10 APS-C-Kameras im RAW-Test

FavoriteLoadingAuf Deine Leseliste in Meine Fotoschule setzen

Der erste Teil des RAW-Tests im letzten Heft umfasste aktuelle Kameras mit Kleinbildsensor, nun sind die Modelle mit kleineren APS-C-Sensoren dran. Inzwischen bieten nicht nur „Pioniere“ wie Fujifilm oder Sony spiegellose APS-C-Systeme, auch Nikon und Canon haben ihre R- und Z-Systeme um APS-C-Kameras erweitert. Canon ist mit den Modellen R7 und R10 vertreten, die zu den jüngsten Kameras auf dem Markt zählen. Auch die Nikon Z30 sowie Fujifilm X-H2S, X-H2 kamen im Laufe des Jahres 2022 auf den Markt und stellen den aktuellen Stand der Technik dar. Die beiden Sonys, A6600 und A6100, können das nicht ganz in Anspruch nehmen: Sie sind zwar die „neuesten“ Modelle, aber kamen bereits 2019 in den Han- del. Vermutlich wird Sony das Angebot bald modernisieren – bis dato müssen A6600 und A6100 die Fahne hochhalten, und das machen sie gut. Um das Testfeld abzurunden haben wir zusätzlich die Fujifilm X-E4, Nikon Zfc und die Pentax K3 III ins Boot genommen: diese drei hatten wir erstmals 2022 im neuen RAW-Testverfahren gemessen (RAW). Damit sind ihre Ergebnisse zu den aktuellen weiterhin vergleichbar.

Lightroom-Einstellungen

RAW ist nicht gleich RAW, denn auch diese Bilder werden mehr oder minder korrigiert von den Kameras abgespeichert. Grundsätzlich ist das vernünftig so, denn mit echten Rohdaten würde man nicht viel anfangen können. Der Entwicklungsprozess ist mit der JPEG- Signalverarbeitung vergleichbar, nur dass der Fotograf Parameter wie Klarheit, Schärfe, Kontrast oder Tonwertkorrekturen in stärkerem Maße steuern und das Resultat seinen Wünschen entsprechend gestalten kann.

Einfach fotografieren lernen mit unseren Online-Fotokursen

Für nur 6,99€ im Monat kannst Du auf über 70 Online-Fotokurse zugreifen. Lerne die Grundlagen der Fotografie - verständlich und mit vielen Praxisbeispielen. Inklusive Test und Fotokurs-Zertifikat.

Mehr Infos zu den Fotokursen
Einfach fotografieren lernen

Als Konverter verwenden wir Adobe Lightroom und entwickeln stets nach dem gleichen Rezept. Zwar liefert Lightroom nicht immer die besten Ergebnisse, doch für die Vergleichbarkeit ist es wichtig, bei allen Kandidaten die- selben Einstellungen zu wählen. Daher fiel die Wahl auf Lightroom als den meist verwendeten RAW-Konverter. Die RAWs öffnen wir mit der Voreinstellung „Kamera Standard“: Das ist insofern wichtig, weil Lightroom bei abweichenden Voreinstellungen die Bilder anders „vorkorrigiert“, und man würde abweichende Ergebnisse bekommen.

Im RAW-Test werten wir insgesamt vier Aufnahmen aus: ISO100 sowie drei unterschiedlich entwickelte Varianten einer ISO1600-Aufnahme. Die ISO1600-Versionen bezeichnen wir zum einfacheren Verständnis als LR1, LR2 und LR3. Für alle Kameras im Test gelten die identischen Entwicklungseinstellungen, und alle Bilder in diesem Vergleich wurden mit der gleichen Lightroom-Version entwickelt.

Bei ISO 100 und ISO 1600 LR1 sind die Entwicklungsvoreinstellungen gleich und zurückhaltend. Hier greifen wir wenig in die Bilder ein und beschränken uns auf eine leichte Verbesserung der Zeichnung durch geringes Anheben des Struktur-Reglers auf zehn und des Klarheits-Reglers auf acht. Schärfung und Rauschreduktion werden bei ISO100 und LR1 auf der Standard- Einstellung belassen.

Bei der ISO-1600-LR2-Variante unter- suchen wir die Wirkung der moderaten Rauschreduktion und verstärken den Regler für Luminanzrauschen auf den Wert 15, während die anderen Einstellungen unverändert bleiben. Bei ISO1600 LR3 wird noch stärker ent- rauscht – Luminanz auf 35. Zugleich aber schärfen wir Details stärker nach – Wert 40 – und heben den Klarheits- Regler auf 13 an, um die Aufnahmen „knackiger“ zu entwickeln. Somit steht LR3 für die meisten Eingriffe.

In den folgenden Testberichten finden Sie häufig Messwerte wie diese Angabe: 1234/2345 LP/BH. Damit sind Linienpaare pro Bildhöhe gemeint, gemessen für kontrastreiche Strukturen (erster Wert) und kontrastarme Strukturen (zweiter Wert). Dies kann eine Messung auf schwarzweißen Siemenssternen sein, als Auflösung bezeichnet, oder eine Messung auf farbigen Dead- Leaves-Strukturen – hier bleiben wir beim Dead-Leaves-Begriff. In beiden Fällen werten wir ähnlich dem JPEG- Test hoch- und niedrigkontrastige Vorlagen aus. Je nach Kontrast und Farbe können die Kameras die Strukturen unterschiedlich gut wiedergeben und haben für gewöhnlich mit unregelmäßigen Farbmustern, wie Dead Leaves, mehr Probleme, als mit monochromen Siemenssternen.

ISO 100 ISO 1600 LR1 ISO 1600 LR2 ISO 1600 LR3
Struktur10101010
Klarheit88813
Dunst entfernen0000
Schärfen:
Betrag40404040
Radius1111
Details25252540
Maskieren0000
Rauschreduktion:
Luminanz001535
Details50505050
Kontrast0000
Farbe25252525
Details50505050
Glättung50505050

Gesamtfaszit

Im Vergleich zu den KB-Kameras aus dem ersten Teil des RAW-Tests haben wir dieses Mal bei höheren ISO-Empfindlichkeiten tendenziell mehr Rauschen beobachtet. Angesichts der „kleineren“ Pixeln war dies zu erwarten. Alle Testkandidaten haben damit zu kämpfen, doch nicht alle im gleichen Maße. Auch die Vorteile durch das RAW-Bildformat fielen je nach Modell und Hersteller unter- schiedlich stark aus.

Bei Canon ist die JPEG-Signalverarbeitung sehr gut abgestimmt, und RAW bringt keine nennenswerten Detailvorteile bei niedriger so- wie überschaubare bei höherer Empfindlichkeit. Je nach Motiv kann bei ISO1600 auch kräftiger entrauscht werden: Selbst dann sind die RAWs etwas feiner durchgezeichnet, aber rauschen auch mehr als die JPEGs.

Im Fall der Fujifilm X-H2S mit 26-MP-Sensor zeigen die RAWs eine natürlichere Bildwirkung sowie bei höheren Empfindlichkeiten auch mehr Zeichnung – sofern nur moderat gegen das Rauschen vorgegangen wird. Das gilt auch für die X-H2 mit dem 40-MP-Sensor sowie für die X-E4 mit dem älteren 26-MP-Sensor: LR2 dürfte bei ISO1600 oft der „goldene Weg“ sein. LR1 erhält allerdings die Zeichnung besser. Zudem legen beide auch bei niedriger Empfindlichkeit mit dem Wechsel zu RAW qualitativ zu.

Die Nikon Z30 und die Zfc erfahren mit RAW schon bei ISO100 qualitative Verbesserungen, bei ISO1600 sind diese größer. Dabei fällt auf, dass die Z30-RAW-Bilder kontrastreicher als die Zfc-RAWs sind. Hinzu kommt ein etwas höheres Rauschniveau der Z30 selbst im Ver- gleich zur Konkurrenz mit mehr Pixeln auf dem Sensor. Bei der Z30 müssen die Denoise-Filter intensiver eingesetzt werden. Sony A6600 und A6100 liefern vergleichbare

Ergebnisse: RAW lohnt sich bei beiden Kameras. Bei höheren ISOs – am besten moderat entrauscht – gewinnt man nicht nur Zeichnung, sondern profitiert auch durch die natürlichere Bildabstimmung. Bei ISO100 sind die Vorteile ähnlich, aber geringer ausgeprägt. Für die Pentax K3III ist RAW der Weg zur natürlicheren Abstimmung mit weniger Artefakten. Die Feinzeichnung nimmt bei feineren Detail schon bei ISO100 zu. Bildrauschen ist „feinkörnig“: Mehr als moderates Entrauschen ist nicht nötig.

Testsieger wird die Fujifilm X-H2 dank ihres 40-Megapixel-Sensors, allerdings kostet die X-H2 mit 2150 Euro auch deutlich mehr als die meisten Konkurrenten. Canon R10, Nikon Zfc, Sony A6100 und Fujifilm X-E4 kosten nicht mal die Hälfte und können dennoch überzeugen. Dabei bietet die Sony A6100 das beste Preis- Leistungs-Verhältnis.

Wie gefällt Dir dieser Lerninhalt?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Teile diesen Link mit einem Freund