Tierfotografie mit dem Teleobjektiv

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Wir sind immer noch unterwegs mit dem kleinen Supertele 100-400mm. Im ersten Teil ging es mehr um grundlegende Eigenschaften, die die Fotografie mit langen Brennweiten mit sich bringt. In diesem Teil werden wir uns mehr dem Motiv selbst widmen. Wir waren mit dem 100-400mm Teleobjektiv unterwegs und haben die Tierwelt in der Innenstadt erkundet – es geht also um die Tierfotografie. Wie auch im ersten Teil habe ich mir im Nachhinein meine Fotos angeschaut und überlegt, was ich hätte besser machen können. Daher habe ich Dir bei einigen Fotos „bessere“ Einstellungen ergänzt.

Tierfotografie in der Großstadt mit dem Teleobjektiv 100-400mm

Ich habe in der Innenstadt von Köln kaum Möglichkeiten wahre Highlights der Wildlife-Fotografie zu finden. Ich habe mich dann aber selbst dabei ertappt, wie ich in den Grünanlagen Kölns immer wieder auch Vögel ins Visier genommen habe.

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Warum?

Einfach gesagt: Weil es geht! Ich bin wirklich „blutiger“ Anfänger in diesem Bereich, also kein Spezialist. Ich setze für diese Aufnahmen mein fotografisches Grundlagenwissen ein. Wie Du siehst, kein so schlechter Weg.

Die Erklärungen zu den Bildern:

  • Bild 1 (Tauchen): Aus nächster Nähe fotografiert. Kurz dahinter war der Decksteinerweiher in Köln noch komplett zugefroren.
    Bild 2 (Krähe): Sie lauerte und bewegte sich kaum. Ich glaub, sie hat meine Kamera gesehen und wollte nicht mitmachen. Doch mein Hund war ungeduldig und zog erheblich an der Leine. Im letzten Foto einer kleinen Serie war dann doch Bewegung drin.
    Bessere Einstellungen wären gewesen: | 1/250 Sek. | Zeit und Blende fest, Belichtung über ISO-Automatik
  • Bild 3 (Greifvogel): Ein kurzer Blick nach oben lohnt sich. Hier habe ich einen imposanten Greifvogel (ich habe keine Kenntnisse über die Gattung/Art/Sorte/Familiennamen) über dem Rhein erwischt.
    Bessere Einstellungen wären gewesen: | f/11 | 1/1000 Sek. | Zeit und Blende fest, Belichtung über ISO-Automatik
  • Bild 4 (Krähe im Flug): Dieses Motiv ist in Köln sehr einfach nachzustellen. Im Grüngürtel gibt es Unmengen dieser Krähen.
    Bessere Einstellungen wären gewesen: | f/9.5 | 1/1000 Sek. | Zeit und Blende fest, Belichtung über ISO-Automatik
  • Bild 5 (Durchsicht): In den Seen der Kölner Parks gibt es viele unterschiedliche Vögel, die meist auch nicht hektisch auf Annäherung reagieren. So sind Detailaufnahmen meist kein Problem.
    Bessere Einstellungen wären gewesen: | f/11 | 1/250 Sek. | Zeit und Blende fest, Belichtung über ISO-Automatik
  • Bild 6 (Gleichklang): Ich dachte wirklich kurzzeitig, ich hätte das Bild bearbeitet. So identisch sind zwei Paare in ihrer Bewegung auf dem Eis.
    Bessere Einstellungen wären gewesen: | f/6.3 | 1/500 Sek. | Zeit und Blende fest, Belichtung über ISO-Automatik
  • Bild 7 (Elster): Auch Elstern sind in urbaner Umgebung durch ihre Furchtlosigkeit gegenüber Menschen bekannt. Daher sind sie gut zum Üben und sehen schick aus.
    Bessere Einstellungen wären gewesen: | 1/1000 Sek. | Zeit und Blende fest, Belichtung über ISO-Automatik
  • Bild 8 (Schafe): Oft werden Schafe ja zur Deich- oder wie hier zur Auenpflege genutzt. Mit dem Polizeiboot davor bekommt das Motiv den nötigen Pfiff.

Was meint „Zeit und Blende fest, Belichtung über ISO-Automatik“? Eine rein manuelle Einstellung aller Werte ist zu zeitaufwendig. Das Motiv erfordert aber für seine Bildwirkung bestimmte Zeit- und Blendeneinstellung. In diesem Fall macht es Sinn die geforderten Werte einzustellen und die Feinjustierung der Belichtung der ISO-Automatik zu überlassen. Aber wie hier gilt: es führt mehr als ein Weg nach Rom.

Tiere in der Natur: Tierfotografie mit dem Teleobjektiv

Bei einem Kurztrip an die Nordsee fühlte ich mich zeitweilig wie ein richtiger Tierfotograf. Leider habe ich an diesen kurzen zwei Tagen nicht viele Fotos geschossen. Frau und Hund standen dafür im Mittelpunkt. Dennoch habe ich bei der späteren Sichtung gemerkt, dass es für mich als ungeübten Tierfotograf durchaus Sinn macht häufiger und konzentrierter Tiere in der Natur zu fotografieren.

Wer die Tierfotografie liebt oder zumindest mit ihr beginnen möchte, muss nicht gleich eine Safari nach Afrika buchen. Gärten und insbesondere Uferbereiche (egal ob See, Fluss oder Meer) bieten ausreichend Motive, um sich diesem Genre intensiver zu widmen. Eine einsatzbereite Kamera hat wie immer große Vorteile.

Die Erklärungen zu den Bildern:

  • Bild 1 (Möwen): Bei Ebbe suchen Seevögel gerne kleine Felsen auf, um entweder zu ruhen oder freiliegende Nahrung zu suchen.
    Bessere Einstellungen wären gewesen:  f/11 | 1/500 Sek. | 1,4- oder 2-fach Telekonverter | ISO-Automatik
  • Bild 2 (Bienen): Bei diesem Motiv ich tatsächlich voll versagt. Mit mehr Geduld und etwas Hingabe hätte ich viel bessere Fotos hinbekommen.
    Bessere Einstellungen wären gewesen: Viele, dazu gehört Geduld, Stativ, Winkel und Mut. Dieses Motiv zeigt allerdings: Auch kleine Dinge lassen sich mit dem Teleobjektiv gut fotografieren, nicht nur über große Distanzen.
  • Bild 3 (Ente): Enten gibt es in Köln wie Sand am Meer. Diese war aber prächtiger als andere und stand am Rande des Rheins.
    Bessere Einstellungen wären gewesen:  f/11 | 1/250 Sek. | ISO-Automatik | Tiefere Position
  • Bild 4 (Kuh): Selten habe ich so eine geduldige Kuh gesehen.
    Bessere Einstellungen wären gewesen:  f/11 | 1/250 Sek. | Zeit und Blende fest, Belichtung über ISO-Automatik | Nähe und nur 100-200 mm

Zu Bild 2 noch ein Hinweis, warum ich so unglücklich bin mit meinem Ergebnis. Ich habe mich einfach ruhig hingestellt und mit manuellem Fokus den Bienenflug zu dokumentieren. Durch schnelle Serienfotos dachte ich mir, es wird schon ein Foto dabei sein, das sich zeigen lassen kann. Ich habe mich tatsächlich getäuscht.

Tierfotografie Teleobjektiv
Viele Fotos bedeuten nicht immer ein gutes Ergebnis. In diesem Fall ergaben sich tatsächlich einfach nur viele unscharfe Fotos.

Ich hätte besser eine sogenannte Schärfefalle genutzt und hätte dann die Kamera auf einem Stativ alles alleine machen lassen.

Was ist eine Schärfefalle?

Grob erklärt funktioniert sie wie folgt: Du kennst es von Deiner Kamera vielleicht, dass sie bei Einzelfokus (für statische Motive – One Shot oder S für Single Fokus) nicht auslöst, wenn sie keinen Fokus findet und den Auslöser sperrt. Ist der Auslöser dann einmal gesperrt, löst die Kamera auch nicht mehr aus, auch wenn dann doch ein Motiv in den Schärfebereich kommt, einfach weil die AF-Messung gestoppt wird. Du musst also den Auslöser erst einmal wieder freigeben und dann neu drücken.

Problem ist allerdings, dass der Fokus sich bewegt und erneut nach einem Schärfepunkt sucht. Die Schärfefalle ist dann der Ausweg.

Bei einigen Kameramodellen/-marken kannst Du die Kamera auf manuellen Fokus einstellen, vorfokussieren und den Auslöser drücken. Die Kamera löst erst dann aus, wenn sich ein Motiv in den Schärfepunkt hinein bewegt. Nikon hat diese Funktion bei vielen Modellen implementiert. Bei Canon zum Beispiel lässt sie sich über Magic Lantern realisieren.

Gerade im Bereich der Insektenfotografie (fliegende Insekten) ist die Schärfefalle häufig die einzige Möglichkeit, um außerhalb reiner Glückstreffer überhaupt einige scharfe Fotos zu bekommen.

Die Formatfrage

Generell eignet sich Teleobjektiv besonders für das Einfangen von Bewegung – also optimal für die Tierfotografie. Wenn sich das Motiv nicht gerade auf Dich zu bewegt, hat es eine Richtung: seitlich nach links oder rechts. Damit Bewegung gefällig wirkt, braucht sie im Foto Raum in die Bewegungsrichtung. Gleiches gilt auch für die „Blickrichtung“ des Motivs. Das Querformat ist daher meist die bessere Wahl.

Teleobjektiv in der Tierfotografie – Beispielfotos

  • Bild 1 (Stadtsittiche): So toll sie auch aussehen und wie exotisch sie in Deutschland auch scheinen mögen, die Halsbandsittiche nerven! Denn diese Art sammelt sich gerne in großen Schwärmen und „diskutieren“ dann ihre Erlebnisse. Und wie im Rheinland üblich, alle durcheinander und immer ein bisschen lauter als die Anderen.
    Besser wäre gewesen: Gar nicht erst fotografieren. Spaß beiseite. Diese Sittiche haben einen unglaublich tollen Tiefflug durch die Häusergassen drauf. Meist auf Autohöhe! So etwas würde ich gerne mal dokumentieren, was allerdings viel mit Glück und Geduld zu tun hat, da Du nie wissen wirst, wann und wo sie fliegen werden.
  • Bild 2 (Gänse): Im schönen Teil des Ebertplatzes gibt es einen See mit vielen Vögeln. Da hier viele Menschen spazieren gehen, sind diese Vögel gut zu fotografieren, da sie mit der Gegenwart des Menschen vertraut sind. Entfernungen von unter einem Meter sind möglich. Aber auch von der anderen Seeseite sind nette Aufnahmen möglich.
    Bessere Einstellungen wären gewesen: | f/9 | 1/250 Sek. | ISO durch Blendenautomatik
  • Bild 3 (Seevögel): Wie schon bei dem Hochformatbeispiel lohnt es sich bei Ebbe zu fotografieren. Wer weiß wie die Vögel heißen?
    Bessere Einstellungen wären gewesen: | 1/500 Sek. | 2-fach Telekonverter | ISO durch Blendenautomatik
  • Bild 4 (Flug): Diese hübschen Kerle sind recht gut in ihrer Bewegung einzufangen. Sie sind ruhig im Flug und kalkulierbar in ihren Bewegungen.

Die Herausforderungen bei der Tierfotografie

Natürlich bin ich mir bewusst, dass es zu einem Wildlife-Fotografen mehr braucht als ein gutes Objektiv und einen eher spontanen Foto-Spaziergang. Dazu gehört auch Planung und vor allem Grundlagenwissen über Flora und Fauna. Wenn ich an der falschen Stelle sitze, kann ich ewig auf den Eisvogel warten. Er wird nicht kommen.

Gerade Tierfotografen haben eine grundlegende Voraussetzung, die ich nicht oder nur begrenzt habe: Geduld!

Ich arbeite mich aber heran.

Und das könntest Du sicher auch. Wichtig ist nur, dass Du nach dem ersten Tag nicht verzweifelst, sondern aus Deinen Fehlern lernst.

Du kannst Dir kleine Aufgaben stellen oder Dich von der Umgebung und der Tierwelt fesseln lassen – das Teleobjektiv hilft Dir bei der Tierfotografie enorm.

Fazit zur Tierfotografie mit einem Teleobjekiv

In diesem Artikel habe ich Dir gezeigt, welche Ergebnisse ich mit meinem kleinen Teleobjektiv im Bereich der Tierfotografie erzielt habe. Im nächsten Teil wird es dann sportliche und actionreiche Motive gehen.

16 Kommentare

  1. Als Wildlife Naturfotograf reichen mir 400mm bei weitem nicht,da nehme ich lieber mein 4,0/500mm mit dem 1,7 fach Telekoverter.Sonst wir das nichts,die Vögel sind zB 40100m weit weg,wie soll das gehen ????

    Bernd

  2. Danke für den interessanten Artikel. Gut finde ich die Anmerkungen, welche Einstellungen du für besser gehalten hättest. Schön wäre auch dies jeweils zu begründen um die Erfahrung zu teilen, warum die Einstellungen für besser gehalten werden und welche Verbesserungen das bringen würde. Vielleicht kann man das ja noch ergänzen?

  3. Danke für den Tipp mit der Schärfefalle. Das kannte ich noch nicht, brauche aber wohl auch die magic lantern dazu (Canon).
    Ein paar Anmerkungen habe ich noch:
    Bildserie 1
    Bild 2: 1/250 sec, wäre da zu lang, da gäbe es doch an den Flügeln Bewegungsunschärfe. 1/500, besser 1/750 sec wären schon angebracht.
    Bild 3: Da würde 1/500 sec durchaus reichen, da der Greif relativ ruhig fliegt, ev. sogar gleitet. Ähnliches gilt bei Bild 4 (habe ich auch schon gemacht)
    Bildserie 3: Die gfragten Vögel sind meines Wissens Austernfischer.

  4. Danke für diesen Beitrag,
    besonders den Tipp mit der Schärfefalle kannte ich noch nicht. Hat mich aber begeistert. Toller Tipp !!
    Gruß Uwe

  5. Norbert, du hast bei den Tierfotos jeweils geschrieben, was du hättest besser machen können. Das sind meistens nur geringe Änderungen an Blende und Verschlusszeit, ISO-Automatik war ja meistens.
    Meinst du, diese Änderungen (zB Blende von 8 auf 11) hätten eine signifikante Auswirkung ?

    1. Nicht bei jedem signifikant. Die Blende 11 hat nur bei diesem Objektiv und meinem Body die höchste Schärfeleistung, auch wenn diese nur gering besser ist als bei Blende 8. Erst beim späteren Sichten sehe ich ob die ein oder andere Einstellung „theoretisch“ besser gewesen wäre. Dies wollte ich euch nicht vorenthalten.
      Aber wie ich es schon häufig schrieb: Mir ist ein Foto mit tendenziell nicht optimalen Einstellungen lieber, als keins mit den Richtigen ;-)

  6. Tolle Fotos.. muss man sagen.
    Ich bin ans Haus gefesselt kann aber Spatzen
    sehr gut und leicht bobachten.
    Aber Geduld muss auch dabei haben.
    Danke für den sehr guten Artikel
    W.Hoerenz

  7. Wie kann man einen Hund haben und kein Tierfotograf sein?!!! *lautlach* ;-)
    Mit meiner Canon Eos 70D und dem Sigma 18-200mm habe ich mich auch an die Vogelwelt ran getraut. Am Vogelhaus gibt es da auch die ein oder andere Gelegenheit.
    Die Bilder sind zum Teil auch recht gut geworden – ich fotografiere alles mit der Einstellung „M“ , weil ich mich an die Festeinstellungen noch nicht ran getraut habe.
    Deine Aufnahmen sind super! Das Objektiv scheint wirklich gut zu sein, allerdings wäre für mich der Bereich 100 – 400 nicht so ganz praktikabel, da ich auch Hunde habe ;-) und die sehr viel fotografiere. Sie sind schon mal schnell von weiter weg bis ganz nah und da überlege ich, das von einem Leser im letzten Beitrag angesprochene Tamron 18-400mm ins Auge zu fassen. Der Preis schreckt mich noch ab.
    Auf jeden Fall vielen Dank für auch diesen wieder echt tollen Artikel!
    Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag, denn Bewegungsaufnahmen sind für mich ein großes Thema.
    VG Jutta

  8. Sehr guter Artikel. Ich fotografiere zur Zeit mit einer Canon EOS 7 D Mark II und den Sigma 18-250 mm und erziele gute Resultate. Ich habe auch noch ein Sigma objektiv 200. – 600 mm. Aber das ist vorallem für Flugreisen zu groß und man schleppt es nicht überall mit. Dank des Akrtikel ist das besprochene Objektiv fuer mich eine Alternative. Ich fotografiere auch immer mehr Voegel im Flug.

  9. Immer wieder erfreuen mich die vielen Tipps und Anregungen zu einzelnen Themen. Auch wenn einige Tipps bekannt sind, so frischen diese stets das Wissen auf, um vor dem Abdrücken darauf zu achten. Hinterher ist es zu spät. Anscheinend ist es der Moment, den man festhalten möchte. Ob Kraniche, Störche oder Füchse, kaum eines der Tiere setzt sich in Pose, um von Fotografen aufgenommen zu werden. Weiter so. Bin auf die nächsten Beiträge gespannt.

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