Meine Kamera ist drei Jahre alt, brauche Ich eine neue? – Teil 2: Makro und Rauschen

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In Zusammenarbeit mit SIGMA

Im ersten Teil hast Du gesehen, wie gering die Unterschiede zwischen älteren und neueren Kameramodellen sind, insbesondere wenn man mit Objektiven aus dem unteren Preissegment arbeitet. Die Steigerung der Anzahl der Pixel des Bildsensors bringt kaum etwas, wenn Dein Objektiv selbst gar nicht die optische Auflösung bietet, die der neuere Sensor benötigt.

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Nun wäre es aber unfair diesen Vergleich nur auf das KIT-Objektiv zu beschränken, das übrigens absolut alltagstauglich ist.

Aus diesem Grund führen wir diesen Vergleich jetzt mit anderer Technik weiter und verwenden nun ein deutlich besseres Objektiv.

Das nun verwendete EF 100/2,8 L IS USM Makro gehört zu den schärfsten Objektiven, die Canon auf dem Markt bietet und löst daher die Details wesentlich besser auf. Dafür kostet diese Linse auch mehr als jede der hier im Test verwendeten Kameras. Im anschließenden Abschnitt des zweiten Teils zeigen wir Dir noch einen Vergleich, der schon etwas mehr die Spreu vom Weizen trennt, denn wir werden in die hohen ISO vordringen. Bereit? Legen wir los!

Der Makrovergleich

Für diesen Vergleich haben wir das Makroobjektiv mittels einer Stativschelle auf einem Stativ befestigt. Der Vorteil so einer Schelle ist, dass Du schnell vom Quer- zum Hochformat wechseln kannst, ohne dabei das Motiv aus dem Sucher zu verlieren, da Du die Kamera um die Objektivachse drehst.

In diesem Fall ging es aber einfach nur darum, die Kamera am Objektiv wechseln zu können und dabei das Motiv nicht zu verändern.

Die kleinen Unterschiede, die Du sehen wirst, liegen am leichten Wind. Natürlich waren all vier Kameras wieder gleich eingestellt. In diesem Fall also der Bildstil Standard, One Shot (Single Focus), Blende f/8 (um einigermaßen Schärfentiefe zu haben) und ISO 100. Betrachte erst einmal die folgenden Fotos, die alle auf dasselbe Format skaliert wurden:

Nun war es nicht möglich die Fotos immer mit derselben Fliege an derselben Stelle zu machen, dazu sind die Tiere zu flink.

Bei dem Vergleich solltest Du daher weniger auf die Fliege achten, als vielmehr auf die Blüte der Silberdistel, auf die fokussiert wurde. Mit etwas gutem Willen, wirkt das Foto der ältesten Kamera sogar ein bisschen klarer. Dies liegt daran, dass es am wenigsten verkleinert wurde und das Objektiv deutlich höher auflöst, als der Sensor.

Aufgrund der geringen Pixeldichte müssen weniger Details beim Verkleinern miteinander verrechnet werden. Nun ist es aber unfair für die neueren Modelle nur verkleinerte Fotos zu vergleichen. Daher haben wir für Dich 100%-Ausschnitte in einer Größe von 800 x 800 Pixeln gemacht:

Wenn Du die Ergebnisse so vergleichst, dann wirst Du schnell erkennen, dass es doch deutlichere Unterschiede gibt, als bei den Fotos in Teil 1.

Das Foto der 750D mit 24 MP ist deutlich detailreicher, als die anderen Fotos und in der 100%-Ansicht bei gleicher Pixelzahl natürlich sichtbar größer.

Das Foto der 550D ist dagegen etwas unscharf. Wir haben es mit Absicht so gelassen, denn es zeigt das Problem, dass eine Schärfebeurteilung auf dem Kameramonitor nur begrenzt hilft. Die Kamera zeigt dir immer nur eine verkleinerte Vorschau an (je nach Kameramodell und Hersteller etwa 25% Größe des Originals), weil sonst der Bilderaufruf in der Kamera zu lange dauern würde. Die Unschärfe ist aber so gering, dass sie sich mit wenig Mühe und bei Verkleinerung auf übliche Ansichtsgrößen kaum bemerkbar macht.

Du siehst also: Wenn Du viele Megapixel in der Kamera hast, dann macht es Sinn, wenn Du auch in Deine Objektive investierst.

Viele Megapixel machen nur dann Sinn, wenn Deine Objektive diese auch ausreichend mit Auflösung „versorgen“ können.

Wenn Du Dich für eine neue Kamera mit viel mehr Pixeln entscheidest, dann kann das einige Folgekosten mit sich bringen, wenn Du die Auflösung auch ausreizen möchtest.

Du wirst übrigens feststellen, dass man in den Ausschnitten sehen kann, dass die Fotos oft ein wenig verwackelt sind. Wir haben bewusst diesen Fehler belassen und nicht korrigiert. Denn wenn Du die Ausschnitte mit den kompletten verkleinerten Aufnahmen vergleichst, wirst Du zwei Dinge feststellen:

  1. In der verkleinerten Ansicht auf fotocommunity-Format siehst Du nichts von der Verwackelung (auf dem Kameramonitor bei der Bildkontrolle übrigens auch nicht, trotz Lupe).
  2. Trotz strahlender Sonne reichten ISO 100 bei f/8 nicht aus, um scharfe Bilder zu produzieren. Du musst also die ISO erhöhen. Dazu kommen wir dann im nächsten Teil des Beitrages.

Wir haben dann übrigens noch eine andere Kamera an das Objektiv angeschlossen (Position unverändert), eine Kamera mit Kleinbildformat und ansonsten gleichen Einstellungen:

Diese Kamera hat weniger Megapixel, als die EOS 750D, aber verteilt auf eine doppelt so große Fläche. Dadurch bekommst Du bei demselben Motivabstand und Abbildungsmaßstab natürlich viel mehr Motiv auf den Sensor. Und wenn Du davon einen 100%-Crop machst, dann sind die Details kleiner, als bei der EOS 750D, aber „rattenscharf“. Dies liegt daran, dass die Pixel größer sind und einen größeren Abstand zueinander haben.

Rauschen und ISO

Bisher haben wir die Kameras sozusagen im „Idealmodus“ betrieben – ISO 100 –, also mit Einstellungen, bei denen sie die besten Ergebnisse bezüglich der Bildqualität liefern.

Diese Vergleiche werden Dich absolut nicht weiterbringen, wenn es darum geht zu entscheiden: Brauche ich wirklich eine neue Kamera?

Die Unterschiede sind vermutlich in den meisten Fällen viel zu gering.

Aber fotografierst Du immer unter Idealbedingungen (ausreichend Licht für ISO 100)? Vermutlich nicht.

Auch daran haben wir natürlich gedacht und daher den Vergleich weitergeführt. Du siehst hier vier Fotos. Alle Fotos wurden mit ISO 1.600 gemacht (mehr kann die EOS 450D nicht).

Wenn Du die Fotos genau anschaust (eben in dieser verkleinerten Version), siehst Du dort Unterschiede?

Wir sehen keine (außer wieder den Farbunterschieden durch den automatischen Weißabgleich). Und wirkliches Rauschen siehst Du auch nicht, oder?

Du erkennst also, dass Rauschen bei ausreichend Licht nicht wirklich ein Thema ist, sofern Du wirkliche Schatten im Bild vermeidest.

Wo ist aber nun der Unterschied zwischen einer neuen und einer alten Kamera?

Zu dieser Frage müssen wir ein wenig ausholen.

Sicherlich hat sich die Technik der verwendeten Sensoren über die Kameragenerationen verbessert. Aber sicher nicht in dem Umfang, den man aufgrund der Rauscharmut moderner Sensoren vermuten könnt.

In den Kameras arbeiten Bildprozessoren, die Jahr für Jahr verbessert werden. Sie werden vor allem schneller und können heutzutage ein Vielfaches an Rechenoperationen gegenüber früheren Prozessoren ausführen. Um das Rauschen aus dem Foto heraus zu rechnen, werden die Messergebnisse eines einzelnen Pixel immer mit den Werten der Umgebungspixel verglichen.

Je leistungsfähiger der Bildprozessor ist, je mehr Vergleichsrechnungen können pro Foto gemacht werden.

Im Ergebnis sind die Fotos dann einfach rauschärmer. Dazu haben wir für Dich natürlich wieder einen Vergleich parat:

Damit Du die Fotos besser vergleichen kannst, haben wir die Fotos sorgfältig ausgerichtet und auflösungsbereinigt. Das bedeutet, dass wir die Fotos alle auf das Format der 450D reduziert haben, damit wir immer gleichgroße Bildausschnitte zeigen können.

 

Mit allen Kameras haben wir mit ISO 1.600 fotografiert und soweit möglich die ISO immer um volle Stufen erhöht und eine weitere Aufnahme gemacht. Du siehst, das selbst bei hohen ISO noch wirklich viele Details zu sehen sind. Bei der EOS 550D und der EOS 650D siehst Du bei den hohen ISO grüne, rote und blaue Farbflecken. Dies nennt man Farbrauschen. Diese Art Rauschen ist bei der EOS 750D völlig verschwunden, es zeigt sich nur noch ein leichtes Luminanzrauschen (Helligkeitsunterschiede), das bei weitem nicht so störend wirkt.

Zum Vergleich haben wir auch noch einmal eine Fotoreihe mit der derzeit modernsten APS-C-Kamera von Canon gemacht, der EOS 7D II, die sogar ISO 51.200 bietet und dazu noch eine Reihe mit der EOS 5D III, also dem großen Sensorformat, das sogar bis ISO 102.400 geht.

Nun ist natürlich die EOS 7D II im Vorteil, denn sie hat zwei Bildprozessoren und nicht nur einen, wie die anderen Modelle. Sie kann daher nochmal mehr Rechenoperationen ausführen, als die Kameras des eigentlichen Vergleichs. Wenn Du Dir nun noch nachfolgende Fotos der EOS 5D III anschaust, wirst Du eine erstaunliche Feststellung machen.

Das der Bildausschnitt bei gleichem Abstand der Kamera mehr vom Motiv zeigt, ist natürlich klar.

Bis ISO 6.400 wirken die Fotos schärfer und detailreicher, als die vorherigen. ISO 12.800 ist sicher noch verwendbar, aber alle ISO darüber sind kaum noch verwertbar und nur noch vom akademischen Interesse.

Du siehst also: Der Vorteil der Rauscharmut bei dem großen Sensorformat ist gar nicht so groß.

Fazit

Du hast gesehen, dass man mit hohen ISO durchaus gute Fotos machen kann und dass neue Kameramodelle diesbezüglich wirklich Vorteile bieten. Dies gilt natürlich auch für andere Marken wie Nikon, Sony oder Pentax. Das eine oder andere Modell von Nikon ist da sogar deutlich und sichtbar besser, als die hier gezeigten Modelle von Canon.

Wie bringt es Dich bei der Entscheidung weiter, ob Du eine neue Kamera brauchst? Stelle Dir die Frage:

Wie oft fotografiere ich in Situationen mit wenig oder sehr wenig Licht?

ISO 25.600 bedeutet nämlich, dass wirklich wenig Licht vorhanden sein muss, damit Du so hohe ISO für ein richtig belichtetes Foto brauchst. Wenn Du Dir diese Frage beantwortet hast, bist Du einen großen Schritt weiter in Deiner Entscheidungsfindung.

Mit diesem Teil beenden wir die Vergleiche auf Ebene der Bildqualität. Es gibt noch einen dritten Teil, der sich mit der Technik der neuen und alten Modelle auseinandersetzt. Damit hast Du dann alle Informationen an der Hand, dass Du selbst entscheiden kannst:

Brauche ich eine neue Kamera?

 

25 Kommentare

  1. Die Rauschreduktion der Bildprozessoren nutzt wenig, wenn man in RAW fotografiert, was ich jedem nur empfehlen kann.

    Letztendlich sind es neueren Kamerasensoren, die etwas weniger rauschen.

    Und bei der Marke gibt es doch Unterschiede. Zum Beispiel rauschen die älteren Pentax-Modelle (K-10D) ab ISO 800/ISO 1600 bereits sehr stark. Da lohnt sich ein neueres Modell. Bei Nikon gibt es zwar auch Verbesserungen bezüglich des Rauschens, aber die alten Modelle hatten bereits ein gutes Rauschverhalten und die Verbesserung ist lange nicht so groß wie bei Pentax.

  2. Bei Makro benötige ich zur Vermeidung von Verwacklungsunschärfe extrem kurze Belichtungszeiten von unter 50us (1/20 000s) Deshalb ist immer ein Blitz nötig, dann reichen die 100 ISO. Deshalb ist auch hier die Sigma SD1M überlegen, positiv bei Makro ist der kleine Sensor.

    1. Moin,

      es geht uns in der Artikelserie nicht darum, die Überlegenheit irgendeiner Marke oder Kamera herauszuarbeiten.

  3. kurze Anregung an die Redaktion: Macht ergänzend 100%-Ansichten für alle Kameras ohne sie auf die 450D herunterzuskalieren (da kann eine Graukarte helfen, falls ihr die Größenunterschiede als Problem anseht). Das ist Standard und ermöglicht dem User abzuschätzen, wie gut er die Auflösung für Ausschnitte, Horizontbegradigungen etc. nutzen kann. Verwendet Rauschbeispiele mit Helligkeitsverläufen und dunklen Bildbereichen. Das ist Standard und wichtig, um das ISO-Rauschen beurteilen zu können.

    Sprecht das RAW-Format an. Damit kann man Schatten viel besser aufhellen als im JPEG-Format. Sprecht die Probleme des JPEG-Formats mit verwaschenen 100%-Ansichten oberhalb von ISO 3.200 an (gilt durch die Bank auch für neue Modelle).

    Und bitte duzt den Leser weniger und legt ihm nicht in den Mund, was er gelernt haben soll oder wollt ihr hier nur 14Jährige ansprechen?

    VG Stefan_tf

  4. Es gibt eine Grenze im Verhältnis einer hohen ISO und der Notwendigkeit hoher Verschlussgeschwindigkeit, ein Problem, welches mir immer wieder vor Augen führt, wie schwer sich APS-C Sensoren tun. Zwar hat sich das Rauschverhalten generell gebessert, ist aber auf Vollformatsensoren unschlagbar. Da ich häufig Naturaufnahmen in der Dämmerung mache, heißt das für mich: Die nächste ist ein Vollformat!

  5. Wenngleich ich auch Makros mache (alte Nikon D 5000) mit SIGMA AF Macro 50 mm mit und ohne Balgengerät – aber auf die Idee ISO 1600 zu verwenden käme ich nie. In vielen Fällen hilft ein guter Ringblitz ! Auch zuviel „technisches Gelabere“ kann manchen die Lust am Makro nehmen – und den Vollfreak überzeugt es eh nicht.

    1. Hallo Eschi,

      danke für Deinen Beitrag. Es ging in dem Beitrag nicht um Makro im speziellen, sondern wir haben ein Makro verwendet, weil es eine sehr hohe Auflösung hat, die auch mit vielen Megapixeln umgehen kann. Zur Makrofotografie kommen eigene Beiträge.

  6. Auch wenn ich meine Brille aufsetze und ganz nahe an den Bildschirm gehe, kann ich viel weniger Unterschiede ausmachen, als ihr im Text behauptet. Außer der veralteten 450D und den extremen ISO-Zahlen sind die Unterschiede nicht so groß.

    Aber ist eigentlich egal. Erstens wird der Amateur, der den Aufstieg wagt, im RAW-Modus fotografieren. Damit sehen die Vergleich etwas anders aus. Zweitens hat er meist mehr vom Geld, wenn er in eine Linse, in einen Blitz oder in ein Stativ investiert. Drittens hat er vielleicht noch mehr Nutzen, wenn er es für Bücher, einen Fotokurs oder einfach Reisen zu Locations ausgibt.

    1. Hallo Rene,

      stimmt die Unterschiede sind gar nicht so groß. Dies ist eine der Kernaussagen, die wir zeigen wollten. Wir werden das Thema zum Herbst hin aber noch vertiefen.

    1. Hallo Roland,

      es sollte auch nie ein Profi-Test werden. Zu einem Profi-Test gehört ein Profi-Testlabor. Profi-Tests findest Du in nahezu allen Fotomagazinen. Norbert und ich kommen aus der Praxis. Wir beurteilen Fotos nach objektiven UND subjektiven Kriterien. Danke für Dein Feedback.

  7. Beim ISO-Vergleich (mit 1.600 ISO) handelt es sich bei den erste beiden Fotos (der 450D und 550D) definitiv um dasselbe Foto! (vergl. die beiden Staubflecken oben links, die auch bei den Bildern zum Makrovergleich bei der 450D zu erkennen sind)

    1. Du hast Recht.Danke für den Hinweis. Bei den vielen gleichen Fotos hat wohl die Betriebsblindheit zugeschlagen. Sobald ich ein Zeitfenster habe, werde ich die 4 Aufnahmen neu machen und ersetzen.

  8. ich benutze oft für makro Aufnahmen eine Fujicolour Finepix V10 (mittlerweile 10 Jahre alt) und bekomme immer noch sehr gute Aufnahmen

    1. Hallo Harthmut. Ich habe selbst zwei Kameras von Fuji, die beide schon älter sind und bin immer noch begeistert von der qualität der Bilder.

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