In dieser Serie machen wir uns auf die Suche nach der jeweils besten Interpretation eines Motivs. Welche inhaltlichen Aspekte bietet das Motiv, wie lässt es sich interessant abbilden, was macht das Bild am Ende sehenswert? Diesmal zeigt Maximilian Weinzierl seine fotografische Annäherung an ein Löwenporträt.
Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 04-2017.
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Die Fakten zum Foto
Bildinhalt
Unterwegs in der Wildnis Afrikas ist freilich jeder Fotograf daran interessiert, auch den König der Tiere im Bild festzuhalten. Aber wenn man schon mal das Glück hat, einen Löwen in der Savannenlandschaft zu sichten, so schläft dieser meistens.
Löwen ruhen sich tagsüber aus, erschöpft vom nächtlichen Jagen und vom Verdauen. Für ein Beweisfoto, dass man auf der Safari auch einen Löwen gesichtet hat, reicht es aber allemal (siehe Version „Beweisfoto“). Für ein meisterliches Porträt vom Löwen in der Wildnis sind allerdings Zeit und Geduld nötig. Dazu ist der Fotograf am besten alleine unterwegs – oder wie hier – in einer Gruppe von gleichgesinnten Fotografenkollegen.
Löwen schlafen zwar tagsüber, werden aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit zwischendurch immer wieder mal kurz wach, richten sich auf, gähnen und sondieren die Gegend, um sich dann gleich wieder hinzulegen und weiterzuschlafen.
Und genau dieser Zeitpunkt des kurzen Wachseins lässt sich abwarten – die Kamera mit großem Teleobjektiv in Stellung halten und den Finger am Auslöser.
Bildidee
Die Intention ist, ein imposantes Bild vom Löwen in der Savanne zu schießen. In der Wachphase streifen die Augen des Löwen ein paarmal am Horizont entlang; dabei trifft es sich, dass der Löwe kurzzeitig genau in die Kamera blickt (Bild oben). Diesen Zeitpunkt gilt es zu erwischen. Der Augenblick ist aber schnell vorbei (siehe Version „Der Moment ist vorbei“).
Ausrüstung
Bei diesen Aufnahmen war eine Nikon Df zusammen mit dem Nikon AF-S Nikkor 4/600 im Einsatz. Diese Kamera-Objektiv-Kombination hatte ich auf das Einbeinstativ Manfrotto 680B montiert (mit einem Kirk-Neigekopf #234). Ich befand mich zusammen mit weiteren Fotografenkollegen im Safari-Jeep und fotografierte aus dem offenen Autodach heraus.
Aufnahme
Wir verbrachten etwa eine Stunde bei dem Löwen. In dieser Zeit erwachte er genau einmal und schaute in Richtung der Fotografen. Er gähnte auch ein paarmal, aber leider nie besonders fotogen, sprich: nie direkt in die Kamera (siehe Version „Zu wenig gegähnt“).
Bei dieser Fotogelegenheit sind genau 38 Bilder entstanden. Modus Zeitautomatik (A) mit vorgewählter Blende 8 bzw. 10 bei ISO 800. Es ergab sich eine Belichtungszeit von 1/1250 s bzw. 1/1000 s.
Nachbearbeitung
RAW-Datei-Entwicklung im Adobe Camera Raw Konverter: Dabei wurden Kontrast und Dynamik leicht angehoben. Ausschnitt festgelegt und nachgeschärft (USM-Filter) in Photoshop.
Ergebnis
Im Aufmacherbild (Bild oben) blickt der Löwe kurzzeitig genau in die Kamera. Das Hauptmotiv ist vor dem unscharfen, ruhigen Savannenhintergrund perfekt freigestellt.
Sehr schön: Im rechten Auge (hier liegt auch der Schärfepunkt) spiegeln sich zudem der Himmel und der weite Horizont; das und die großzügige Fläche hinter dem Motiv sind wichtige Details, der Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um eine Wildlife-Aufnahme handelt. Aber diese Fotojagd-Strategie lässt sich prinzipiell auch auf Löwen im Zoo anwenden.
Anmerkung: Ich hätte gerne noch die Horizontlinie im Hintergrund mit auf dem Bild gehabt, dazu hätte ich allerdings, um einen tieferen Kamerastandpunkt einnehmen zu können, aus dem Jeep aussteigen müssen. Das war in dieser Situation aber leider zu gefährlich.
Tipp
Wenn Du jetzt auf den Geschmack gekommen bist und auch einmal in einer Gruppe von begeisterten Fotografen Wildlife fotografieren möchtest: Vom 16.10. bis 26.10.2017 gibt es die Möglichkeit, zusammen mit Maximilian Weinzierl auf Fotosafari zu gehen. Ziel: Tansania, Serengeti-Fotocampus zum Mara River Crossing. Infos unter www.diamir.de, Tourcode: TANFO1.
Meine zweite Wahl

Diese Variante ist meine zweite Wahl aus der Fotoserie. Der gleiche Löwe, aber andere Bildkonstellation. Im Umdrehen zum Weiterschlafen spiegelt sich ganz kurz der Himmel im Auge wider. Durch den Reflex ergibt sich ein sehr ausdrucksstarkes, fast magisches Löwenporträt.
Die anderen Versionen
Bild 1: Beweisfoto

Einen Löwen entdeckt! Leider schläft er. Wenn man nicht aufs Erwachen warten kann: wenigstens ein Foto zum Beweis, dass man den König der Tiere gesichtet hat. Ansonsten ist dieses Bild langweilig.
Bild 2: Zu wenig gegähnt

Wenn der Löwe mit weit aufgerissenem Maul gähnt, klicken alle Kameraverschlüsse. Hier gähnt er aber nur halbherzig und nicht zur Kamera gewandt. Es gibt bessere Löwen-Gähn-Bilder.
Bild 3: Der Moment ist vorbei

Der Löwe beginnt, die Augenlider wieder zu senken und wirkt müde. Der richtige Zeitpunkt zur Auslösung ist vorbei. Wer jetzt das Bild nicht im Kasten hat, kann wieder lange Zeit warten.
Welches der Bilder ist Dein Favorit?
Autor: Maximilian Weinzierl
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Tolles Bild, ich bin noch ein Neuling in der Fotografie. Ich mache im Sommer einen Urlaub in Kenia und hoffe, dass ich dort auch so tolle Aufnahmen im Nationalpark machen kann ;)
Ich bin begeistert von den Bildern, wirklich ein tolles Motiv. Besonders das erste Bild ist auf seine Art und Weise sehr beeindruckend.
Warum muß man hier so viele negative Kommentare abgeben? Ich denke, wir sollten dankbar sein, daß wir in einem kostenlosen Blog so viele praktische Hinweise bekommen. Wir müssen ja nicht unbedingt selbst zur Fotosafari nach Afrika fahren, nur um mit mehr oder weniger guten Tierfotos protzen zu können. Ich betrachte die Fotos und lasse sie zusammen mit den Erläuterungen auf mich wirken und ziehe meine Schlüsse daraus.
Schön erklärt.
Doch wer’s im wahrsten Wortsinn reißerisch mag, der soll in die Savanne gehen, mit dem 24-70er, und auf den Moment warten á la Denys Finchhattan in ‚Jenseits von Afrika‘ – jener hatte ein Gewehr, aber des Fotografen Erben können sicher ein tolles Bild vermarkten…
Nicht böse sein, ich finde die Bilder sehr flach und schade, dass das Motiv so abgearbeitet wurde, Licht ist nicht gut, warum solche Bilder ? Warum wartet man nicht auf Gegenlicht oder Sonennuntergang oder Sonnenaufgang, einfach draufhalten um jeden Preis, wegen des Motivs, nee du das is nix! lg Harald
Die beste Zeit für Safari ist morgens früh vor dem Aufstehen und abends bei Sonnenuntergang ( dann fällt der Sundowner aus). Da läuft einem der Löwe von ganz allein vor die Linse und es reicht ein 200 mm ( Mit 600 würde man dann allerdings den Fotogragen in der Pupille sehen :) )
https://www.instagram.com/p/BHMxMiKjZEC/
ehrlich gesagt, gefällt mir das Bild „der Moment ist vorbei“ am besten. Er schaut so: Ihr langweilt mich. Und so wird es wohl auch sein :-)
ach, bevor ich es vergesse, ja, Wildlife ist spannend, sehr sogar und nicht nur Löwen.
zunächst, in den Augen sehe ich ebenfalls nicht das, was der Fotograf sieht. Ansonsten gut erklärt, aus meiner Sicht fehlen einige technische Hinweise, insbesondere, wenn man mit einer so großen FB arbeitet. Z.B. welche Blende sollte man wählen? Bei 4/600 nicht unwichtig. Auch ein Tip für den Fokus wäre hilfreich gewesen, man hat die Chance auf ein gutes Foto meist nur einmal, da sollte alles stimmen, aber der Fokus ist das wichtigste Element.
Eine grüne Wiese ist kein Beleg für Wildlife, dies ergibt sich aus der Situation und der Bildgestaltung, leider lassen sich die Tiere aber nicht nach Wunsch positionieren und man muss mit dem leben, was sich bietet.
Ich seh im li Auge nischt. Sonst schönes „wildlife-Portrait“! Danke fürs Erklären!
Ich finde Bild 1 (Beweisfoto) keineswegs langweilig, bringt vielmehr für mich sehr humorvoll den schlafenden Löwen rüber – das herausschauende Ohr und das wenige Fell, das aus dem Gras schaut, signalisieren: Raubkatze in der Mittagspause, bitte nicht stören!!!
nun, ich kann im rechten Auge auch keine Weiten der Wildnis entdecken – – – das Bild ist ganz ok – nicht gerade aufregend. Und für dieses EINE Bild hat der Autor jetzt 1 Stunde gewartet – – Wildlife Photografie muss unfassbar spannend sein ;-)
….desweiteren ist der Bewuchs für mich kein Beweis, dass das Bild aus Afrika stammt – das grüne Gras, das Licht und die Farben könnten auch in einem Tierpark mit entsprechender Freifläche in Deutschland entstanden sein – ist ja schließlich mit Offenblende gemacht – – trotzdem glaube ich dem Photografen, da Herr Weinzierl einen solchen Fake nicht machen würde und auch nicht nötig hat !!!
Lieber Markus, ich wäre total glücklich und stolz, wenn mir auch nur eine s dieser Bilder gelungen wäre – Helga H.
Schöne Aufnahmen….
nur… bei Blende 8 gibt es bei einem 600 Tele nur einen so kurzen Bereich, der scharf ist? Ich kann mir das mit meinem 80-400 nicht vorstellen. Arbeitet das 600-er so ganz anders?
Lieben Gruß
Rüdiger
Gibt es wirklich jemand, der in den Augen des Löwen etwas erkennen kann. Ich finde folgende Aussage etwas merkwürdig –
Sehr schön: Im rechten Auge (hier liegt auch der Schärfepunkt) spiegeln sich zudem der Himmel und der weite Horizont; das und die großzügige Fläche hinter dem Motiv sind wichtige Details, der Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um eine Wildlife-Aufnahme handelt.
Viele Grüße
Richard
Musst auch schmunzeln wie ich das gelesen habe.
Also ich habe ein Kölsch gesehen im linken Auge. :-)
Ich finde, ist doch eh schön, einen Löwen in der freien Natur ablichten zu können. Wo gibt es das schon ausser im Zoo. Von diesem Lehrgang hätte ich mir jetzt etwas mehr erwartet. Ich vermisse hier die Bildgestaltung. Wildlive ist weit weg stehen, grosse FB oder Zoom. Für diesen kurzen Moment steht die Bildgestaltung/Schnitt aussen vor. Schade