Belichtung: Blendenautomatik – So setzt Du diese gezielt ein

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In Zusammenarbeit mit SIGMA

Die Blendenautomatik gehört zu den kreativen Programmen. Die Automatik erlaubt es bestimmte Werte vorzugeben und die Kamera „zu zwingen“, nur eine Variable zu verändern.

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In den Einstellungen oder auf dem Einstellrad findest Du eine Einstellung, die häufig mit T (Time), Tv (Time value) oder S (Shutterspeed) bezeichnet wird. Die Blendenautomatik gibt der Belichtungsmessung eine feste Verschlusszeit vor. Die zugehörige Blende berechnet die Kamera anhand der Belichtungsmessung und der ISO-Einstellungen.

Stellrad auf Tv
Ob Stellrad oder Menüeinstellung, viele Funktionen sind an den Kameras unterschiedlicher Marken gleich oder ähnlich bezeichnet. T oder Tv steht für Time (value), man gibt also eine Zeit vor, die Kamera errechnet die passende Blende.

Welche Einstellungen sind möglich?

Die Einstellung der Verschlusszeit ist meist sehr einfach.

Sobald die Blendenautomatik angewählt wurde, kann die gewünschte Verschlusszeit über vorhandene Stellräder oder Pfeiltaste wie gewünscht eingestellt werden.

Die meisten Kameras erlauben eine Einstellung im Bereich 30 Sekunden bis 1/4000s. Im gehobenen Kamerasegment sind oft auch kürzere Zeiten möglich. Verschlusszeiten kürzer als 1/8000s sind allerdings meist Spezialkameras vorbehalten, die für den Alltag nicht taugen.

Bei der Halbierung oder Verdopplung der eingestellten Zeit spricht man von einer vollen Stufe, da die Lichtmenge, die die Kamera während der Aufnahme erfasst verdoppelt oder halbiert wird. Vom Lichtwert gesehen entspricht die Reduzierung der Verschlusszeit von 1/125s auf 1/250s dem Schließen der Blende um eine volle Stufe von zum Beispiel ƒ/2,8 auf ƒ/4.

Wenn die Blendenzahl neben der Verschlusszeit anfängt zu blinken oder zum Beispiel in rot dargestellt wird, warnt die Kamera vor einer möglichen Unter- oder Überbelichtung. In diesem Fall wird entweder die Verschlusszeit anpasst oder aber die ISO-Einstellungen verändert.

Canon: Anzeige Tv
Beispielhafte Darstellung der Anzeige bei Canon. Die kleinen gebogenen Pfeile neben der Blende zeigen an, dass die Verschlusszeit verstellt werden kann. So oder so ähnlich wird es bei vielen Kameras angezeigt.

Korrektur bei Warnungen

Blinkt die kleinste mögliche Blende (kleine Blendenzahl – große Blendenöffnung), dann ist die Verschlusszeit zu kurz, das Bild wird unterbelichtet.  Zur Korrektur ist folgende Maßnahme nötig: eine längere Verschlusszeit oder einen höheren ISO-Wert wählen (so denn möglich).

Blinkt die größte mögliche Blende (große Blendenzahl – kleine Blendenöffnung), dann ist die Verschlusszeit zu lang, das Bild wird überbelichtet. Zur Korrektur ist folgende Maßnahme nötig: eine kürzere Verschlusszeit oder einen niedrigeren ISO-Wert wählen.

Aufnahme Beach-Volleyball
Sehr kurze Verschlusszeiten frieren alle Bewegung ein, selbst der schnelle Ball ist gestochen scharf.
135 mm | ƒ/2 | 1/4.000 Sek. | ISO 100 | Tv
Bild Beach-Volleyball
Durch eine Reduzierung der Verschlusszeit auf den richtigen Wert bleibt die Sportlerin scharf, der Ball bekommt eine dynamische Bewegungsunschärfe.
70 mm | ƒ/3,5 | 1/400 Sek. | ISO 100 | Tv

Wann verwende ich die Blendenautomatik?

In der Praxis gibt es für die Blendenautomatik eine Vielzahl von Anwendungsfällen.

Sehr häufig wird die Blendenautomatik im Sport verwendet. Bei Sportfotos kommt es häufig darauf an, die Bewegung des Sportlers mit oder ohne Sportgerät einzufrieren. Je nach Sportart und -geschwindigkeit sind dabei Verschlusszeiten von 1/500 bis 1/2.000 Sekunde erforderlich. Durch die Vorgabe einer festen Zeit stellt man sicher, dass keine Bewegungsunschärfe im Bild vorhanden ist und dass aufgrund der automatischen Blendenwahl auch bei wechselnden Lichtverhältnissen das Foto richtig belichtet wird.

Hier einige Beispiele:

Bild Mitzieher Motorradfahrer
Mitzieher benötigen relativ lange Verschlusszeiten; die beste Verschlusszeit muss durch Versuche ermittelt werden, sie hängt von der Geschwindigkeit des Motivs ab. Sie liegt meist zwischen 1/30–1/250 Sek. liegen.
100 mm | ƒ/11 | 1/125 Sek. | ISO 100 | Tv
42. DMV-Motocross Mölln Grambeker Heidering Seitenwagen Pokal-Lauf 2006
Etwas kürzere Verschlusszeiten erlauben den richtigen Mix aus Schärfe und dynamischer Unschärfe. Der hier gefundene Wert lässt Sportler und Motorrad sehr scharf erscheinen, in den Speichen der Räder und dem weg fliegenden Schlamm ist aber eine dezente Unschärfe, die dem Bild Dynamik gibt.
125 mm | ƒ/3,5 | 1/350 Sek. | ISO 100 | Tv
Abgase und spritzendes Schlammwasser
Abgase und spritzendes Schlammwasser wären zu viel Unschärfe. Daher wählen wir hier eine sehr kurze Verschlusszeit, die fast jede Bewegung einfriert.
70 mm | ƒ/5,6 | 1/1.000 Sek. | ISO 200 | Tv

American Football
Lange Brennweiten müssen mit kurzen Verschlusszeiten arbeiten, insbesondere, wenn der Fotograf schnell reagieren muss, um eine Szene einzufangen. 1/1000 Sek. ist bei 400 mm schon eher ein Minimum.
400 mm | ƒ/5,6 | 1/1.000 Sek. | ISO 400 | Tv | + 1 EV
Lange Verschlusszeiten
Tv mal anders: Lange Verschlusszeiten erlauben bildgestaltende Unschärfe wie bei dem Wasserfall. Blende 32 ist schon extrem, die Beugungsunschärfe übersteigt den Schärfegewinn durch Abblenden. Besser wäre hier sicher ein Graufilter gewesen. Ist der nicht vorhanden, tut es aber auch ƒ/32.100 mm | ƒ/32 | 2 Sek. | ISO 100 | Tv

Wer Bewegungsunschärfe gezielt erhalten will, sei es nun bei Mitziehern im Sport oder um die Dynamik fließender Gewässer zu zeigen, muss eine längere Verschlusszeit vorgeben.

Bei Mitziehern sind Verschlusszeiten von 1/30 bis 1/125 Sekunde sinnvoll, bei fließenden Gewässern treten die optisch schönen Effekte etwa ab 1 Sekunde auf.

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