbenen Motiv. Dass der Vogel aber idealerweise genau in diesem dunklen Kreuz im Blattwerk zu stehen kommt, ist Zufall, das kann nicht geplant werden.
Ton in Ton
In diesem Bild von der herbstlichen Parklandschaft gibt es nur Farbtöne, die im Farbkreis unmittelbar nebeneinander liegen: Grün, Beige, Ocker und Braun in Hell- und Dunkelabstufungen. Eine sehr harmonische Zusammenstellung.

Foto: Maximilian Weinzierl
Das seitlich einfallende direkte Sonnenlicht lässt die Farben kräftig erstrahlen und gibt diesem Herbstbild einen warmen, freundlichen Charakter. Im diffusen, schattenlosen Licht eines dunklen Nebeltages mit blassen Farben könnte die Stimmung auch ins Morbide umschlagen.
Symbolfarben, Hingucker mit Botschaft
Raffiniert reduzierter Farbeinsatz mit starker Wirkung, hier bei der Kapistrankanzel an der nördlichen Außenseite des Wiener Stephansdoms.

Foto: Maximilian Weinzierl
Die Signalfarbe Rot und der Goldglanz, der das Licht reflektiert, stehen eindrucksvoll der Nichtfarbe Grau bzw. Weiß gegenüber. In der Farbsymbolik bedeutet Rot auch Macht. Gold ist das Symbol für das Kostbarste überhaupt, hier für das himmlische Licht, für das Heilige, für das Göttliche.
Fazit
Das Zusammenspiel von Farben in einem Bild ist ein bedeutendes Gestaltungsmittel. Das Umfeld des Motivs kann seine Farbigkeit zusätzlich beeinflussen. In diesem Artikel hast Du gelernt, wie wie Du mit dem richtigen Blickwinkel und der richtigen Anordnung von Farben die Bildwirkung steuern kannst. Wie setzt Du ein Farbenspiel in Szene?
Unser Lesetipp: Online-Fotokurs Bildgestaltung Teil II

Lerne in dem zweiten Teil des Online-Fotokurses die inhaltlichen Aspekte verschiedener Motive kennen. Wir besprechen die Wahrnehmungs- und Gestaltungspsychologie in der Fotografie und wir erklären Dir, warum die Farbpsychologie ein wichtiger Faktor in der Bildgestaltung ist.
Kann Baltasar nur recht geben, auch für mich erscheinen die meisten Fotos viel zu bunt und im eigentlichen Sinne „kitschig“. Wenn man sich in der Natur umschaut -oder auch in Städten-, dann sind die Farben eher matt. Als Fotograf sehe ich mein Ziel darin, die matten Farben ihrem Wert nach etwas hochzuziehen und durch leichte Kontraste ein eindrucksvolleres Bild zu erreichen, das trotzdem natürlich wirkt .
Helga
Auch der Hintergrund __ Bokeh __ kann oft geplant werden .. der versierte Fotograph denkt auch im voraus .. ( nachdenken ist (( meist )) zu spät … )
Dann denke ich, dass doch jeder die Möglichkeit hat, sein Geschreibsel vorher Korrektur zu lesen ((( Helmut meint.. )))
Ich finde solche Beiträge für Hobby- und Gelegenheitsfotografen immer sehr hilfreich. Auch wenn grundlegend Bekanntes dabei ist. Jede Anregung ist ein Gewinn. Bitte weiter so.
Klaus
Mir ist die Farbsättigung bei den meisten Bildern zu hoch.
In der Realität gibt es auch keine so großen monochromatischen Farbflecke,
sondern in sich Farbe und Helligkeit verändernde Übergänge.
Vielleicht setzt sich da das Erbe der Analog-Fotografie fort, in der (meistens)
die Farben bis zur Groteske überhöht waren.
Baltasar
Ich bin sehr farbenorientiert. Schwarzweiß-Fotos erkenne ich als große Kunst an aber ich habe trotzdem keine Freude damit. Umso mehr sind Farben für mich und für die Freude an einem Bild sehr wichtig. Ich liebe Künstler, die in ihren Bildern – eher abstrakte – Farben im richtigen Sinn einsetzen. Als Fotograf besteht immer die Herausforderung die Farben“ins rechte Bild zu rücken“. Die ober erklärten Zusammenhänge mit Beispielen waren eine weitere Hilfe für mich. Danke!
Kann mir vorstellen, dass vieles besser gemacht werden kann. Hier konnte ich aber sehen, daß mit unterschiedlichen Bildern das Farbenspiel eine Rolle spielen soll.
Herbert
Artikel gut. Nur glaube ich dass es für viele Loisch ist, dass Rot eine Signalfarbe darstellt und Ton in Ton gehaltenes eben eine harmonische Farbgestaltung ist. Daher für viele weniger gut.
Anregung: Eine Auffrischung über Komplementärfarben wäre sicher füviel Hilfreicher!
Helmut