So vermeidest Du drei typische Anfängerfehler beim Blitzen

Drei typische Anfängerfehler beim Blitzen
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
Im Rahmen unserer kleinen Serie über das Arbeiten mit dem Blitz haben wir versprochen in die praktische Anwendung zu gehen. In den beiden folgenden Artikeln beginnen wir mit der Praxis:

  • Wir zeigen Dir, wie Du typische Anfängerfehler vermeidest und wie Du mit dem Blitz Deinen Porträtfotos einen zusätzlichen Kick geben kannst, um sie lebendiger wirken zu lassen.
  • Wir setzen den Blitz auch in Situationen ein, in denen an sich genug Licht vorhanden ist, um ohne Blitz zu arbeiten.

Begriffe wie die Leitzahl, die Blitzsynchronzeit und die Kurzzeitsynchronisation sollten Dir vertraut sein. Wenn Du mit diesen Begriffen noch nichts anzufangen weißt, kannst Du hier nochmal die wichtigsten Informationen zu diesen Begriffen nachlesen.

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Grenzen erkennen, Fehler vermeiden

Bevor wir aber in die Details des Aufhellblitzens einsteigen, zeigen wir Dir noch zwei typische Anfängerfehler und erklären, wie Du sie vorher erkennen und vermeiden kannst. Wir sprechen von den roten Augen, Geisterbildern und zu geringer Reichweite aufgrund nur kleiner Leitzahl

1. Die roten Augen

Du hast bestimmt schon Fotos gesehen, bei denen die Augen der fotografierten Person blutrote Pupillen haben.

Blutrot trifft es tatsächlich, denn was Du siehst, ist die Regenbogenhaut auf der Rückseite des Augapfels, die stark durchblutet ist und das einfallende Blitzlicht durch die meist weit geöffnete Pupille reflektiert. Diese roten Augen lassen sich relativ schnell mittels Bildbearbeitung beseitigen. Aber wozu solltest Du Dir die Arbeit machen, wenn Du die roten Augen schon gleich bei der Aufnahme vermeiden kannst.

Doch was begünstigt nun rote Augen und wie kannst Du sie vermeiden?

Es sind zwei Dinge, die gleichzeitig auftreten müssen:

  1. Die Pupillen müssen weit geöffnet sein.
  2. Der Blitz muss sich nahe der Objektivachse befinden, also in nahezu dieselbe Richtung blitzen, wie Du durch den Sucher schaust.

Die Pupillen sind immer dann weit geöffnet, wenn es dämmert oder eher dunkel ist. Der Blitz ist immer dann nahe der Objektivachse, wenn er in der Kamera angebaut ist. Lange Brennweiten begünstigen die rote Augen zusätzlich. Je länger die Brennweite ist, desto eher tritt dieser Effekt auf.

Drei Möglichkeiten gegen Rote Augen

  1. Eine Möglichkeit ist, dass Du Dich dem Motiv näherst und kürzere Brennweiten verwendest. Das ist aber kein Allheilmittel ist.
  2. Eine zweite Möglichkeit wäre die Verlagerung des Blitzes. Da sich der interne Blitz nicht umbauen lässt, müsstest Du einen zweiten Blitz verwenden, den Du oben auf die Kamera aufsteckst.
  3. Die dritte Möglichkeit wäre, wenn Du dafür sorgst, dass die Pupillen sich schließen.

Wie machst Du das?

Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Manche Kameras nutzen den Blitz auch als Fokussierungshilfe. Er blitzt also in schneller Folge, ohne dass dabei ein Foto aufgenommen wird. Diese hellen Blitze sorgen dafür, dass sich die Pupillen des Motivs schnell schließen. Oder Du machst mehrere Aufnahmen in Folge, dann besteht eine gute Chance, dass bei der letzten Aufnahme die Pupillen sich weit genug geschlossen haben. Der Effekt kann so umgangen werden. Vermeide aber bitte Dein Motiv mit zu viel Blitzen zu traktieren – auf Dauer wird das sehr unangenehm sein.

2. Geringe Blitzleistung

Schwieriger wird es, wenn Du in einer Situation blitzen möchtest, für die Dein Blitz eigentlich unterdimensioniert ist.

Kamerainterne Blitze haben meist Leitzahlen im Bereich 8 – 12.

Die Leitzahl ist das Produkt aus dem Abstand in Meter(n) und der verwendeten Blende(nzahl). Du kannst bei bekannter Blende und Leitzahl ausrechnen, wie weit Dein Blitz reicht (bei ISO 100). Im Falle der Leitzahl 12 und einer angenommenen Blende von f/4, ergäbe sich eine Reichweite von 3 Metern (Lz 12 / 4). Du erkennst schnell, dass 3 Meter nicht viel sind und sicher nicht zu einer umfassenden Ausleuchtung der Szene geeignet sind.

Was kannst Du nun tun, wenn Du mehr Reichweite brauchst, aber keinen stärkeren Blitz hast?

Eine Methode wäre ein lichtstärkeres Objektiv zu verwenden. Nehmen wir an, Du hast ein Objektiv, das eine Anfangsblende von f/2 hat. Dann ergäbe die erneute Berechnung der Reichweite schon 6 Meter (Lz 12 / 2). Beachte dabei bitte: Die Öffnung der Blende um zwei Stufen ergibt nur eine Verdoppelung der Reichweite. Du solltest Dir daher folgenden Satz merken, wenn Du öfter mit Blitz arbeitest:

Die Lichtleistung nimmt im Quadrat der Entfernung ab.

Bei doppelter Entfernung des Motivs brauchst Du die vierfache Blitzleistung. Bei einer dreifachen Entfernung schon das Neunfache. Du kommst mit zunehmender Entfernung also schnell an die Grenze der Reichweite – auch bei starken Blitzen. Da die Kameras aber immer rauschärmer werden, kannst Du auch die ISO erhöhen, also die Empfindlichkeit Deiner Kamera gegenüber Licht.

Um die Reichweite des Blitzes zu verdoppeln, musst Du die ISO um zwei Stufen erhöhen (dies entspricht zwei Blendenstufen). So werden aus den 6 Metern Reichweite bei den Leitzahl 12, ISO 100 und f/2 auf einmal 12 Meter bei ISO 400. Und 12 Meter sind ja schon ganz ordentlich.

3. Geisterbilder

Es gibt Situationen, in denen der Blitz nicht die einzige Lichtquelle ist.

Dies ist an sich kein Problem, wenn denn die Verschlusszeit kurz genug ist. Der Blitz selbst ist immer deutlich kürzer, als die eigentliche Verschlusszeit (mit Ausnahme der Kurzzeitsynchronisation).

Alles, was Du daher mit dem Blitz beleuchtest (als Hauptlicht), wird daher auch bei schnellerer Bewegung einfrieren. Schwieriger wird es, wenn Du die Lichtstimmung der Umgebung einfangen möchtest und sich daraus eine Verschlusszeit von 1/10 Sekunde oder länger ergibt.

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Wie Du siehst, wurde die Kamera (durch Auflegen) ruhig gehalten, der Hintergrund ist nicht verwackelt. Der Blitz selbst hat seine Leistung sauber abgegeben und das Motiv entsprechend korrekt beleuchtet. Allerdings hat sich das Modell während der Aufnahme bewegt. Durch das Umgebungslicht sind diese Bewegungen als Geisterbilder zu sehen.

Zugegeben, man kann diesen Effekt auch bewusst herbeiführen und fotografisch nutzen, um zum Beispiel Bewegungen zu visualisieren. Aber oft sind sie eben nicht gewollt. Verwackeln kannst Du durch Aufstützen oder durch ein Stativ verhindern. Wenn sich das Motiv bewegt, bleibt Dir nur, die Verschlusszeit zu verkürzen, bis das Blitzlicht zur Hauptlichtquelle wird. In diesem Fall friert der kurze Blitz die Bewegung ein, der Hintergrund wird dann aber mehr oder minder schwarz sein.

Die andere Methode wäre dem Motiv zu sagen: Bitte nicht bewegen. Dies funktioniert daher nur bei einem menschlichen Modell.

Hier eine ähnliche Situation mit vergleichbarem Licht. Das Modell hat kurz still gehalten, es entstehen daher keine Geisterbilder.
Hier eine ähnliche Situation mit vergleichbarem Licht. Das Modell hat kurz stillgehalten, es entstehen daher keine Geisterbilder.

Nun haben wir die Grundlagen gelegt, damit Du im nächsten Schritt nun wirklich in die praktische Anwendung gehen kannst. Der nächste Artikel beschäftigt sich mit dem Aufhellblitzen in der Porträt- und Modellfotografie.

3 Kommentare

  1. Wenn schon das Thema „Blitz + lange Belichtungszeit“ angesprochen wird, so sollte bei der Gelegenheit auch erwähnt werden, dass der Blitz dann sinnvollerweise auf den „2. Vorhang“ synchronisiert wird. In der Bedienungsanleitung der Kamera nach „Blitz-Synchronisation“ suchen.
    Der Blitz löst so erst unmittelbar vor dem ENDE der Belichtungszeit aus.
    Vorteil: der erwünschte Unschärfe-Wischer geht in die richtige Richtung.
    Am Beispiel eines vorbeifahrenden Autos würde das Bild sonst so aussehen, als führe das Fahrzeug rückwärts (Unschärfe wäre VOR dem Auto).

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